Langenfeld: SPD-Parteivorstand fällt Fraktionschef in den Rücken

Bürgermeisterwahl: Für die Parteispitze ist Sascha Steinfels (25) erste Wahl. Deshalb zieht Fraktionschef Gerd-Peter Heinrichs (51) jetzt seine Bewerbung zurück.

Langenfeld. Bei der SPD gibt es Zoff, schon länger unter der Decke und jetzt auch ganz öffentlich. Es geht um die Frage, wer für die Sozialdemokraten 2009 ins Rennen ums Bürgermeisteramt gehen soll. Der Parteivorstand hat sich jetzt dafür ausgesprochen, den gut 250 Mitgliedern Mittwoch auf Gut Langfort (18 Uhr, Seminarraum) den stellvertretenden Parteivorsitzenden und Kreistags-Nachrücker Sascha Steinfels (25) als Kandidaten vorzuschlagen. Daraufhin zog gestern Fraktionsvorsitzender Gerd-Peter Heinrichs (51) seine Bewerbung für die Nominierung zurück.

"Dass es zwei Bewerber für eine Position gibt, ist nur legitim. Aber dass der Vorstand so kurz vor dem Parteitag noch einen eigenen Kandidaten aus dem Hut zaubert, kann ich nicht akzeptieren. Ich fühle mich persönlich beschädigt", sagte Heinrichs.

Er habe sein Interesse bereits im September 2007 bei einer Parteiversammlung öffentlich gemacht, und dafür nicht nur aus der Fraktion viel Zustimmung erfahren. Das Vorgehen der engeren Parteiführung erinnere ihn jetzt an den Putsch 2003 von Oskar Lafontaine gegen den SPD-Bundesvorsitzenden Rudolf Scharping.

Heinrichs: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich nur zur Verfügung stehe, wenn die Partei mich geschlossen unterstützt. Diese Bedingung ist nicht gegeben. Auch die Weiterarbeit als Fraktionsvorsitzender erscheint mir unmöglich. Ich werde nach dieser Wahlperiode daher nicht mehr für den Rat kandidieren."

Er hätte sich gewünscht, dass die SPD den Bürgern einen Kandidaten vorstellt, der die Qualifikation besitze, das mittelständische Unternehmen Stadt mit mehr als 600 Beschäftigten zu führen, fügte Heinrichs hinzu.

Diese Qualitäten sieht der Verwaltungsdirektor, der die Abteilung für Personalentwicklung der Stadt Düsseldorf leitet, bei sich als gegeben an. "Bei allem jugendlichen Elan, bei Steinfels sehe ich keinerlei Voraussetzungen für das Amt", so Heinrichs.

Sascha Steinfels, der seit zehn Jahren Mitglied der SPD ist und sich anschickt, bei der DeutschenBahnAG Fachwirt zu werden, erklärte gegenüber der WZ, dass bei ihm die Entscheidung über Monate gereift sei. "Das ganze muss ja mit Arbeitgeber und Freundin abgestimmt werden", sagte er. Er stehe für den Generationswechsel bei der SPD.

So sieht es auch die Parteivorsitzende Heike Lützenkirchen (49): "Wir haben eine Menge junger Leute gewonnen, die Verantwortung übernehmen wollen. Sascha Steinfels ist auf uns zugekommen. Ich selbst habe eine Kandidatur nur für den Fall in Erwägung gezogen, dass wir absolut niemanden finden."

Der Richrather Steinfels sieht gute Chancen, 2009 die absolute CDU-Mehrheit zu brechen. "Auch bei den Christdemokraten gibt es neue Gesichter. Ich traue mir ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu", meint er.

Bisher habe seine Partei sich meist unter Wert verkauft. Steinfels: "Wir müssen mit dem Ringen um die solidarische Stadt präsenter werden. Nicht bloß mitspielen, sondern ruhig aggressiv einen Gestaltungsanspruch erheben, dafür stehe ich."

Vorstandsmitglied Birgit Mazocha und Fraktionsgeschäftsführerin Angela Baum halten die Kür von Steinfels für nicht akzeptabel. "Ich werde nicht mehr kandidieren. Das Maß ist voll, so geht man nicht mit Menschen um. Da habe ich keine Lust mehr", sagte Baum. Heinrichs erwartet, dass morgen "die Wahl des Bürgermeister-Kandidaten nicht durchgezogen, sondern vertagt wird."