Ratingen: Die Stadt freut sich mit ihrem Gold-Jungen
Die Stadt hat Matthias Witthaus, Ratingens erstem Olympiasieger, gestern einen großen, fröhlichen Empfang bereitet.
Ratingen. 14.48 Uhr gestern auf dem Rathausvorplatz: Kinder in Sportkleidung und mit Hockey-Schlägern bilden ein Spalier. Vorübereilende Passanten halten inne, erwarten, dass hier gleich eine spektakuläre Hochzeit gefeiert wird.
Doch nicht ein Hochzeitspaar schreitet durch das Spalier, sondern ein gut aussehender, junger Mann von 25 Jahren: Matthias Witthaus, der Olympia-Sieger von Peking. Der Hockey-Nationalspieler ist von der Stadt zu einer Ehrung eingeladen worden.
Doch in den Ratssaal kommt Ratingens bislang einziger Olympia-Sieger nicht so schnell. Er muss sich erst durch die begeisterten Kinder kämpfen, ihnen Autogramme auf Schläger und T-Shirts geben oder Autogrammkarten schreiben. Besonders stolz ist Janick Simbeck.
Der neunjährige Hockeyspieler vom TV Ratingen hat von Matthias Witthaus gleich zwei Autogramme auf seine beiden Schläger bekommen. "Samstag haben wir ein Turnier in Düsseldorf. Auf meinen Schlägern ist jetzt der Geist von Witthaus verewigt. Da können wir ja nur gewinnen", strahlt Yanick. Und der Olympia-Sieger schmunzelte zustimmend.
Zu den eifrigsten Autogrammjägern gehört Kerstin Griese. Die SPD-Bundestagsabgeordnete braucht unbedingt zwei Autogrammkarten mit persönlicher Widmung von Matthias Witt-haus für ihre beiden Nichten.
Dann geht es ab in den Ratssaal. Dort haben sich bereits zahlreiche Ratinger Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Wirtschaft eingefunden. Witthaus’ Einzug hat etwas Heroisches. Denn das Trompetenquartett der Musikschule spielt die Olympia-Fanfare, dazu werden Bilder des Hockey-Stars in Aktion gezeigt. Es sind bewegende Momente.
Harald Birkenkamp erinnert an die größten Erfolge von Matthias Witthaus und sagt auch, warum Matthias Witthaus für Ratingen einzigartig sei: "Bisher hat unsere Stadt noch keinen Olympia-Sieger hervor gebracht. Außerdem wird er wahrlich Deutschlands erfolgreichster Hockeyspieler werden."
Später gibt ein gerührter Matthias Witthaus zu, dass er mit einem derart großen Interesse seitens der Stadt nicht gerechnet hatte. "Gestern war ich noch zur Ehrung in Krefeld. Das war auch toll, aber hier in Ratingen ist das alles besonders toll." Es ist sein vierter Empfang im Rathaus, zum zweiten Mal durfte er sich im Goldenen Buch eintragen.
Den Erfolg von Peking bewertet Matthias Witthaus als das Größte in seiner ohnehin schon beeindruckenden Karriere. "Weltmeister ist zwar ganz schön, aber Gold bei Olympia ist eine ganze andere Hausnummer und durch nichts zu ersetzen."
Bei Bier, Sekt und Schnittchen wird der Sportler später noch lockerer: "Ich hatte mich schon auf einen trockenen Nachmittag eingerichtet. Aber das ist hier ja richtig fröhlich." Dann verrät er, dass bislang noch niemand von der Werbung an ihn herangetreten sei.
Aber das macht dem Sportler nichts aus. Denn Matthias hätte auch eine Karriere als Fußballer starten können. Als Siebenjähriger spielte er für Blau Weiß Mintard in der F-Jugend. "Das hätte wohl was geben können. Aber ich habe mich für Hockey entschieden, weil mir das Umfeld besser gefiel."
An die Zeit nach dem aktiven Sport hat er auch schon gedacht, und den höchsten Trainerschein im Hockey gemacht. Außerdem studiert er Sportwissenschaften in Köln. Doch auch, wenn er bald in Spanien spielt, bleibt er auf alle Fälle ein Ratinger. "Hier habe ich meine Freundin, meine Eltern und ein gewohntes Umfeld." Kein Zweifel: Schon jetzt kehrt er jede Woche zurück.