Tag der offenen Tür: Christliche Hospiz- und Trauerbegleitung

Sterbebegleitung ist keine leichte Aufgabe. Kirsten Walter und Magdalene Becker bewältigen diese aus Überzeugung.

Frau Walter, Frau Becker, am kommenden Samstag ist der Welthospiztag. Beteiligt sich die Christliche Hospiz- und Trauerbegleitung Haan daran?

Kirsten Walter: Ja, wir laden zu einem Tag der offenen Tür in unser Büro an der Diekerstraße 100 ein. Zwischen 10 und 13 Uhr informieren wir dort über uns und unsere Tätigkeit.

Was bezwecken Sie mit dieser Öffentlichkeitsarbeit?

Walter: Wir wollen zeigen, dass jeder bis zur letzten Minute in Würde leben kann. Und wir wollen das Tabuthema Tod brechen. Die meisten Menschen, die wir treffen, versuchen, das Thema von sich zu schieben. Wir versuchen, es aufzulockern.

Wie lässt sich denn ein so schweres Thema auflockern?

Magdalene Becker: Wir stehen dafür, dass der Tod zum Leben gehört. Auch das Abschiednehmen hat viel Normalität. Wir wollen dabei helfen, so viel Normalität wie möglich aufrechtzuerhalten.

Wie lässt sich denn im Wissen um den nahenden Tod noch Normalität aufrechterhalten?

Becker: Man darf die Realität natürlich nicht verleugnen. Es ist nun mal so, wie es ist. Aber auch wer bettlägerig ist, kann noch Freude am Leben haben. Das versuchen wir zu unterstützen. Welche Freuden gibt es denn noch auf dem Sterbebett? Walter: In unseren Gesprächen müssen wir weg von dem, was der Kranke nicht mehr kann, und hin zu dem, was er trotz seiner Lage noch kann. Manchmal ist das schon ein Gespräch über ein Thema, über das er mit seiner Familie nicht reden kann.

Ist es denn nicht schwer, mit einem Fremden über sein Innenleben zu sprechen?

Becker: Es ist häufig zu sehen, dass Kranke sich bei Fremden leichter öffnen können als gegenüber engen Familienmitgliedern. Walter: Dabei ist es die Kunst, herauszufinden, wie es in der Familie läuft, wie dort mit dem Thema umgegangen wird.

Das kann aber nicht jeder.

Walter: Deshalb werden unsere Helfer geschult.

Was muss ein Helfer können?

Walter: Er braucht keine spezielle Qualifikation. Bei uns mitmachen kann aber nur, wer einen Kurs bei Christine Günther mitgemacht hat.

Was ist das für ein Kurs?

Walter: Er teilt sich in zwei Teile. Nach dem Grundkurs kommt ein kurzes Praktikum und danach ein Aufbaukurs. Zusammen sind das etwa 100 Stunden.

Und was sind die Inhalte?

Becker: Am Anfang steht die Beschäftigung mit sich selbst, mit den Themen Sterben und Tod. Auch die Distanz ist wichtig, die ein Helfer wahren sollte. Nicht jeder Kranke möchte sich anfassen lassen.

Und was ist mit der eigenen Distanz, damit dem Helfer das Thema nicht nachläuft?

Becker: Wir achten darauf, dass wir unseren Helfern eine Supervision zur Seite stellen. Außerdem bieten wir ihnen einmal monatlich ein Treffen an, in dem belastende aber auch schöne Dinge angesprochen werden können.

Wie entsteht der Kontakt zu den Kranken und ihren Familien?

Walter: Wir haben mit den Jahren ein Netzwerk mit Seniorenzentren, Krankenhäusern und Ärzten aufgebaut. Immer häufiger kommen aber auch die Angehörigen direkt zu uns.