Im Rost-Look durch Oedt

Benjamin Füsers düst mit einer Piaggio Ape herum. Das macht Spaß, kostet ihn aber auch Nerven.

Oedt. Wenn Benjamin Füsers mit seiner Piaggio Ape um die Ecke biegt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Seit April fährt der 37-jährige Oedter dieses außergewöhnliche italienische Dreirad im Rost-Look. Für den freischaffenden Künstler ist dies eine bequeme Möglichkeit, seine Skulpturen und Feuerschalen von A nach B zu transportieren. „Besser als vorher, als ich Materialien wie Metall, Holz und Stein im Fahrradanhänger befördern musste“, sagt er.

Auf einer dieser Touren sah er auf der Landstraße eine Piaggio Ape — es war Liebe auf den ersten Blick. Also erkundigte sich Füsers im Internet nach Preisen und schlug im September 2012 zu, als ihm ein Bekannter von einem „runtergekommenden Dreirad im Hinterhof in Oedt“ erzählte.

„Für kleines Geld habe ich viele Probleme mitgekauft“, scherzt Füsers. Den ganzen Winter schraubte er, tauschte kaputte Teile an der Ape aus, besorgte sich fehlendes Material bei einem Händler in Duisburg. Füsers, der kein Italienisch spricht, wandte sich hilfesuchend an eine alte Schulkameradin. „Die ist mit einem Italiener verheiratet. Der hat mir die Bestellungen übersetzt“, erzählt er.

Nach viel Arbeit kam dann im Januar der große Moment, als Füsers den Zündschlüssel erstmals umdrehte: „Die Ape sprang direkt an“, sagt er stolz. Doch dauerte es eine Stunde, um das Gefährt per Hand richtig einzustellen: Drei Schrauben am Vergaser des Einzylinder-Zweitaktmotors regeln Standgas und Gemisch. Die Richtwerte funktionierten nicht — da war es schnell vorbei mit der italienischen Gelassenheit.

„Es ist eine Hassliebe“, beschreibt Füsers sein Verhältnis zur 1977er-Piaggio Ape TL 2T. Fehlende Papiere erschwerten die Anmeldung in Deutschland, es mussten eine polizeiliche Bescheinigung und Tüv-Plakette her. Sein erstes Ape-Treffen in Wesel war für Füsers eine Lehrstunde: „Die anderen rümpften die Nase, da eine Ape schön und nicht rostig sein soll“, sagt der Rost-Liebhaber. Doch als er erklärte, speziellen Rostlack aufgetupft zu haben, war der Friede wiederhergestellt.

Dass ein Ape-Fahrer starke Nerven braucht, merkte Füsers auf der Landstraße, „als ein Lkw hinter mir fuhr und nicht überholen konnte“. Doch an Humor fehlt es Füsers nicht, wie der Heckaufkleber „Dieser Stau wird Ihnen präsentiert von Piaggio“ auf seinem „Flammteufel-Mobil“ verrät.

Dass seine „kleine Italienerin“ eine echte Diva ist, spürt der Oedter „wenn sie mal 35, mal 45 Stundenkilometer schnell ist“. Trotzdem liebt er seine Ape heiß und innig: „Rost ist einfach mein Ding. Und nach jedem Regen sieht das Mobil anders aus.“