Christen in Kempen gedenken Papst Franziskus Ein barmherziger Tod

Kempen · Den einen war Papst Franziskus nicht radikal genug, den anderen reformierte er zu viel. „Die Kritik an ihm finde ich berechtigt“, sagt der Kempener Subsidiar Wolfgang Acht. „Aber eigentlich sekundär.“ Denn auch jenseits der Politik sei der verstorbene Papst ein großer Mann gewesen.

Menschen auf der ganzen Welt gedenken des verstorbenen Papstes. So auch hier im Xantener Dom.

Foto: RP/Markus Werning

Papst Franziskus, bürgerlich Jorge Mario Bergoglio, ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstorben. Er sei ein beispielhaft guter Mann gewesen, sagt Wolfgang Acht, Pfarrer in Rente und Subsidiar in Kempen, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Drei Dinge waren an ihm besonders“, führt er aus. Da sei erstens seine feinsinnige Spiritualität. „Bei Papst Franziskus stand die Bibel nicht nur im Schrank, sie prägte das ganze Leben. Die biblische Botschaft wurde so zur Handlungsform.“ Im Grunde habe der Papst immer auf den Menschen geschaut. Seine Nähe habe er auch ganz direkt durch Berührungen ausgedrückt. „Wenn er bei einer Audienz jemanden sah, der schwach oder krank war, war er sofort bei ihm“, sagt Acht. „Er lebte eine Kirche für die Menschen und auf die Menschen zu.“

Zweitens sei Papst Franziskus auch ein politischer Mensch gewesen. Es gibt von ihm Stellungnahmen zu wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und der des Krieges. „Für viele war es eine Enttäuschung, dass er sich nicht eindeutig gegen Russland ausgesprochen hat“, so Acht. Der russische Geistliche und Patriarch von Moskau Kyrill I. habe den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beispielsweise als „heiligen Krieg“ bezeichnet. „Wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen“, lautete die Reaktion des Papstes. „Der Patriarch kann sich nicht zum Messdiener Putins machen." Manchen war diese Position nicht entschlossen genug.

In seiner Enzyklika „Laudato si“ spricht sich Papst Franziskus hingegen ganz klar für den Umwelt- und Klimaschutz aus – vor allem im Hinblick auf bestehende soziale Ungerechtigkeiten und auf die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen.

„Und drittens“, sagt Acht, „war er vielleicht kein großer Reformer, aber er hat Reformen angestoßen. Es war ihm aber gleichzeitig wichtig, die Einheit der Kirche zu wahren.“ Zwar sprach er sich dagegen aus, Frauen zu Priestern zu weihen, gleichzeitig berief er als erster zwei Frauen in hohe Kirchenämter. Damit stieß er bei konservativen Lagern auch auf Gegenwind. „Er ist dadurch behindert worden, dass ihm ständig vorgeworfen wurde, er gehe zu weit“, sagt Acht. Seine Sorge: dass der Vatikan nun auf die Idee kommen könnte, „so etwas wie mit Franziskus machen wir nicht noch mal.“ Acht hat die Hoffnung, dass der Nachfolger ebenfalls die Menschen und die Ungerechtigkeit im Blick behält. „Er hat alles daran gesetzt, den Gläubigen noch den Ostersegen geben zu können“, sagt Acht. „Dass er das geschafft hat, ist für mich persönlich das Schönste. So gesehen ist dieser Tod barmherzig.“

Auch in Kempen wurde des verstorbenen Oberhaupts der katholischen Kirche gedacht. In der Kirche St. Hubertus war am Ostermontag die Kirche geöffnet, die Heilige Messe begann mit einem Totengeläut und anschließender, gemeinsamer Stille.