Grippewelle in Hilden und Haan Grippewelle vor dem Höhepunkt

Hilden/Haan · Das Infektionsgeschehen ist auch in Hilden und Haan angekommen. Fachleute gehen davon aus, dass der Scheitelpunkt noch nicht erreicht ist.

Der Haaner Allgemeinmediziner Dr. Uwe Griesbach (l.) hält eine Grippeschutzimpfung noch für sinnvoll.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wer zurzeit in Arztpraxen und Apotheken Rat und Hilfe sucht, der muss mitunter längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Denn aufgrund der immer noch herrschenden Erkältungs- und Grippewelle sind auch die Teams in den Gesundheitsberufen derzeit ausgedünnt. So hat Claudia Schmidt-Soltau von der Fabricius-Apotheke in Hilden kaum Zeit für eine kurze Verschnaufpause: „Das Geschehen ist auf jeden Fall angezogen“, berichtet sie.

Gefragt werden von den Kunden Erkältungsmedikamente, aber auch Antibiotika und Asthma-Sprays. Das Problem: Bei Antibiotika – auch für Erwachsene – sowie Asthma-Sprays gebe es weiterhin Lieferengpässe. Und eine Entspannung ist nicht in Sicht, denn noch steht die Karnevalszeit bevor – und mit ihr wird die Nachfrage nach hilfreicher Arznei noch steigen: „Die Karnevalszeit ist immer High Noon für uns, wie wir gerne sagen. Danach ebbt die Welle dann wieder ab“, weiß Schmidt-Soltau aus Erfahrung. Tests, die es auch in der Apotheke zu kaufen gibt, könnten dabei helfen, eine richtige Grippe von einer Erkältung zu unterscheiden. Und wollen Menschen auf Nummer sicher gehen, „dann ist auch noch Grippe-Impfstoff auf Lager“.

Das bestätigt auch Dr. Uwe Griesbach, der Sprecher der Haaner Ärzteschaft. Der Internist hält eine Grippeschutzimpfung vor den „tollen Tagen“ durchaus für angeraten, weil das Krankheitsgeschehen aller Erfahrung nach rund um den Karnevalshöhepunkt immer noch einmal zusätzlich an Fahrt aufnehme. Dabei sei momentan nicht nur zu beobachten, dass die Vielzahl an Grippe-und Erkältungspatienten die Wartezimmer der Ärzte noch stärker fülle, als ohnehin schon – nicht selten treffe dieses zusätzliche Patientenaufkommen auch noch auf eine dezimierte Mitarbeiterschaft. Denn auch das medizinische Personal ist nun mal nicht immun gegen die Krankheitserreger: „In dieser Hinsicht hatten wir mit unserer Praxis in diesem Jahr bisher noch Glück“, berichtet Griesbach. Es gebe jedoch Praxen, die es schwerer getroffen habe.

Deutlich mehr Influenza-Fälle
als vor einem Jahr

Tatsächlich kann nach Angaben des Kreisgesundheitsamts „aufgrund der Dynamik der Zunahme an bestätigten Fällen einer Infektion mit dem Influenzavirus von einer Grippewelle gesprochen werden“. Bestimmt werde das derzeitige Infektionsgeschehen maßgeblich durch Influenza, welche einer Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz unterliegt. Demnach wurden im Januar dieses Jahres insgesamt 584 Influenzafälle mit Labornachweis an das Kreisgesundheitsamt Mettmann übermittelt. Zum Vergleich: Im Januar vergangenen Jahres waren es 385 Fälle. In der nun ablaufenden Woche wurden bereits 192 Influenzafälle im Kreis Mettmann nachgewiesen, davon acht in Hilden und 54 in Mettmann. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich noch höher, weil sich die Symptome verschiedener Atemwegsinfekte decken und sich viele Personen nicht auf die „echte“ Grippe testen lassen.

Die aktuell laufende Grippewelle begann Mitte Dezember vergangenen Jahres. Erfahrungsgemäß endet sie laut Kreisgesundheitsamt meist zwischen der achten und elften Kalenderwoche, also Mitte März.

Nicht an allen, aber doch an einigen Schulen macht sich das Krankheitsgeschehen ebenfalls bemerkbar. So spricht die Leitung der Marie-Colinet-Sekundarschule in Hilden zurzeit von einem Ausfall von zehn Prozent bei Schülern und Lehrerkollegium. Anders bei der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule: Dort sei eine ganz normale Erkältungswelle wie auch schon in den Jahren zuvor in Gang. „Grippefälle hatten wir toi toi toi noch keinen“, heißt es. Würden zwei und mehr an der Schule auftreten, so seien diese ans Kreisgesundheitsamt denn auch meldepflichtig.

Krankheitsbedingte Ausfälle meldet auch Christian Hoffmann, Leiter der Gesamtschule Haan. Das alles bewege sich in diesem Jahr jedoch in einem normalen Rahmen, betont er. Größere Unterrichtsausfälle oder gar Schulschließung – davon sei man weit entfernt, was sowohl Lehrer als auch Schüler aus einem Grund ganz besonders freut: „Wir haben zurzeit unsere alljährliche Projektwoche, die am Samstag endet“, sagt Christian Hoffmann. Die Präsentation der Ergebnisse – immer ein Höhepunkt – sei zum Glück nicht gefährdet.

Barbara Müller ist Leiterin des Caritas Kinder- und Familienzentrums Hasenhaus in Haan. Die Kita bietet insgesamt 52 Plätze in drei Gruppen für Kinder im Alter von sechs Monaten bis zum Schuleintritt. Wo sonst fröhliches Gewusel das Bild bestimmt, ging es vor etwas mehr als zwei Wochen krankheitsbedingt deutlich ruhiger zu „Da hatten wir den höchsten Punkt der Krankheitswelle in unserer Einrichtung erreicht“, berichtet Müller. Mittlerweile laufe alles wieder im grünen Bereich. Gleichwohl blickt die Kita-Chefin schon jetzt gespannt auf die nächsten zwei Wochen, wenn das Karnevalsgeschehen am Hasenhaus voll zuschlägt. „Ich hoffe sehr, dass wir unbeschwert feiern können“, wünscht sich Barbara Müller – denn Karneval, das sei normalerweise nicht nur die Zeit des Frohsinns, sondern auch der Magen-Damen-Infekte, weiß sie raus langjähriger Erfahrung: „Und das macht nun wirklich keinen Spaß.“