Langenfeld: Ansturm auf das Marktkarree

Gestern ging das Einkaufszentrum im Herzen der Stadt an den Start. Die Westdeutsche Zeitung begleitete die Leserin Renate Metz bei ihrem ersten Rundgang.

Langenfeld. "Von außen betrachtet wirkt das Marktkarree eine Nummer zu groß", sagt Renate Metz (70). Die WZ-Leserin lebt seit 1980 in Langenfeld. Sie hat jeden Baustein zur Gestaltung der neuen Mitte mitverfolgt. An der Innenstadt schätzt sie, "dass man hier fast alles fußläufig erledigen kann".

Doch etwas fehlt Metz im Angebot des Einzelhandels dann doch. "Wenn ich etwas für mich zum Anziehen kaufen will, muss ich nach Leverkusen oder Düsseldorf fahren, um fündig zu werden", sagt sie, während sie auf den Eingang zum neuen Einkaufszentrum an der Solinger Straße zugeht. "Ich hoffe, drinnen gibt es nicht nur Klamotten für junge Leute", fügt sie hinzu.

Minuten vorher hatten an gleicher Stelle Bürgermeister Magnus Staehler (CDU) und Miro Vorbauer, Geschäftsführer des Investors TKN Marktkarree GmbH, mit Schnitten durchs rote Band den Weg freigegeben für mehr als 500 Neugierige, die am Eröffnungstag gleich zu Beginn dabei sein wollten. Begleitet von lauten Trommelschlägen strömte die Menge aus, um in den Läden auf Schnäppchenjagd zu gehen. Zeitgleich verließen die letzten Handwerker das Marktkarree. Bis zur letzten Minute hatten sie für den gelungenen Start gearbeitet.

Als Miro Vorbauer seine Baustelle um 0.30 Uhr zuletzt gesehen hatte, waren selbst bei ihm Zweifel aufgekommen, ob alles rechtzeitig fertig würde. "So viel wurde hier noch geschraubt, gesägt und geputzt", gestand er. Doch letztlich waren ein kurzer Stromausfall, ein paar Farb- und Mörtelkleckse, fehlende Firmen-Schilder und das noch wenig einladend wirkende "Schlemmer-Karree" im Obergeschoss nur kleine Schönheitsfehler.

"Es lebe die Vielfalt", lautet der Slogan des Marktkarrees. "Doch dafür stehen wir nicht allein, gemeint ist die Vielfalt einer Stadt, die sich als ein großes Einkaufszentrum versteht", betont Centermanager Dirk Strehlau das Miteinander für den Erfolg des Langenfelder Einzelhandels.

"Bonita - den gibt’s doch schon in der Stadtgalerie", wundert sich Renate Metz, als ihr der erste Laden mit Damenmode auffällt. Doch die Mode, die es dort zu kaufen gibt, ist ebenso wenig ihre Kragenweite wie jene bei "Esprit" oder "New Yorker".

"Dress for the moment - Kleide dich für den Moment - das ist nicht meine Devise. Bei mir müssen die Sachen zumindest eine Saison lang halten", sagt die aktive 70-Jährige. Bei "Gerry Weber" bleibt sie etwas länger vor dem Schaufenster stehen. Metz: "Oh, ja! Das könnte etwas sein. Aber da gucke ich lieber mal rein, wenn es etwas ruhiger ist."

Beim Drogeriemarkt "Müller" setzt sie dann doch einen Fuß über die Schwelle. "Hier gibt es ja auch jede Menge Spielzeug für meine beiden Enkelinnen." Renate Metz ist sich sicher, dass sie mit der Acht- beziehungsweise Zwölfjährigen bald wieder dorthin zum Stöbern kommt.

Und auch die große Auswahl an CDs beeindruckt die Freundin von Klassik, Gospels und Jazz. Schnell lacht sie ein Sampler von Miles Davis an. "Meine CDs sind nämlich alle bei meinem Schwiegersohn. Der will sie mir alle auf einen iPod laden", erklärt Metz. Doch trotz des "unglaublich günstigen Preises" stellt sie den Tonträger wieder ins Regal. Die Schlange vor der Kasse ist ihr viel zu lang.

"Das Marktkarree ist ausgesprochen etwas für junge Leute", lautet das Fazit für die Langenfelderin. Allerdings fügt sie hinzu: "Als wir in den 70er-Jahren mit Sohn und Tochter noch bei Pittsburgh in den USA gewohnt haben, waren wir selbst ganz verrückt nach so etwas."