Kramer-Museum: Glasklar — fast wie ein Foto
Ab Sonntag gibt es im Kramer-Museum Werke des Wiener Künstlers Carl Schuch zu sehen.
Kempen. Am Sonntag wird im Kramer-Museum eine Wanderausstellung zum Thema „Stillleben“ eröffnet. Im Mittelpunkt stehen die Gemälde des österreichischen Malers Carl Schuch (1846 bis 1903).
Als Kontrast stellen 16 zeitgenössische Fotografen aus. Eine Besonderheit in Kempen: Neben den Profis sind auch Hobbyfotografen dabei, die sich an dem Wettbewerb des Museums beteiligt hatten. Besucher können ihr Lieblingsbild wählen.
Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese weiß, warum Carl Schuch trotz seines Könnens zu keiner Zeit eine Berühmtheit war: „Der Wiener war Sohn reicher Eltern, er musste von seinen Bildern nicht leben. Der Zeitgenosse von Wilhelm Leibl reiste viel durch Europa.“ Franz-Armin Morat aus Freiburg hat die Schuch-Gemälde als Leihgaben zur Verfügung gestellt.
Schuch wirkte in einer Zeit, als die Fotografie aufkam. Vielleicht liegt es daran, dass er sich von der glasklaren Gegenständlichkeit löste — das wird besonders bei der Betrachtung der Bilder aus nächster Nähe deutlich.
„Es ging ihm um die Wirkung des Lichts“, sagt Kuratorin Doris Morawietz, die Schuch als „Begründer einer neuen Stillleben-Malerei“ bezeichnet. Es sei ihm um die Wirkung des Lichts gegangen, wobei die Lichtquellen in seinen Bildern schwer auszumachen seien. Außerdem sei für ihn das Zusammenwirken der Farben ein großes Thema gewesen.
Was zunächst wie Weiß aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine Fülle von Grautönen. Der Wegbereiter in die Moderne — als solchen muss man Carl Schuch bezeichnen — malte besonders gerne tote Vögel, wie einige Arbeiten in der aktuellen Ausstellungen beweisen. Typisch für ihn sind die dunklen Farbtöne.
Die 16 Fotokünstler haben das klassische Thema „Stillleben“ auf sehr individuelle Weise interpretiert. Mit dabei ist unter anderem Arno Jansen aus Köln. Bei ihm hatten die Kempener Fotografen Christel Kremser und Paul Maaßen studiert. Jansen zeigt klassische Stillleben. Marcus Schwier präsentiert unter anderem einen fast leeren Raum, in dem sehr viel Kinderspielzeug steht — Dinge, die an lautes Kindergeschrei erinnern.
Sehr poetisch wirkt die Arbeit von Hartmut Neumann auf den Betrachter: Ein Vogel thront über einem Stapel aus Handtüchern und Büchern. Claus Goedicke hat einige Alltagsgegenstände jeweils einzeln in Szene gesetzt — wie einen Telefonhörer oder ein sorgfältig gebügeltes Hemd.