WZ-Telefon: Tinnitus ist keine Krankheit
Fachleute beantworten Fragen rund um das Pfeifen und Rauschen im Ohr.
Krefeld. Tinnitus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Es beschreibt eine subjektive Geräuschwahrnehmung, ohne tatsächlich vorhandene äußere Töne.
"Da es sich um keine Krankheit handelt, gibt es auch keine Heilung", sagen die Experten am WZ-Telefon.
"Man kann den Betroffenen jedoch die Ängste nehmen und den Ton in den Hintergrund des Wahrnehmungszentrums verlagern - ganz gleich, ob es ein Brummen, Zischen, Pfeifen oder Rauschen ist."
Das Auftreten von Tinnitus betrifft vor allem Menschen um die 50, die "immer funktionieren", sagen die Fachleute.
Dr. Martin Kusatz, Leiter des Tinnitus-Therapie-Zentrums in Krefeld, Hals-Nasen-Ohrenarzt Dr. Olaf Schmidt und Christian Lipinski von der DAK haben während der Telefonaktion für die WZ-Leser ebenfalls ständig ein Klingeln im Ohr. Das der Telefone.
Tinnitus sei eine Riesenchance, zurückzuschalten und in Zukunft ein besseres und stressfreieres Leben zu führen. Der Körper meldet: "Ruhe, bitte!"
Die Geräusche sind übrigens körpereigen und immer vorhanden, nur ist die Wahrnehmung dann eine andere. Werden sie hörbar, kann das eine Überlastungsreaktion auf Dauerstress, Hauterkrankungen, Asthma oder Bluthochdruck sein.
Die Angst einer Krefelderin, dass Tinnitus einen Gehirnschlag oder andere Krankheiten auslösen könnte, ist jedoch unbegründet, so die Mediziner.
Ein 67-jähriger sportlicher Mann hat ebenfalls Ohrgeräusche. "Ich rege mich immer über alles auf", gibt er zu. Beim Ohrenarzt hat er Medikamente bekommen, die jedoch auf Dauer nicht helfen.
"Ich werde nicht hektisch und lebe mit dem Geräusch." Er könnte das Therapie-Zentrum aufsuchen, lautet der Ratschlag der Fachleute.
Bis zu drei Monate nach dem ersten Auftreten seien Medikamente in Ordnung, erklären die Mediziner. Danach sei eine Therapie im Zentrum am Deutschen Ring 90 sinnvoll.
"Die großen Krankenkassen zahlen die Behandlung. Infusionen und Tabletten laut Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen hingegen nicht mehr."
Auch bei einer 35-Jährigen aus Bockum ist der Tinnitus eindeutig auf Stress zurückzuführen. Sie hat Migräne, eine große Familie und vor Kurzem die Kündigung bekommen.
Einige Anrufer fragen nach dem Neurostimulator. Das ist ein Gerät, das am Arm angelegt wird und den Nervenstatus derart stimulieren soll, dass die Geräusche nicht nachzuweisen sind. "Es ist durch keine Studie nachgewiesen, dass diese Geräte wirklich wirksam sind."
Insgesamt nehmen die psychosomatischen Erkrankungen, zu denen auch der Tinnitus zählen kann, zu. Außerdem: Waren Ende des vergangenen Jahrhunderts 80 Prozent der Betroffenen Frauen, sind es heute zu 80 Prozent Männer.