Aufbruch nach dem Schock

Frauenchor: Der ehemalige Chorleiter wurde wegen Missbrauch verurteilt. Mit Christian Wilke wird für das nächste Konzert geprobt.

Oedt. Langsam kann wieder "Ruhe" einkehren in den Oedter Frauenchor. In der letzten Woche hat ein neuer Chorleiter seine Arbeit aufgenommen. Die Vorsitzende Hanni Werner ist sichtlich erleichtert, dass wieder die Musik im Vordergrund steht: "Die erste Probe ist sehr gut gelaufen."

Zur Erinnerung: Mitte Oktober hatte der Frauenchor seinem Chorleiter Norbert R. gekündigt, weil er wegen der Belästigung von Kindern vor Gericht stand. Der 53-Jährige war bereits vorbestraft. Der Schock im Chor war groß, die erste Veranstaltung nach der Kündigung mussten die Sängerinnen absagen. "Das nächste Konzert haben wir dann mit unserer Vize-Chorleiterin bestritten", berichtet Werner.

Und bereits kurze Zeit später meldeten sich viele Interessenten für den Chorleiter-Posten und die Probe-Dirigate konnten beginnen. "Wir hatten zum Glück so viele Bewerber, dass wir auswählen konnten", erklärt die Vorsitzende. Den Zuschlag bekam der 28-jährige Christian Wilke aus Oedt. Der Musikpädagoge hat gerade sein Studium in Essen abgeschlossen. Nun zieht es ihn wieder an die Niers.

Viel Arbeit liegt vor ihm und seinem neuen Chor. Am 16.Dezember steht ein weihnachtliches Konzert im Altenheim auf dem Programm. "Unser alter Chorleiter hat die Stimmen umgestellt und wir haben acht neue Sängerinnen. Da kann man nicht einfach was aus dem Repertoire singen", freut sich Hanni Werner auf die kommenden Proben.

Norbert R. ist derweil zu einer Gefängnisstrafe von 21 Monaten wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in zwei Fällen verurteilt worden. Zudem sprach das Landgericht in Duisburg ein fünfjähriges Verbot aller beruflichen Tätigkeiten mit Kindern und Jugendlichen aus.

Der Chorleiter und Musiklehrer hatte im Laufe der Verhandlung zugegeben, nicht immer die nötige Distanz zu seinen Schülern gewahrt zu haben. Er habe die Kinder teilweise auf seinen Schoß gesetzt und ihnen manchmal einen Klaps auf das Gesäß gegeben.

Insgesamt hatte die Anklage 20 Fälle in zwei Grundschulen, einem Kirchenchor und in einem Schwimmbad vorgebracht. Das Verfahren wurde in sechs Punkten eingestellt, in zwölf Punkten erfolgte ein Freispruch.

R. war bereits 2000 zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden, weil er an einer Dorstener Schule zwei Schülerinnen sexuell belästigt hatte. Bei seiner neuen Stelle in Duisburg hatte er das nicht angegeben. "Nach einem polizeilichen Führungszeugnis wurde nicht gefragt", berichtete der 53-Jährige während des Prozesses.