Feierstunde in Grefrath 20 Jahre Gedenkstein gegen das Vergessen
Grefrath · In Grefrath wurde bei einer Gedenkstunde am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am Gedenkstein der 25 NS-Opfer aus Grefrath gedacht. Sie waren aus der Mitte der Gesellschaft gekommen.
(akü) „Mit diesem Mahnmal der Menschlichkeit und des Mutes halten wir die Erinnerungskultur wach.“ NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk sprach bei der Gedenkstunde an St. Laurentius Grefrath vielen der rund 100 Teilnehmer aus der Seele. Vor 20 Jahren ist ein Granitstein aufgestellt worden, der an das Schicksal der ermordeten jüdischen Mitbürger in Grefrath und Oedt erinnert.
„In Zeiten von stark wachsendem Extremismus ist es wichtig, im ökumenischen Geist der Toten der Shoa zu gedenken“, sagte Irmgard Tophoven, die zusammen mit ihrem Ehemann Rolf seit 1987 die Initiative Gedenkstein vorangetrieben hat. Als sie die Namen der 25 auf dem Granitstein eingemeißelten Opfer nationalsozialistischer Gewalt vortrug, machte sich Ergriffenheit breit. 25 Bürger legten weiße Rosen nieder, darunter der Erschaffer der Stele, Steinmetz Manfred Messing.
Jugendliche trugen
ihre Gedanken vor
Zuvor hatten Firmlinge und Schüler der Grefrather weiterführenden Schulen ihre Gedanken zu wachsendem Antisemitismus vorgetragen. Die Verrohung der Sprache, über soziale Netzwerke verbreitet, Missbrauch der documenta-Kunst durch antijüdische Darstellungen und das Mahnen der 102 Jahre alten Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer sprachen sie an. Die 17-jährige Maya Goeser, Schülerin des Viersener Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums, berichtete von ihrem Besuch im Konzentrationslager Ausschwitz, seit elf Jahren von Geschichtslehrer Sebastian Trienekens organisiert.
Pfarrerin Barbara Münzenberg ließ Veränderungen seit der Gedenkstunde 2023 Revue passieren: Hamas-Massaker vom 7. Oktober, Gaza-Krieg, aufgeheizte Demos, rechtsradikale Parteihetze – „Der Antisemitismus ist brandgefährlich, die Wucht wühlt auf, der Gedenkstein in Grefrath ist hier ein Zeichen der Mahnung.“ Ein Gedanke, den auch Bürgermeister Stefan Schumeckers aufgriff, der die zahlreich erschienen Kinder ansprach: „Die auf dem Stein beschrifteten Menschen könnten eure Ur- oder Ururgroßväter bzw. -mütter sein.“ Die Ermordeten waren aus der Mitte der Gesellschaft gekommen. Pfarrer Johannes Quadflieg schloss mit einem Gebet, das zum Widerstand gegen Hass und Hetze, nationale und rassistische Worte und Taten aufrief.
Die 25 Namen auf dem Gedenkstein: Jakob Frank, Emma Frank, Rosalie Frank, Leo Goldschmidt, Rosa Goldschmidt, Emanuel Levy, Mathilde Levy, Alfred Levy, Klara Levy, Gerd Levy,Karl - Salomon Le vy, Jeanette Levy, Julius Nohlen, Metha Nohlen (geb. Levy), Hermann Sanders, Jenny Sanders (geb. Levy), Rolf Sanders, Helga Sanders, Joseph Willner, Erich Willner, Bernhardine-Gertrud Willner, Gottfried-Erich Willner, Erna Willner, Kurt Willner, Ruth-Helene Willner.