Elisabeth Leonskaja zu Gast In der Kempener Paterskirche gab es edelste Pianokultur

<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Kempen </irglyphscale></irwordspace> · Elisabeth Leonskaja, eine der großen Pianistinnen unserer Zeit, begeisterte das Kempener Publikum in der fast ausverkauften Paterskirche des Franziskanerklosters.

Elisabeth Leonskaja wollte nicht fotografiert werden. Die Paterskirche war nahezu ausverkauft.

Foto: Norbert Prümen

(oeh) Bereits der ausgiebige und betont herzliche Auftrittsapplaus in der nahezu ausverkauften Paterskirche zeigte, dass hier keine Unbekannte das Podium betrat. Nach 17 Jahren Pause gab die „Grande Dame de Piano“ der Thomasstadt wieder einmal die Ehre.

Die in Tiflis (Georgien) Geborene, die seit 1978 in Wien lebt und von dort ihre internationale Karriere startete, wurde vor allem von Swjatoslaw Richter gefördert. Der berühmte Pianist war nicht nur einer ihrer Lehrer – er konzertierte auch mit ihr gemeinsam. Die mit zahlreichen Preisen geehrte Künstlerin hatte ein interessantes Programm mit nach Kempen gebracht. Neben Mozart, Schumann und Chopin waren auch die Avantgardisten Arnold Schönberg und Anton Webern vertreten. Das zeugt von einer bemerkenswerten Offenheit der weit gereisten Pianistin.

Zunächst erklang die letzte
der Klaviersonaten Mozarts

Doch zunächst erklang die letzte der Klaviersonaten Wolfgang Amadeus Mozarts – das im Jahre 1789 komponierte Opus D-Dur KV 576. Hier sind galanter und polyphoner Stil zu glücklicher Synthese vereint, was Elisabeth Leonskaja mit brillanter Virtuosität, analytischer Übersicht und interpretatorischer Hingabe berückend zu vermitteln wusste.

Als eine der kunstvollsten Arbeiten Frédéric Chopins gilt das Nocturne Es-Dur op.55 Nr.1, das angesichts seiner beachtlichen Schwierigkeiten selten im Konzertsaal zu erleben ist. Selbstredend machte der pianistische Farbenglanz dieses Nachtgesangs der illustren Interpretin ebenso wenig Schwierigkeiten wie das darauf folgende Nocturne Des-Dur op.27. Dieses klanggesättigte Werk, das zuweilen als „Ausmalung einer Mondscheinnacht voller Liebesgesänge“ bezeichnet wird, faszinierte besonders. Völlig unaufgeregt, ohne überflüssige Körperbewegungen und mit angenehm sparsamem Pedalgebrauch wirkte sie bescheiden als Dienerin der Musik.

Arnold Schönbergs (1874-1951) „Sechs kleine Klavierstücke op.19“ und Anton Weberns (1883-1945) „Variationen op.27“ waren die einzigen Vorträge an diesem Abend, für die die Künstlerin verständlicherweise Noten benötigte. Hier investierte sie teils erhebliche Körperkraft, dennoch sind diese Kompositionen beim ersten Hören kaum zu begreifen.

Ein Standardwerk der Klavierliteratur und eines der Hauptwerke Robert Schumanns sind die „Symphonischen Etüden“ op.13. Dem seinerzeit erst 24-Jährigen gelang hier ein vielschichtiges Opus, das von satztechnischer Meisterschaft und einfallsreicher Kombinationsgabe zeugt. An den Interpreten stellt der meist orchestral gefüllte Klaviersatz mit springbogenartigen Staccatopassagen oder tückischen Synkopenfolgen extreme Anforderungen. Doch Leonskaja wirkte auch hier souverän und völlig entspannt. Nach riesigem, stehend gespendetem Applaus dankte sie mit einer ganz verinnerlichten Zugabe.