Ärger für Radler geht weiter
Politik sieht keine Chance für das Sicherheitskonzept mit sozialer Komponente.
Langenfeld. Der Diebstahl und das Demolieren von Fahrrädern an den S-Bahnhöfen in Langenfeld und Berghausen ist für alle, die von dort aus zur Arbeit, zum Studium, Einkauf oder Kulturgenuss in die Großstädte pendeln, ein wachsendes Ärgernis. Laut Polizei wurden 2006 an den Bahnhöfen 95 und im vergangenen Jahr 170 Räder gestohlen. Mit einer Fahrradstation, die gleichzeitig Langzeitarbeitslosen die Chance bietet, sich durch Dienstleistungen rund ums Rad zu qualifizieren, wollten die Grünen dafür sorgen, dass die Abstellanlagen möglichst lange im Blick gehalten werden. Beim Prüfauftrag machte 2007 die CDU-Mehrheit mit. Nach der jetzt im Bau- und Verkehrsausschuss geführten Diskussion sieht es danach aus, als müssten sich Radler noch länger damit abfinden, dass ihre Drahtesel schon mal verschwinden.
"Nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch machbar. Für Langenfeld ist so eine Station einfach eine Nummer zu groß", sagte Manfred Stuckmann (CDU). Zuvor hatte Referatsleiter Wolfgang Honskamp über den Besuch der Fahrradstationen in Duisburg sowie der im Aufbau befindlichen am Ratinger Ost-Bahnhof berichtet. "Vor dem Hintegrund, dass es in Langenfeld keine bestehenden Gebäude gibt und offenbar auch keine Zuschusstöpfe für die Betreiber sozialer Konzepte, können wir das Ding gegenwärtig nur beerdigen", so Marcel Kowalski (CDU). Wie die WZ berichtete, winkt die Gemeinnützige Gesellschaft gegen Arbeitslosigkeit (GGA) angesichts der Vergabepraxis der Bundesagentur für Arbeit als Träger schon ab.
Johannes Spieth (Grüne) sprach GGA-Geschäftsführer Jürgen Öxmann das ernsthafte Interesse am Projekt ab. "Bei über 150 Rad-Diebstählen pro Jahr wäre dort mehr soziale Kontrolle sinnvoll", sagte er. Diese zu organisieren, sei nicht Aufgabe des Bau- und Verkehrsausschusses, so Bernhard Baer (SPD). Christdemokrat Kowalski formulierte die Mehrheitsmeinung: "Wir können über die Ratinger Erfahrungen in zwei Jahren noch einmal reden. Wenn wir bis dahin etwas an den Fahrrad-Boxen tun, werden wir dem tatsächlichen Bedarf vielleicht schon gerecht."
Günter Mielke vom Verkehrsreferat hatte vor Kurzem noch von einer Warteliste mit mehr als 60 Namen für die 110Boxen am Galgendriesch gesprochen. Am Freitag musste er auf WZ-Nachfrage einräumen: "Die Anlage steht derzeit nicht zur Verfügung." Der Grund: Blitzeinschlag und gut acht Jahre Betrieb sollen den elektronischen Schlössern der Container so zugesetzt haben, dass immer mehr sich nicht sicher öffnen ließen. Mielke: "Das Chip-Karten-System wird bis zum Herbst durch herkömmliche Schlösser ersetzt." Am 27. November will die Stadt zudem eine Satzung vorlegen, die statt bisher 12,50Euro bis zu 70Euro Miete pro Jahr vorsieht. "Bei der geringen Miete wurden viele Boxen nicht regelmäßig genutzt. Was ist Radfahrern das Plus an Sicherheit wirklich wert?", lautet für Marcel Kowalski jetzt die Frage.