Kinderfreundliches Haan Ein Koffer voller Kinderrechte
<irwordspace style="word-spacing 015625em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Haan </irglyphscale></irwordspace> · Als „kinderfreundliche Kommune“ hat Haan einen „Kinderrechtekoffer“ angeschafft mit Material für Familien und Schulen. Der froschgrüne Reisetrolley steht in der Bücherei zur Ausleihe für alle bereit.
Schutz vor Gewalt in der Erziehung, Förderung durch Bildung und Recht auf Beteiligung: Das sind im Groben die Schwerpunkte der internationalen Kinderrechte. In der Bundesrepublik Deutschland gelten sie seit über 30 Jahren, doch immer noch scheinen nicht alle darüber informiert zu sein. Umso wichtiger ist es, die Inhaber dieser Rechte, also die Kinder selbst, darüber aufzuklären.
In den Schulen sind Kinderrechte schon lange Teil des Unterrichts, bestätigt Pädagogin Eva Wunsch, Klassenlehrerin der 4b in der Grundschule Bollenberg. Das Mitbestimmungsrecht wird dort über ein eigenes Schülerparlament gewährleistet, um das sich Wunsch persönlich kümmert. Doch obwohl die Grundsätze der Kinderrechte im Schulalltag gelebt werden – sich theoretisch mit ihnen auseinanderzusetzen, fiel in der Vergangenheit häufig schwer. „Wir hatten vorher gar nicht so viele Materialien“, berichtet Wunsch. Das ist dank des neuen Kinderrechtekoffers nun anders.
Memory-Spiele und Bildkarten für japanisches Papiertheater
In dem froschgrünen Reisetrolley, den die Stadt im Rahmen des Aktionsplans „Kinderfreundliche Kommune“ angeschafft hat, liegen allerlei Materialien parat: kleine Hefte mit kindgerechten Informationen, Memory-Spiele, sowie Bildkarten für ein Kamishibai (japanisches Papiertheater), die allesamt die Kinderrechte behandeln. Besonders beliebt sind die Memory-Spiele. In der einfachen Version müssen Kinder Aussagen aus den Kinderrechten mit gezeichneten Bildern paaren. Im Spiel für Fortgeschrittene lassen sich insgesamt drei Karten miteinander verbinden: Aussage, Erklärung und Bild.
„Beim Kamishibai schieben wir die Bildkarten in den mitgelieferten Rahmen und kommen darüber ins Gespräch“, erklärt Wunsch. Auf einer der Karten ist beispielsweise eine Schulklasse im Stuhlkreis zu sehen, darunter Kinder verschiedener Hautfarben und Bedürfnisse. Es soll das Recht auf Gleichheit darstellen, das besagt, dass jedes Kind, egal welcher Nationalität, Religion oder ungeachtet seiner körperlichen oder geistigen Einschränkungen, ein gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft ist und demnach nicht aufgrund seiner Herkunft oder Kondition benachteiligt werden darf. Und das, berichtet Schulleiter Philipp Slusarczyk, werde an der Grundschule Bollenberg als inklusive Schule tagtäglich vorgelebt.
Trotzdem seien Mobbing und Ausgrenzung hin und wieder auch dort ein Thema, räumt er ein: „Als Schule brauchen wir das Rüstzeug, um solch schwierige Themen und Situationen immer wieder zu besprechen und vorzubeugen.“ Durch den Koffer ließen sich viele Dinge darstellen, und die Kinder dafür sensibilisieren, vielleicht auch für Verhältnisse, die zu Hause nicht gut sind. „Wir wollen ihnen Stärke mitgeben, um für ihre Rechte einstehen zu können.“ Dass das klappt, hat Eva Wunsch bereits erlebt. In der Schule seien Schüler mit Handicap im Alltag integriert und niemand behandele jemanden anders. „Außerhalb der Schule, das sehen die Kinder natürlich, ist das häufig anders. Sie machen sich Gedanken, fragen mich, warum das so ist. Und ich habe auch schon mitbekommen, dass sich die Kinder bei einer Diskriminierung auch selbstbewusst für andere eingesetzt haben. Sie erkennen Ungerechtigkeiten.“ Ihr persönlich sei es sehr wichtig, die Kinder früh zu mündigen Menschen zu erziehen, besonders in der heutigen Zeit. „Für mich gehört das alles zur Demokratiebildung dazu und das ist wichtig zu vermitteln.“
Alleine gelassen werden die Kinder mit den neuen Erkenntnissen nicht, betont Slusarzcyk. Schulsozialarbeiterin Stefanie Brandenburger etwa sei regelmäßig im Einsatz, biete sich als Ansprechperson an. An sie können sich Kinder wenden, wenn es Probleme gibt, in der Schule oder aber auch zu Hause. Dabei muss es keineswegs immer nur um das Schlimmstmögliche gehen. Häufig geht es auch um eine einfache Vermittlung zwischen Eltern und Kindern, Verständnis füreinander aufzubringen, Mitbestimmung innerhalb der Familie zu etablieren oder auch den Schutz der Privatsphäre einzuhalten. Internationale Kinderrechte eben, die in Deutschland seit über 30 Jahre gelten.