Grefrath Amerikanischer Traum auf vier Rädern
Heiße Schlitten im Eisstadion: In Grefrath blitzen US-Cars und Bikes in der prallen Sonne.
Grefrath. Die 11. US-Car- und Bike-Show begann am Samstag genau um 11 Uhr. Wenige Minuten später wurde es bereits eng auf den Parkplätzen. Veranstalter Günter Zaluskowski merkte schnell: Die Veranstaltung würde wieder ein voller Erfolg werden.
Muskelmänner gingen ehrfürchtig auf die Knie, um Straßenkreuzer zu fotografieren. Es schien, als habe die Vernunft ein paar schöne Stunden lang frei. Zelebriert wurde aber nicht nur der „American Way of Drive“, sondern der amerikanische Lebensstil, der „American Way of Life“.
Die Gruppe im Westernlook mit schwarzen Cowboy-Hüten fiel überhaupt nicht auf, ihr Look war Standard. „Hoffentlich kriegen wir keinen Hitzschlag“, stöhnte einer der Freizeit-Cowboys von den „Brisk-Boots“. Sie gehörten zum Rahmenprogramm, führten einen Tanz auf, so, als ob die Autos nicht Show genug wären.
Ingo Benuar über seinen 45 Jahre alten Chevrolet Polizeiwagen
Für sie hatte der Veranstalter in dem großen Zelt wieder den roten Teppich ausrollen lassen. Kaum ein Platz auf der Tribüne war noch fei, als Ingo Benuar aus Eppstein im Taunus mit seinem 45 Jahre alten Chevrolet Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene vorfuhr, bekleidet mit einer Original-Polizeiuniform. Wie schnell der 285 PS starke Wagen ist, hat er noch nie ausprobiert: „Eine alte Damen schickt man ja auch nicht mehr auf die Rennbahn“, lautet das Credo des Mannes, der zwei Jahre alt war, als sein Wagen in Detroit vom Band lief.
Rudolf Hoyer aus Hückelhoven hatte sich einen irren Traum erfüllt — und kam jetzt damit vorgefahren: Sein monumentales Bike der Marke Boss Hoss lässt Harley-Davidson-Maschinen wie ein untermotorisiertes Moped aussehen. „Meine Maschine hat knapp 500 PS, sie wird von einem Corvette-Motor angetrieben und kostet heute um die 70 000 Euro“, erfuhren staunende Besucher.
Er wirkte total schmächtig und trotzdem zückten viele Menschen begeistert ihr Fotohandy: Reiner Fischer, der vor kurzem von Grefrath nach Mönchengladbach gezogen ist, hat einem Willys Jeep von 1942 ein Höchstmaß an Authentizität verliehen: Der kleine Geländewagen, der im Krieg unter anderem gegen Japan im Einsatz war, wirkte mit dem antiken Coca-Cola-Kasten, der zeitgenössischen Kommunikationstechnik und den täuschend echten Nachbauten der Waffen so, als sei er gerade eben erst von der Kriegsfront abgzogen worden.
Günter Rundermann aus Castrop-Rauxel ging es gemächlich an: „Mein Mustang hat einen Sechszylinder-Motor — zum Cruisen reicht der völlig. Auf der Autobahn komme ich so mit gut acht Litern 100 Kilometer weit“, sagte der Rentner über seinen Traumwagen in Grabber-Blue.
Die Mustangs — Oldtimer, aber auch nur wenige Monate alte Exemplare — bildeten die größte Fraktion. Angebote für Fans, USA- und Nostalgie-Freaks kamen voll und ganz auf ihre Kosten: Kleider im Stil der 1950er Jahre, Modellautos, abgefahrene Lederjacken — das alles konnte bewundert, aber auch gekauft werden.