Düsseldorf Schauspielhaus eröffnet Saison im Theaterzelt am Rhein

Erst ein Jahr später wird das Theater an den Gründgens-Platz zurückkehren. Intendant Schulz kommt trotzdem - mit Ideen für neue Aufführungsorte.

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Düsseldorf. Wilfried Schulz eröffnet am 16. September 2016 seine erste Spielzeit als neuer Schauspielintendant. Das ist eine gute Nachricht. Denn bei seiner Vertragsunterzeichnung hatte er erklärt, er komme nur nach Düsseldorf, wenn er im sanierten Theater am Gustaf-Gründgens-Platz auftreten könne.

Daraus wird nun nichts: Im und um das Haus wird saniert und gebaut. Das Projekt Kö-Bogen II verzögert sich, bis 2017 ist damit an einen feierlichen Spielbeginn im Schauspielhaus nicht zu denken. Schulz kommt trotzdem. Das hat er gestern nach der Sitzung des Aufsichtsrates in Düsseldorf gesagt und damit eine Debatte der vergangenen Tage beendet.

Aus der „Katastrophe“, wie der 63-Jährige das eingetretene Szenario 2014 bezeichnete, ist eine „Chance“ geworden. „Wir nutzen diese Chance, auf die Stadt zuzugehen, sie zu erkunden“, sagt Schulz. Dafür plant er fünf Produktionen an verschiedenen Orten — zusätzlich zum Spielbetrieb im Central am Hauptbahnhof, das bereits von Jahresbeginn an als Ausweichspielstätte dem Schauspielhauses dient.

Vom Thalia-Theater stammt ein Zelt, das Schulz von September bis Ende Oktober am Rhein aufbauen will. 500 Zuschauer finden dort Platz. „In einem solchen Zirkuszelt bewegen wir uns zwischen Volkstheater und sozialer Aktion“, kündigt er an. Wie schon in Dresden, wo er noch bis zum Sommer Theaterchef ist, will er auch an seiner neuen Wirkungsstätte Flüchtlingscafés einrichten. „Rechtspopulismus, Reichtum und Armut — das werden in Düsseldorf wichtige Themen bei mir sein.“

Im Capitol geht das Kinder- und Familienstück zur Weihnachtszeit über die Bühne. Weitere geplante Spielstätten sind die Kunstsammlung, das Tanzhaus NRW und die ehemalige Botschaft am Worringer Platz. „Hier können wir uns auch eine nachhaltigere Nutzung vorstellen“, sagt Schulz. Über die zusätzlichen Kosten für diese Aktionen schweigen sich die Beteiligten aus. In verschiedenen Kreisen werden Summen zwischen vier und fünf Millionen Euro genannt.

Nachhaltigkeit ist Schulz nach eigenem Bekunden wichtig. So hat er sich mit den beiden Gesellschaftern des Theaters, Stadt und Land, darauf geeinigt, dass das denkmalgeschützte Schauspielhaus deutlich umfassender saniert wird als bisher geplant. Für 14 Millionen Euro sollte ab Jahresbeginn vor allem das Rohrleitungssystem erneuert werden.

Jetzt stehen neben der Fassade auch die Innenräume des Theaters auf der Liste mit Forderungen, die sich Schulz sein Zugeständnis an Düsseldorf kosten lässt. Kassenhaus, Garderobe, Toiletten — all das will er erneuern lassen. „Dieses Haus ist ein kommunikativer Ort, an dem Kunst stattfindet.“ So solle der Denkmalschutz sich auch in den Dienst der Nutzbarkeit stellen, lautet seine Meinung.

Oberbürgermeister Thomas Geisel, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Schauspielhauses ist, wollte sich gestern auf keine konkreten Maßnahmen und Kostenschätzungen festlegen. Ein Architekturbüro werde beauftragt, genau das zu ermitteln. In drei Monaten sollen die Ergebnisse vorliegen, so seine ambitionierte Planung. Geisel: „Dann entscheidet der Rat.“