Warten nach Plan: Bahn fährt nur alle 20 Minuten
Viele Linien fahren in der Innenstadt schon ab 19 Uhr seltener – zum Ärger vieler Fahrgäste, die in der Kälte stehen.
Düsseldorf. Als die Geschäfte noch um 18.30 Uhr schlossen und die meisten Arbeitnehmer um 17 Uhr nach Hause fuhren, waren Straßenbahnen und Busse nach 19 Uhr meist leer. Doch diese Zeiten sind lange vorbei: durch längere Öffnungs- und Arbeitszeiten fahren immer mehr Leute immer später nach Hause.
Nur bei der Rheinbahn scheint dieser Trend noch nicht angekommen zu sein. Ungerührt fahren viele Linien ab 19 Uhr nur noch im 20-Minuten-Takt, darunter stark frequentierte wie die 703 oder 706 und etliche Stadtbahnen wie die U75.
Das Ergebnis zeigt sich allabendlich an der Heinrich-Heine-Allee. Viele warten frierend eine viertel Stunde auf die Bahn. Und wenn die dann kommt, ist sie voll besetzt. "Die Zustände sind katastrophal. Ich stehe jedes Mal ewig in der Kälte", sagt Isabell Schiefer aus Gerresheim. "Die Bahnen müssten abends viel öfter fahren." Das sieht auch Edgar Rudolph so: "In anderen Großstädten, zum Beispiel in München, ist der Takt viel besser auf die arbeitende Bevölkerung abgestimmt."
Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher gibt zwar zu, dass es für Wartende abends unangenehm sein kann. Dennoch spiegele der Fahrplan die aktuelle Fahrgastnachfrage. "Der absolute Höhepunkt ist morgens zwischen 7 und 8.30 Uhr. Dann flaut es zwar ab, bleibt aber auf einem konstanten Niveau bis 18, 19 Uhr. Dann sinkt der Andrang merklich", sagt er.
Iko Tönjes vom Verkehrsclub Düsseldorf indes widerspricht dem und fordert ein erweitertes Angebot: "Dass der dünne Abendtakt bereits um 19 Uhr einsetzt, ist einfach nicht mehr zeitgemäß." Erst ab 20.30 Uhr könne die Rheinbahn so verfahren.
Der richtige "Takt" sorgt für eine Dauerdiskussion bei der Rheinbahn. Jüngst entzündete sie sich an der neuen Stadtbahnverbindung (Verlängerung U79) zur Universität. Stadt und Rheinbahn glaubten zunächst, ein 20-Minuten-Takt reiche auch in den Stoßzeiten zu Vorlesungsbeginn und -ende. Doch sie mussten schnell lernen, dass es nicht reicht. Jetzt fährt die U79 alle zehn Minuten.
Das Verkehrsunternehmen verweist bei dem Thema stets auf die Kosten. Schumacher: "Jedes Mehr an Leistung kostet auch mehr Geld - unsere Kunden und die Stadt."
Prinzipiell unterstützt das Rathaus diese Sicht, schließlich muss die Stadt das Defizit mit Steuergeldern ausgleichen. Andreas Hartnigk, der CDU-Verkehrsexperte und Aufsichtsratsvorsitzende der Rheinbahn, sagt: "Mir ist eine volle Bahn alle 20 Minuten lieber, als zwei halbleere alle zehn Minuten."
Zusätzliche Fahrten auf zentralen Linien zwischen 19 und 20 Uhr seien für das Unternehmen teuer: "Jeder einzelne Zug verursacht zusätzliche Kosten für Personal, Energie und abschreibung", sagt Hartnigk. Dennoch will er eine neue Fahrgast-Analyse haben: "Der Zeitraum 19 bis 20 Uhr muss auf einigen Linien neu untersucht werden."