Langenfeld: Ein Brauhaus für Richrath
Das gut 100 Jahre alte Gebäude Kaiserstraße 98 wird modernisiert. Bis Ende Januar soll dort eine Schankwirtschaft eröffnen.
Langenfeld. Das gut 100 Jahre alte Haus an der Kaiserstraße hat viel erlebt. Die Tanzveranstaltungen waren legendär, die Leute kamen von weit her. Hier wurden zeitweise auch Bahn-Fahrkarten verkauft. Diese Zeiten sind lange vorbei, doch die Gaststätte soll auferstehen.
Das dreigeschossige Steinhaus am Bahnübergang in Richrath war von einem Solinger erbaut worden. Das Zeitalter der Gaststätte mit Gartenwirtschaft "Richrather Hof" mit vielerlei Amüsement war angebrochen. Noch heute wissen es einige alt eingesessene Bürger.
"Im Rondell war immer was los", sagt Rolf Lindemann. "Legendär waren die Zuckerstückchen, die mit Schnaps beträufelt waren", sagt Lindemann, der neben der Gaststätte eine Tankstelle betrieben hatte. Erst wurde die Gaststätte von der Familie Blank, dann von Familie Pohler betrieben.
Damals gab es noch viele urige Wirtshäuser in Richrath: "Die Krone" von Meyers Män, "Fußbachs Steff". Dort hing das Schild "Als Moses an den Felsen klopfte, aus jedem Stein das Wasser tropfte. Viel größer ist das Wunder hier, wenn Stefan klopft, dann fließt das Bier". Günter Zimmermann, Richrather Urgestein, erinnert sich noch genau an die Zeiten "im ahle Richrod".
Kneipen am Rietherbach, an der Haus-Gravener-Straße, an der Augustastraße. Vieles wurde in Speise-Lokale umgewandelt, der "Richrather Hof" beherbergte zuletzt ein China-Restaurant. Geblieben ist als Schankwirtschaft "Ewen" an der Kaiserstraße. "In einem Stadtteil mit etwa 16000 Einwohnern fehlte schon lange eine Gastwirtschaft, in der man auch mal nur auf ein Bier vorbeischauen kann. Das vermissen die Leute", sagt Hans Krieger, selbst alteingesessener Richrather.
Als der Chinese nach 20 Jahren im Sommer 2008 aus dem Haus Kaiserstraße 98 auszog, kaufte Krieger die Immobilie. Seitdem wird das Gebäude entkernt, saniert, erhält einen weißen Anstrich und soll bis Ende Januar 2009 als Brauhaus wieder eröffnet werden. Sieben Mitarbeiter und Teilzeitkräfte könnten dort einen Arbeitsplatz finden.
Das Gasthaus wurde auf 250 Quadratmeter erweitert, soll über einen Raucherbereich verfügen, erhält eine Theke und Tische, an denen nicht nur getrunken, sondern auch kleine Gerichte verzehrt werden können. 120 bis 150 Personen sollen im "Richrather Hof" Platz finden. Auch ein Gesellschaftsraum für Familienfeste und Vereinstreffen wird es geben. "Ich stehe in Verhandlungen mit einem tüchtigen Pächter", sagt Krieger.
Lokalhistoriker Paul Heinz Schwieres hat in Büchern Fotos vom "Richrather Hof" vorgestellt. Auf denen unter anderem der große Schriftzug an der Stirnseite zu sehen ist, mit dem der Biergarten beworben wurde. Auch dieser soll neu entstehen.