Monheim: Gleichstellungsbeauftragte Herforth feiert 15-jähriges Dienstjubiläum

Interview: Gleichstellungsbeauftragte Gisela Herforth spricht über Erfolge, Niederlagen, Frauen, Männer, Kinder – und verbotene sexistische Plakate im öffentlichen Raum.

Monheim. Freitag Abend war die Ausstellungseröffnung mit Werken von Monheimer Künstlerinnen im Schelmenturm. Anlass ist das Doppeljubiläum: zehn Jahre Monheimer Frauenforum und 15 Jahre städtische Gleichstellungsbeauftragte. Die Stelle hat seit Beginn Gisela Herforth. Im Interview blickt sie zurück - und nach vorn. Und stellt vor allem auch klar, dass sie keineswegs nur für die etwa 230 Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung etwas bewirkt. Außerdem sieht sie sich als ein Teil des Frauenforums, begleitet die Ehrenamtlerinnen.

Wofür muss es eine Gleichstellungsbeauftragte geben?

Gisela Herforth: Um den Artikel3 des Grundgesetzes durchzusetzen: Männer und Frauen sind gleich.

Aber sind sie das nicht längst in der Gesellschaft?

Herforth: Nein, eben nicht. Ich höre zwar jetzt oft, dass wir doch eine Kanzlerin haben. Und das wäre doch der endgültige Beweis für die Gleichberechtigung. Aber immer noch werden Frauen oft schlechter bezahlt, um da nur ein Beispiel zu nennen.

Kann es nicht auch ein Gleichstellungsbeauftragter sein, ein Mann?

Herforth: Nein, das ist gesetzlich klar geregelt. Ich halte das auch für gut. Wenn eine Frau zum Beispiel übel zugerichtet worden ist von ihrem Mann, dann ist die Beratung bei einer Frau mit Sicherheit angenehmer.

Was ist in den 15Jahren Ihr bisher größter Erfolg in Monheim?

Herforth: Das ist etwas, was gar nicht auffällt, weil es nicht da ist: Überall im öffentlichen Raum in unserer Stadt gibt es keine sexistische oder diskriminierende Werbung. Das ist nicht von allein gekommen. Ich konnte Einfluss auf die städtische Satzung nehmen.

Was ist denn sexistische Werbung?

Herforth: Zum Beispiel Plakate mit nackten Frauen, die Werbung für eine Sexmesse machen.

Und wenn da nackte Männer zu sehen wären?

Herforth: Dann ist das genauso sexistisch.

Was ist Ihr bisher größter Flopp?

Herforth: Das war mein erster Versuch, den Frauenförderplan für die Verwaltung auf den Weg zu bringen, kurioserweise unter Bürgermeisterin Ingeborg Friebe. Gescheitert ist es letztlich an der Politik. Erst im zweiten Anlauf hat es dann vor einigen Jahren geklappt.

Und wie sollen Frauen gefördert werden?

Herforth: Da geht es nicht nur um Frauen. Eigentlich ist das ein Personalentwicklungskonzept. Da geht es unter anderem darum, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu kriegen. Das hilft der ganzen Familie. Man kann Männer und Frauen nicht auseinander dividieren. Auch hier zeigt sich die Wirkung nach außen, raus aus dem Rathaus. Der Job der Gleichstellungsbeauftragten beschäftigt sich außerdem auch mit dem männlichen Geschlecht.

Mit dem männlichen Geschlecht? Nennen Sie ein Beispiel.

Herforth: Ich habe mit meinen Kolleginnen auf Kreis-Ebene jahrelang darum gekämpft, Geld für Förderprojekte mit Jungen zu bekommen. Für Mädchen gibt es das seit Jahren. 2007 hatten wir dann endlich Erfolg.

Und was wird da jetzt gefördert?

Herforth: Das steht zum Beispiel Geld für Anti-Aggressionstrainings zur Verfügung.

Seit zehn Jahren gibt es jetzt das Monheimer Frauenforum. Ist das eine Erleichterung für Sie, weil Sie keine Einzelkämpferin mehr sind?

Herforth: Ich war nie eine Einzelkämpferin. Meine Arbeit ist nur mit Verknüpfungen erfolgreich. Aber es ist natürlich schön, dass es das Frauenforum nun schon so lange und vor allem mit so viel Elan gibt. Die Ehrenamtler sind ungeheuer aktiv und erfolgreich. Da macht es doppelt Spaß, sie zu unterstützen. Denn das gehört ja auch zu meinem Job.

Nennen Sie Beispiele für Erfolge des Frauenforums.

Herforth: Die Fragebogenaktion über Angsträume in Monheim war ein Erfolg. Nach der Auswertung wurden Missstände beseitigt. Es gibt Ausstellungen, Stadtführungen und Beteiligungen an Umwelttagen.

Was ist das nächste Projekt des Frauenforums?

Herforth: Das Frauenforum prüft zurzeit, ob nicht ein Totholzpark geschaffen werden kann. Das wird künstlich angelegt. Es wird totes Holz aufgeschichtet. Es wird erlebbar gemacht, wer totes Holz zerlegt, und wie daraus dann neues Leben entsteht.

Was hat ein Totholzpark mit der Situation der Frauen in Monheim zu tun?

Herforth: Er hat was mit der Lokalen Agenda zu tun. Und da wurden Frauen aufgerufen, sich in allen Bereichen mehr zu engagieren. Und ein Stück Natur in die Stadt zu holen, ist ein starkes Engagement.

Ist die Gleichstellung im Rathaus auf einem guten Weg?

Herforth: Mit Einschränkungen. Mit Blick auf die Führungsriege sind wir aus Frauensicht immer noch schwach auf der Brust.