„Ohne Rücksicht auf Likes oder Shitstorms“ Tote Hosen wenden sich nach Anschlag emotional an ihre Fans

Düsseldorf · Nach dem Anschlag in München wirbt die Band in einem emotionalen Post für Nächstenliebe und die Demokratie. Das Grundrecht auf Asyl müsse erhalten bleiben.

(lukra) Der mutmaßlich islamistische Anschlag in München löst deutschlandweit Bestürzung aus. Ein 24 Jahre alter Afghane war am Donnerstag mit seinem Auto offenbar gezielt in das Ende eines Demonstrationszuges gefahren, hatte 36 Menschen verletzt. Zwei von ihnen, eine 37-jährige Frau und ihre zwei Jahre alte Tochter, sind am Samstag ihren Verletzungen erlegen. Die Ermittler gehen von einem islamistischen Hintergrund aus.

Die Toten Hosen, schon in der Vergangenheit für politische Statements bekannt, haben sich ebenfalls erschüttert über die Ereignisse geäußert. In einem emotionalen Posting wenden sie sich an ihre Fans.

„Wir haben lange überlegt, ob wir uns in diesen Tagen äußern sollten oder nicht“, heißt es dort. Es sei schließlich Wahlkampfzeit. „Und da schreien eh schon alle durcheinander, ohne sich wirklich zuhören zu wollen.“ Brauche es da wirklich noch eine weitere Stimme aus Düsseldorf? „Wir wissen es selbst nicht genau. Wir haben ganz simpel das Gefühl, dass wir mit unseren Gedanken nicht alleine sein wollen“, schreibt die Band.

Der Anschlag habe aber noch einmal das Bedürfnis gestärkt, die Stimme, die die Gruppe unstrittig hat, zu nutzen. „Ohne Rücksicht auf Likes oder Shitstorms.“ Ihr Mitgefühl sei bei den Opfern und ihren Familien. Es handele sich um eine abscheuliche Tat, die schockiert und Ohnmacht empfinden lässt. „Die Anhäufung dieser brutalen Überfälle ist erschütternd und besorgniserregend“, schreiben die Toten Hosen.

1

Wie darüber diskutiert wird, stehe aber bereits unter starkem Einfluss rechtspopulistischer Strategien. „Wir dürfen nicht in diese Falle tappen!“ Die Front verlaufe nicht zwischen „uns Deutschen und den Ausländern. Sie verläuft zwischen unserer Gesellschaft (also allen Menschen, die hier leben, egal welcher Herkunft und Nationalität) und Gewalt, Hass und Intoleranz. In diesem Land darf einfach kein Platz sein für Islamismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus!“, schreibt die Band.

Alle wollten verhindern, dass Schwerkriminelle und Gewaltverbrecher hier ihr Unheil anrichten können. „Bestrafung, Gefängnis, gegebenenfalls Ausweisung und Abschiebung für die, die eindeutig schuldig sind.“ Trotzdem müsse das Grundrecht auf Asyl erhalten bleiben. „Weil es ein Menschenrecht ist und wir uns als ein Land und eine Kultur der Nächstenliebe und Toleranz verstehen.“

Deutschland brauche eine deutlich bessere und differenzierte Migrationspolitik, schreiben die Musiker. „Auch zum Schutz derer, die in Deutschland ihr Zuhause gefunden haben und hier in Frieden leben möchten. Die Rechtsextremen jubeln heimlich über Gewalttaten wie in München oder Aschaffenburg, denn sie sind das Öl, das ihren Motor schmiert.“

Zorn und Angst seien aber keine guten Ratgeber. „Die Demokratie steht gerade weltweit auf wackeligen Beinen“, schließen die Toten Hosen. „Sehen wir zu, dass sie in Deutschland stabil bleibt!“

(lukra veke)