Warum Oberbürgermeister Elbers kein Kohlekraftwerk will
Die Stadt soll ihre Lebensqualität ausbauen, sagt OB Dirk Elbers. Er will die regenerativen Energiequellen ausbauen.
WZ: Herr Elbers, Sie haben sich gegen das Kohlekraftwerk ausgesprochen - obgleich es sich um eine Investition von 700 Millionen Euro handelt. Warum?
Dirk Elbers: Wirtschaftlich betrachtet, ist das ein Investment, was man eigentlich braucht - auch wenn dadurch keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden. Aber aus Sicht der Nachhaltigkeit und unseres Klimaschutzprogrammes, mit dem Düsseldorf eine Vorreiterrolle einnimmt, passt ein Kohlekraftwerk schlecht ins Bild.
Was sind die Alternativen?
Elbers: Erst einmal Gas. Natürlich arbeiten wir auch am Ausbau regenerativer Energiequellen wie Erdwärme und Solarenergie und dezentraler Blockheizkraftwerke. Wir werden ja fortgesetzt zum Nachdenken gezwungen. Die Kohleverstromung halte ich nicht für eine Technik der Zukunft.
Aus den Stadtwerken ist zu hören, die Politiker scheuten wegen der Kommunalwahl 2009 die Zustimmung für das Kraftwerk.
Elbers: Das glaube ich nicht, solch eine wichtige Entscheidung darf nicht abhängig sein von einem Fünf-Jahres-Rhythmus.
Glauben Sie, dass die Stadtwerke sich dem Votum der Politik beugen?
Elbers: Das weiß ich nicht. Ich gebe aber zu bedenken: Die Stadtwerke wollten die Meinung der Stadt- und jetzt bekommen sie diese. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Beschluss gegen die Mehrheit des Stadtrates und die Stadtverwaltung gibt. Die Stadtwerke haben bei mir auch nicht den Eindruck hinterlassen, dass sie mit vollem Herzen hinter dem Projekt stehen. Vom Vorstand und den Arbeitnehmern war in den letzten Monaten kaum etwas zu hören. Jetzt Druck aufzubauen, weil eine erste Bestellung über 20 Millionen Euro nötig sei, ist kein ausreichender Grund für einen Schnellschuss.
Ihr Vorgänger hat sich nicht gegen das Kohlekraftwerk gestellt. Setzen Sie andere Schwerpunkte als Joachim Erwin?
Elbers: Die Welt dreht sich weiter. Wir müssen schauen, dass sie sich in die richtige Richtung weiterdreht. Düsseldorf hat eine hohe Aufenthaltsqualität und viel Grün. Diese Qualität müssen wir bewahren und ausbauen.
Wird Düsseldorf jetzt eine grüne Stadt?
Elbers: Es muss eine bleiben und wir müssen diesen Status ausbauen, wo es geht. Das muss auch in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise möglich sein. Wenn das Kohlekraftwerk nicht gebaut wird, wird damit also auch ein Zeichen gesetzt.
Passt das zum Anspruch der wachsenden Stadt?
Elbers: Auf jeden Fall. Was haben wir davon, die Grenze von 600000 Einwohnern zu erreichen - aber die Stadt verliert an Qualität und die Menschen wandern wieder ab. Ein Plangebiet wie der Derendorfer Güterbahnhof ist für mich beispielhaft, weil hier neben unterschiedlichen Wohnformen viel Grün und Platz für Kinder geschaffen wird. Als Linie gilt für mich: Grundstücke arrondieren, Gelände umnutzen - aber Freiflächen schützen. Ich möchte nicht, dass wir alles zubauen.
Das Thema hat für Sie offenbar einen besonderen Stellenwert. Woher kommt Ihre Motivation?
Elbers: Es berührt den Charakter unserer Stadt im Kern. Mich hat sehr beeindruckt, was die Jury-Vorsitzende der Entente Florale bei ihrem Besuch in Düsseldorf gesagt hat. Das ist eine Frau, die seit Jahrzehnten Städte in Europa bereist. Sie war fasziniert von unserer Stadt, unseren vielen Parks, dem gepflegten Charakter. Es gebe kaum eine Stadt, die so viel Bäume hat. Und glauben Sie mir: Diese Leute wissen, ob irgendwo nur für eine Jury ein paar Blumenkübel aufgestellt wurden.