Ratingen: Neues Image fürs Ehrenamt
Aktionswoche: Woche des bürgerschaftlichen Engagements vom 20. bis 28. September in Ratingen.
Ratingen. Wenn Peter Martin (24) nicht wäre, würde Marie-Luise Weber gar nicht mehr aus ihrem Zimmer im Seniorenheim kommen. Die 80-Jährige hat keine Angehörigen mehr und ist auf den Rollstuhl und ein Sauerstoffgerät angewiesen. Spaziergänge mit Marie-Luise sind ein Kraftakt, weil der Rollstuhl samt Sauerstoffgerät sehr schwer ist.
Trotzdem geht der 24-jährige Student gerne einmal in der Woche mit Marie-Luise spazieren. Er engagiert sich ehrenamtlich. Sprich: Er besucht die Seniorin, weil er für andere etwas tun will und macht das, ohne auch nur einen Cent dafür zu bekommen. Sein Lohn ist die Anerkennung seiner Mitmenschen und er hat noch eine sehr gute Freundin gewonnen.
Doch solche Menschen wie Peter Martin, die ihre freie Zeit für ein Ehrenamt opfern, gibt es selten - besonders dann, wenn es um Betreuung von Menschen geht, die nicht so einfach von der Hand geht. Um aber für das Ehrenamt und seine Vorzüge zu werben, wird in diesem Jahr zum dritten Mal vom 20. bis 28. September die "Woche des bürgerschaftlichen Engagements" veranstaltet.
"Menschen sollen in dieser Woche Informationen bekommen, wo sie sich engagieren können", sagt Erhard Raßloff, Leiter der Arbeitsgruppe "Ehrenamt in Ratingen". So werden sich am Samstag, 20. September, auf einer "Meile des Ehrenamts" verschiedene Vereine, Verbände und Organisationen wie der SkF, das Rote Kreuz und die Awo vorstellen und Besuchern zeigen, wo sie ehrenamtlich arbeiten können.
Die Aktionen sollen aber vor allem den Imagewechsel des Ehrenamts bewirken. "Das Ehrenamt muss aus der Hausfrauenecke raus und gesellschaftsfähiger werden", stellt Ina Bisani vom Verein "Mentoring Ratingen" fest, der sich um Lese- und Sprachförderung von Kindern kümmert. Sie und andere aus der Arbeitsgruppe haben sich das Projekt "Seitenwechsel" einfallen lassen. Prominente Ratinger werden an einem Tag in einer Einrichtung ehrenamtlich arbeiten.
CDU-Ratsherr Hanno Paas hilft im Wohnheim der Lebenshilfe, Musikschulleiter Paul Sevenich singt mit Senioren in der "Weißen Villa", der Bürgermeister ist in der Bekleidungsbörse "Rock und Rolli" des SkF aktiv. Über ihre Erfahrung bei der ehrenamtlichen Arbeit berichten sie dann am 12. Oktober bei einer "Matinee des Ehrenamts".
"Die Promis haben Vorbildfunktion. Wenn jemand hört, dass die das gemacht haben, hat das sicherlich einen Nachahmeffekt", ist sich Ina Bisani sicher.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen es ausreichend Ehrenamtliche gibt. Besonders beliebt ist die Jugendfeuerwehr. "Wir haben jetzt schon Wartelisten. Deshalb überlegen wir, ob wir nicht im kommenden Jahr die Mitgliederzahl von 35 auf 50 erhöhen", sagt Feuerwehrmann Jan-Hendrik Neumann.
Trotz des Andrangs von potenziellen Freiwilligen werde die Feuerwehr die Woche des bürgerschaftlichen Engagements unterstützen. "Wir dürfen uns nicht ausruhen und müssen auch weiter werben. Denn bei Einsätzen sind wir auf Hilfe der Freiwilligen angewiesen."