Langenfeld: Auch Busfahren will gelernt sein

Die rund 180 Fünftklässler der Gesamtschule trainieren jetzt die sichere Fahrt zum Unterricht.

Langenfeld. "Bus fahren kann doch jeder, das ist kinderleicht" lautet eine weit verbreitete Meinung. Wer sich an einem Freitagmittag an den Haltestellen "Am Schlangenberg" in Richrath umschaut, kommt leicht zu einem anderen Urteil. Direkt nach Ende der sechsten Unterrichtsstunde, machen sich alle 1233Gesamtschüler der Bettine-von-Arnim-Schule auf den Weg ins Wochenende.

Knapp die Hälfte von ihnen stürmt über schmale Wege zu den Bussen der Linie 785 und 790. Vor den Wartehäuschen beginnt dann das Gerangel um die besten Plätze für den Einstieg. Wenn sich die Bustüren öffnen, schiebt sich die Menge rücksichtslos ins Wageninnere.

Die Unfallgefahr wächst. Erst im August 2007 hatte eine Elfjährige schwere Verletzungen erlitten, nachdem sie vor einen fahrenden Bus geschubst worden war.

"Gerade die Jüngsten haben in dieser Situation Angst. Das sprechen sie immer wieder an", sagt Schulleiterin Anne Ackers-Weiss. Die Gesamtschule hat darauf reagiert.

Ackers-Weiss: "Seit zwei Jahren wird die Auseinandersetzung mit dem Thema intensiviert. Die Polizei war mehrfach vor Ort. Die Rheinbahn und die beiden Städte haben uns mit dem Einsatz zusätzlicher Busse sowie dem Entzerren der Haltestellen für die Fahrten in Richtung Langenfeld und Hilden unterstützt."

Für die sechs fünften Klassen wird der verkehrspädagogische Unterricht jetzt um einen neuen Baustein ergänzt. Die rund 180 Schüler besuchen in der nächsten Woche jeweils einen Tag lang die "Busschule". Einen Vorgeschmack darauf, was sie dort erwartet, erhielten gestern schon einmal zehn Mädchen und Jungen aus der Klasse 5.6 mit ihrem Lehrer Bernhard Spanke.

"Habt ihr den Eindruck, dass hier alles rund läuft?", fragt Ina Baumann die Kinder, nachdem sie im Bus von Fahrer Willi Weinmeister (56) Platz genommen haben. "Nee, hier wird rumgeschubst und es wird gedrängelt", antwortet Denis (10 Jahre).

"Das kommt schon vor", sagt Celina (10). "Ja, ist das denn nicht normal?", will die Rheinbahn-Pädagogin (53) wissen. "Nö, man schubst doch nicht. Da kann man doch unter die Reifen kommen", weiß Denis.

Mit seinen Klassenkameraden Viktoria (10) und Tobias (11) soll er zeigen, wo man sicher auf den Bus wartet. Das Trio stellt sich nicht am Bordstein auf, sondern unterm Dach des Wartehäuschens. Dafür gibt es Applaus.

Bei 400 wartenden Schülern dürfte dieses vorbildliche Verhalten in der Praxis aber nur schwer durchzuhalten sein.

Dann erfahren die Schüler, wie sie auch ohne Sitzplatz risikoloser Bus fahren. "Der sicherste Stand ist der eines Skateboarders", sagt Baumann und stellt sich in der Wagen-Mitte seitlich zur Fahrtrichtung hin.

"Die coole Schulter zeigt nach vorne, die Knie sind leicht eingeknickt, und an der Stange müsst ihr euch festhalten wie ein Surfer am Segel", sagt sie. Die Schüler probieren es aus. Plötzlich erhalten sie von der Trainerin Stöße von allen Seiten. Mit denen wird das Anfahren, Bremsen und Kurvenfahrten simuliert. Keines der Kinder fällt. Prüfung bestanden!

Was einem mit den Händen in den Hosentaschen bei einer Vollbremsung passieren kann, das wird erst ab Montag gezeigt. "Dafür haben wir unser Crash-Dummy ,Tim Tonne’ dabei", sagt Ina Baumann als sie das Plastikfass mit aufgemaltem Jungen zeigt.