Kempen Bunte Geburtstagsfeier fürs Jugendamt

Das Kempener Amt gibt es seit 35 Jahren. Das Jubiläum wurde am Samstag in St. Hubert gefeiert.

Foto: Friedhelm Reimann

St. Hubert. 35 Jahre — das ist für Erwachsene ein langer und für Kinder ein unvorstellbar langer Zeitraum. Am 1. Januar 1981 bekam die Stadt Kempen ihr eigenes Jugendamt. Am Samstag, drei Tage vor dem Weltkindertag, wurde dieses Jubiläum gefeiert. „Aus Streit entsteht normalerweise nichts Positives“, sagte Kempens Bürgermeister Volker Rübo zur Begrüßung und erinnerte daran, „dass der Kreis Viersen vor knapp 40 Jahren eine Befragung im Hagelkreuz-Gebiet durchgeführt hatte, ohne den Fragebogen mit der Stadt abzustimmen“. Der damalige Stadtdirektor Klaus Hülshoff habe daraufhin dafür gesorgt, dass die Stadt Kempen ihr eigenes Jugendamt bekommt.

„Damals, vor 35 Jahren, gab es drei Kindertagesstätten in der Trägerschaft der Stadt. Heute sind es neun. Hinzu kommen acht Kitas, die von freien Trägern geführt werden“, erklärte der Bürgermeister.

Unter den vielen Besuchern war auch ein Stück lebendige Jugendamtsgeschichte: Der frühere Jugendpfleger Uli Nieting hatte Hunderten von Kindern viele Jahre lang eine schöne Zeit beim Ferienspaß beschert. Volker Rübo erklärte: „Auch in Kempen gibt es Kinder, die es schwer im Leben haben.“ Wen er unter anderem gemeint haben könnte, wurde am Stand von Christian Semrau deutlich. Der Jugendamtsmitarbeiter ist für die Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien zuständig. „Wir haben um die 40 Pflegeeltern“, erklärte seine Kollegin Gabriele Franke und fügte hinzu: „Auch in Kempen gibt es Mütter, die ihre Kinder nicht wollen.“

Zum Glück gibt es Pflegeeltern wie Marion und Wilhelm Reiners. Der selbstständige Tischlermeister und seine Frau haben eine Pflegetochter und drei eigene Kinder. Am Samstag schuf er aus Holzrohlingen kleine Tigerenten, die dann bemalt werden konnten.

„Du schaffst das, feste treten“: Beate Bänsch, Leiterin des Tabaluga-Kindergartens, der sein Grundstück für das Fest zur Verfügung stellte, feuerte die kleinen Rennfahrer an, die mit Mini-Fahrzeugen voller Begeisterung unterwegs waren.

Voller Begeisterung ist auch Jugendamtsleiterin Heike Badberg bei der Sache. Die 49-Jährige hat nach ihrem Studium nie woanders gearbeitet als im Jugendamt der Stadt Kempen. Dass es in den St. Huberter Büros nie langweilig wird, dafür sorgt schon der Gesetzgeber: Ob garantierte Kindergartenplätze auch für Kinder unter drei Jahren oder bis zu 140 unbegleitete männliche jugendliche Flüchtlinge — mit diesen Herausforderungen ist sie fertig geworden.

Neue warten schon in Form des Straßenbahnprojekts „Gleis 3“, ein neues Modell der Jugendarbeit mit sehr viel Eigenverantwortung für die Jugendlichen. Geplant ist, dass eine ausrangierte Straßenbahn am Sportgelände an der Berliner Allee als Jugendtreff fungiert.

Und nicht zu vergessen die Reform des Sozialgesetzbuchs VIII, wonach das Jugendamt bald auch für Kinder mit Behinderungen zuständig sein wird. „Das ist eine neue Herausforderung, die wir annehmen werden“, so Heike Badberg.