Monheim: Fastelovend im Blut beim Schelmenwecken

Karneval: Die Jecken pilgerten wieder zahlreich zum Schelmenturm. Am Samstag folgt die Prinzenproklamation.

Monheim. "Kumm loss mer fiere": Der Hit der "Höhner" schallt aus den Lautsprechern am Schelmenturm. Emily und Pauline haben sich an den Händen gefasst und tanzen. Leon und Jonathan machen mit ihren Rasseln und Tröten einen Heidenlärm. "Schelm, wach auf", rufen auch die 30 Vorschulkinder aus dem Kindergarten St. Gereon.

Schelmenwecken am Turm - zum 30 Mal. Das wollten sich die Monnemer Jecken nicht entgehen lassen. Aber das große Gedränge in der Altstadt bleibt aus. Viele können sich mitten in der Woche nicht frei nehmen. Andere hatte vielleicht der heftige Regen am Morgen abgeschreckt.

Doch pünktlich um 11.11 Uhr scheint dann die Sonne. Klaus Conzendorf, Sitzungspräsident der Gromoka, trägt das traditionelle Gedicht "Wenn im Hervst der Nevvel fällt" vor. Es ist der Startschuss zum Beginn der fünften Jahreszeit. Endlich ist der Schelm, das Gegenstück zum Hoppeditz, geweckt.

Zum mittlerweile fünften Mal ist die Zahnarzthelferin Tanja Bölken in das blau-rote Kostüm der Monheimer Traditionsfigur geschlüpft. "Was hat sich in Monheim seit Aschermittwoch getan?", will der Schelm wissen. "Auf dem Monberg ist Gastronomie", weiß Klaus Conzendorf. "Allerdings kommen nicht alle die 106 Stufen dort hinauf." "Du, Schelm, könntest mit dem Lastenaufzug fahren, damit werden alle Flaschen nach oben transportiert." Der Schelm ist aber überhaupt nicht beleidigt. "Ich bin ein Monnemer Mädchen, ich habe Fastelovend im Blut", sagt sie.

Natürlich geht es auch um die Kandidatur des Bürgermeisters im nächsten Jahr. Thomas Dünchheim ist selbstverständlich beim Schelmenwecken dabei. "Das wird der selbst noch nicht genau wissen", entscheidet Klaus Conzendorf salomonisch. "Lasse mer noch schunkeln", ruft er den Narren zu. Die Kindergartenkinder lassen sich das nicht zweimal sagen, Edilson aus Afghanistan hat den Rhythmus im Blut. "Der kann die Orff-Instrumente richtig gut spielen", sagt Kindergartenleiterin Anne Günter Ditgens, die jedes Jahr mit den fünf- und sechsjährigen Kindern zum Schelmenwecken kommt. "Wir machen auch beim Kinderzug mit und wählen jetzt das Motto", sagt sie. Die Kinder erkennen den Pfarrer von St. Gereon, Burkhard Hoffmann. "Ich bin ein echter Karnevals-Jeck", bekennt der Pastor.

Der Schelm hat derweil eine letzte Frage: "Wer wird Prinz von Monheim?" "Das ist noch ein Geheimnis", sagt Klaus Conzendorf. Aber nicht mehr lange, denn an diesem Samstag gegen 21 Uhr wird das Geheimnis während der Proklamation gelüftet.