Feuerwehrfrau Katja Tilmans nimmt es mit den Männern auf

„Ich mache alles, was auch die Jungs machen!“ Das sagte die Grefratherin selbstbewusst vor zehn Jahren, als sie im Alter von 13 Jahren in die Jugendfeuerwehr eintrat. Vor fünf Jahren wechselte sie dann als erste Frau in den aktiven Dienst des Löschzugs.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. „Warum gibt es so wenige Feuerwehrfrauen, Frau Tilmans?“ Die 23-jährige Grefratherin zuckt mit den Schultern. „Das ist schwer zu sagen. Vielen Mädchen und Frauen ist das wahrscheinlich noch zu unbekannt. Möglicherweise haben Frauen auch Zweifel, ob sie den Feuerwehrdienst leisten können.“ Und solche, die befürchteten, dass ihnen ein Fingernagel während des Rettungseinsatzes abbrechen könnte, sind sowieso nicht richtig in einem Löschzug.

Warum sie Feuerwehrfrau ist, die erste in der Grefrather Wehr überhaupt und eine von nur wenigen im Kreis, weiß Katja Tilmans hingegen genau. „Ich stand schon im Alter von vier Jahren mit dem Gartenschlauch in der Hand bei meinem Opa im Beet, mit seinem Helm auf dem Kopf und habe gesagt: Ich will Feuerwehrfrau werden.“ Opa, Patenonkel, viele Freunde der Eltern in der Feuerwehr — da mischt, Pardon, da löscht der Nachwuchs gerne mit.

Sieben Jahre später trat Katja Tilmans der Jugendfeuerwehr bei. Der gehört die Bürokauffrau immer noch an, obwohl sie längst in die „große“ Mannschaft gewechselt ist: Katja Tilmans betreut den Nachwuchs in der Gruppe von zehn, elf jungen Kräften: „Ein Mädchen“, lacht sie, „ist auch dabei.“

Das Einstiegsalter von 13 Jahren hält sie für ideal, sagt Tilmans. „In den fünf Jahren bis zum Wechsel in den aktiven Dienst erlebt und lernt man in Theorie und praktischen Übungen alles, was am Anfang wichtig ist.“ Und dann, das weiß sie noch genau, will man auch endlich „in den echten Einsatz“.

„Ich mache alles, was auch die Jungs machen“ — so ist Katja Tilmans 2005 als Neuling angetreten und so lautet ihre Überzeugung auch heute noch als Teamplayerin im Löschzug Grefrath: „Meine Kameraden wissen und verlangen es auch, dass sie sich hundertprozentig auf mich verlassen können.“ Damit sie ihre Leistung abrufen kann, hält sich die frühere Leistungsschwimmerin zwei- bis dreimal in der Woche mit Schwimmen fit und „manchmal gehe ich auch mit meinem Freund joggen“.

Mehrtägige Lehrgänge gehören immer wieder mit zum ehrenamtlichen Engagement der ehrgeizigen Feuerwehrfrau, die mittlerweile den Rang der Ober-Feuerwehrfrau bekleidet. Dafür reicht sie sogar Urlaub beim Arbeitgeber ein.

Nicht jeder Einsatz ist dramatisch, aber auch nicht jeder bleibt in den Einsatzklamotten. „Vor drei, vier Jahren hat es einen schlimmen Unfall am Flugplatz gegeben, zwei Fahrzeuge waren beteiligt, Personen eingeklemmt. Das war ergreifend“, sagt Katja Tilmans und muss in Erinnerung an die Bilder schlucken. „In solchen Fällen wird immer ein Seelsorger gerufen, den wir in Anspruch nehmen können. Das habe ich damals auch getan.“

Um Einsätze psychisch zu bewältigen, hat sich die 23-Jährige ein „Schubladen-System“ angeeignet. Je nach Einsatzschwere, öffnet sie eine Schublade, schaltet alles Private drumherum aus, spult gewissenhaft die erlernten Abläufe und Handgriffe ab und verpackt die Bildern anschließend in der Schublade.

Ein dickes Fell, das müsse sie als Feuerwehrfrau schon haben, sagt Katja Tilmans. Anfangs und jetzt hin und wieder auf Lehrgängen müsse sie sich auch in der Männerwelt der Feuerwehr selbstbewusst behaupten.

Für sie, sagt Tilmans, sei die Arbeit in und für die Feuerwehr eine Herzensangelegenheit. Sie könne nur jedes Mädchen und jede Frau dazu ermuntern, einmal in den freiwilligen Dienst hineinzuschnuppern.