Kämpfen mit geballter Faust

Boxclub: An der Otto-Schott-Straße trainieren Männer und Frauen nicht nur Muskeln, sondern auch Köpfchen.

Kempen. Boxen ist ganz einfach - man streift sich die Handschuhe über und los geht es. Das glauben viele, die zum Kempener Boxclub kommen. "Die meinen, wenn ich hauen kann, kann ich auch boxen", schmunzelt Trainer Ulli Rost. Aber das Training an der Otto-Schott-Straße 10 sieht anders aus.

Rund 20 Teilnehmer sind an diesem Donnerstag da. Auch Frauen gibt es in dem Verein, die zusammen mit den Männern trainieren. "Wir haben 37 Frauen und Mädchen", erklärt der Vorsitzende Karl-Heinz Redelings. Eine davon ist Ela Tuczyn. Die 38-Jährige boxt seit über einem Jahr. "Ich will einfach fit bleiben. Und mich besser verteidigen können, wenn ich mal angegriffen werde", erzählt die Mutter, die durch ihren Sohn zum Boxen gefunden hat. Selbst in den Ring steigen will sie aber nicht.

Zurück zum Training: Wer die Grundkenntnisse nicht beherrscht, kommt in die Anfängergruppe. Während es unter der Leitung von Harald Rodewies schon mal zur Sache geht, lernt man bei Ulli Rost erst mal Benehmen. Hände in den Taschen - das heißt zehn Liegestützen.

Dann wird das Laufen gelernt. "Grundstellung einnehmen." Das heißt: Fersen hoch, die Führhand (bei Rechtshändern die Linke) vors Gesicht, den dazugehörigen Fuß nach vorne. Die Schlaghand sitzt ein bisschen tiefer, der Fuß steht leicht zurück. Dann geht es in kleinen Schritten nach vorne. Erst den "Führfuß", dann den anderen nachsetzen. "Der Abstand zwischen den Füßen muss 40 Zentimeter betragen", erklärt der Trainer. Dazwischen gibt es Bauchmuskeltraining, Dehn- und Konditionsübungen.

Auch Larissa Betteldorf ist noch in der Grundschulung. Das Training macht der 14-Jährigen richtig Spaß. "Am Anfang war es schwierig. Aber was man nicht kann, muss man auch nicht machen", erzählt sie.

Der Schweiß fließt mittlerweile in Strömen. Die Arme werden schwerer, die Waden fangen an zu zittern. Beim Boxen braucht man Kondition, die hart erarbeitet wird.

"Das ist ein Sport, bei dem man viel denken muss", erklärt Ulli Rost in einer Pause. Pause heißt aber nicht, dass man die Haltung verlieren darf. "Du hast die Hände in den Taschen. Das wären zehn Liegestützen", lächelt Rost. Disziplin wird hier groß geschrieben. Der Respekt gegenüber dem Trainer ist oberstes Gebot. Wer nicht hört, muss "pumpen". "Das hat bisher aber die wenigsten abgeschreckt", sagt Redelings. Auch Ela Tuczyn macht das nichts aus. "Klar, habe ich auch schon Liegestütze gemacht. Aber das gehört dazu", lacht sie.

Überhaupt ist es ruhig in den Räumen. Auch in den Pausen wird wenig gesprochen. Die Gruppe ist sehr heterogen: gemischtes Geschlecht, Alter, Berufsgruppen, Bildungsstand und Nationalitäten. "Wir haben mal 17 Nationalitäten im Verein gezählt", meint Redelings. Aber Probleme gebe es nicht. So widersprüchlich es klingt: Hier wird friedlich geboxt.

Training: Dienstags und donnerstags wird trainiert: von 17 bis 18.30 Uhr Schüler, von 19 bis 21 Uhr Erwachsene. Männer und Frauen trainieren zusammen. Dazu ist am Samstag von 14 bis 16 Uhr das Training für alle offen. Freitags werden von 18 bis 20 Uhr die Wettkämpfer geschult.

Gäste: Wer mal reinschnuppern möchte, ist willkommen. Kontakt ist auch übers Internet möglich.