Haan: Matchball verwandelt: Neues Konzept lockt Nachwuchs an

Der Tennis-Boom ist vorbei – trotzdem steigen beim Haaner TC die Mitgliederzahlen. Für sein Kinder- und Jugend-Konzept hat der Verein einen Förderpreis bekommen.

Haan. Maxi hat noch nie einen Tennisschläger in der Hand gehalten. "Nur mal einen Federballschläger", sagt der Sechsjährige. Gestern hat sich das geändert: Beim Sommerferiencamp des Haaner Tennisclubs (TC) lernt Maxi in dieser Woche die ersten Grundlagen des "Weißen Sports". "Ich will’s schnell lernen", sagt Tim (6), ebenfalls Neuling, "eine Freundin hat mich mitgebracht."

Und so stehen Maxi, Tim und weitere Anfänger in ihrem Alter auf dem Ascheplatz vor dem Netz und spurten mit ihren Schlägern den gelben Bällen entgegen, die ihnen Trainer Ingo Maier zuspielt.

"Und jetzt alle Schläger übereinander", ruft er: "Wir machen ein Sandwich! Salami, dann eine Scheibe Toast und Tomaten." Die spielerische Aufforderung, Schläger und Bälle übereinander zu drücken - "das ist verstecktes Krafttraining und schult die Koordination", sagt Maier. Beim Training der Kleinen immer mit dabei: die Krokodil-Figur "Croco" als Maskottchen.

"Man muss den Kindern mittlerweile viel bieten, um sie für Tennis zu begeistern", sagt Jugendwartin Claudia Frohn-Schauf. Der große Boom ist vorbei, Boris Becker und Steffi Graf sind out. "Und es gibt neue Funsportarten wie Jazz Dance oder Inlineskaten, die zwar nicht so effektiv, aber beliebt sind", sagt Maier.

All das sorgt in vielen Tennisvereinen für Nachwuchssorgen. Auch beim Haaner TC. Dort ist es aber mittlerweile offenbar gelungen, den Trend umzukehren. Von derzeit 270 Mitgliedern sind 81 unter 18 Jahren - rund zehn Prozent mehr als noch vor drei Jahren.

Für diesen Erfolg und das Konzept dahinter ist der Haaner TC jetzt mit einem Förderpreis prämiert worden. Die von der WSH-Vermögenstreuhand gestiftete Auszeichnung ist mit 6000Euro dotiert: Unter 100 Bewerbern aus dem Tennisverband Niederrhein ging der Preis für die beste Jugendarbeit nach Haan. Als NRW-Innenminister Ingo Wolf als Schirmherr bei der Preisverleihung im Düsseldorfer Rochusclub die Entscheidung bekannt gab, war die Überraschung groß. "Damit hatten wir nicht gerechnet", sagt Frohn-Schauf.

Die Grundidee des Haaner Konzepts ist es, die Kinder möglichst früh an den Sport heranzuführen. "Wir nutzen Schläger und Ball für eine ganzheitliche sportmotorische Früherziehung der Drei- bis Siebenjährigen", sagt Maier, "es geht da ja nicht nur um Tennis, sondern um Koordination und Gleichgewicht." Bei den Übungen der "Tennis Crocos" können auch Nicht-Mitglieder mitmachen - genauso beim gestern gestarteten Feriencamp.

Ebenfalls zum Schnuppern gedacht sind Kooperationen mit Schulen: Zuerst gab es eine Tennis-AG am Gymnasium, nach den Ferien läuft auch eine Kooperation mit der Grundschule Unterhaan an. Und wenn einzelne Kinder sich dann für den Tennisverein entscheiden, versuchen Maier und Frohn-Schauf, sie mit Ferienaktionen, Ausflügen und dem "HTC Champions Race" - Vereinsmeisterschaften, die die ganze Saison lang ausgespielt werden - weiter zu motivieren.

"Es geht uns nicht nur um die guten Spieler, es geht um jeden", sagt Frohn-Schauf. Auch der Leistungssport könne aber vom Breitensport profitieren: "Denn nur wenn ich eine große Jugend-Abteilung habe, besteht überhaupt die Chance, neue Talente zu finden."