Warten auf einen dezenten Knall

Im Aaper Wald wurde am Donnerstagvormittag eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft.

Rath. Kurz nach 10 Uhr schnappt sich Jost Leisten Zange und Hammer. Zusammen mit seinen drei Kollegen vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung macht er sich auf den Weg. Nach etwa 200 Metern querfeldein durch den Aaper Wald, stehen die Männer vor dem Loch im Waldboden. Ungefähr 50 Zentimeter unter der Erde ragt das Ende einer britischen Fünf-Zentner-Fliegerbombe in die Luft; die Spitze steckt noch in der Erde.

Während die Männer vom Kampfmittelräumdienst mit ihrer Arbeit beginnen, steht in der näheren Umgebung des Bombenfundorts alles still. Etwa anderthalb Stunden heißt es: warten. Niemand darf in einem Umkreis von 500 Metern um den Fundort der Bombe draußen sein. 1600 Menschen, die in dem Gebiet wohnen, dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen. Betroffen sind auch das Augusta-Krankenhaus, die Joachim-Neander-Schule, zwei Kindergärten und ein Waldkindergarten.

"Wir sind mit 70 Mann von Feuerwehr, Polizei, Ordnungs- und Servicedienst und Gartenamt im Einsatz", sagt Feuerwehrsprecher Hans Jochen Hermes. Gegen 10 Uhr beginnen sie, die Straßen zu sperren. In regelmäßigen Abständen hallt die Stimme eines Ordnungshüters durch die Straßen. Die Anwohner werden per Lautsprecher daran erinnert, dass sie ab 11 Uhr, die Häuser nicht mehr verlassen dürfen.

Um 11 Uhr ist die Oberrather Straße wie ausgestorben, nur die Einsatzkräfte stehen einsam auf ihren Posten. An einigen Absperrungen sammeln sich Menschen. Viele von ihnen wollen zum Augusta-Krankenhaus. "Ich bin mit der Bahn aus Ratingen gekommen", sagt Wilhelm Münch (81). "Vor etwa vier Wochen habe ich einen Termin um 11.30 Uhr mit dem Krankenhaus gemacht. Abgesagt hat mir niemand." Nun muss er warten, bis die Entschärfung geglückt ist.

Keine Zeit zum Warten hatte der Fahrer eines Privatwagens, der einen Mann mit Herzinfarkt ins Krankenhaus bringen wollte. Ihn ließen die Ordnungshüter durch die Absperrung. Hermes: "Der Mann war schon ganz bleich. Das hätte keinen Sinn gemacht, ihn in ein anderes Krankenhaus zu bringen."

Gegen 11.20 Uhr ist ein dezenter Knall zu hören, Jost Leisten ist die Entschärfung geglückt. 20 Minuten hat der Fachmann gebraucht, um den Zünder mit der Zange auszubauen und den Detonator noch im Aaper Wald zu sprengen. "Die Bombe ist nun transportfähig. Sie kommt erstmal in unser Zwischenlager in Ratingen. Dann wird sie nach Ringelstein gebracht, wo sie zerlegt wird." Kurz nach der Nachricht, dass die Entschärfung erfolgreich war, hat das Warten ein Ende. Die Sperrungen werden aufgehoben und das Leben kehrt auf die Oberrather Straße zurück.