Kempen: Dufte Musik im Buch-Tempel
Gleich der erste Literarische Abend in der Thomas-Buchhandlung war ein Knaller. Ferner: Hermans-Denkmal wird konkret, liberales Handy, flotte Kino-Bar.
Kempen. Renoviert hat die Thomas-Buchhandlung- und zwar im Keller. Als Dirk Lewejohann das Haus, wo es seit 138 Jahren mit Gründung der Thomasdruckerei Engels nach Druckerschwärze und Papier duftet, im vorigen Dezember neu eröffnete, stand zunächst das Parterre-Geschoss im Mittelpunkt.
Dort hat der 43-Jährige mittlerweile literarischen Charme reingebracht- was die kulturinteressierten Kempener nicht nur wohlwollend zur Kenntnis genommen, sondern mit häufigem Besuch quittiert haben.
Jetzt hat der Buchhändler unter Tage Licht reingebracht: mit Wandkalendern unterschiedlichster Motivik- von "Florenz" bis "Wale". "Bis Mitte Oktober gibt’s auf Kalender zehn Prozent Rabatt", so das verlockende Lewejohann-Angebot aus dem Keller.
Noch mal Thomas-Buchhandlung: Beim Wedekind-Abend mit Anatol Regnier durfte Dirk Lewejohann 50 Besucher begrüßen. "Das war die optimale Zahl für unsere Räumlichkeiten", ist der Buchhändler zufrieden. Bei einem Glas Wein lauschten die Gäste dem Enkel des Autors Frank Wedekind (1864-1918).
Regnier las aus der Biografie vor, erzählte viele Passagen frei, rezitierte Gedichte des berühmten Schriftstellers und sang Lieder zur Gitarre. Lewejohanns Urteil fällt (fast schon) schriftstellerisch aus: "Es war ein erhellender, bewegender, aber auch unterhaltsamer Abend in stimmiger Atmosphäre, angesiedelt in literarischer Höhenluft ebenso wie in schlicht Menschlichem."
Eine süffige Doppel-Premiere auf gut Kempsch und gut Venezianisch. Am Buttermarkt 17a haben seit den 70er-Jahren diverse Lokale den Zapfhahn aufgedreht- erst KK, dann Palmäesel, Luzz, Confetti, Life-Time und seit Frühjahr 2008 das Falko.
Dessen neuer Wirt Dino Tonel führt nun eine durst-delikate Neuerung ein: Erstmals hat die Mark-Wirtschaft in ihrer 30-jährigen Geschichte Kempens likörigen Lokalmatador auf dem Programm - den Thomasbitter aus Carlo Goertsches’ Destillerie an der Vorster Straße 22. Kräuter auf gut Kempsch.
Ruth und Horst Kockers haben eine gelungene Premiere hingelegt. Seit Donnerstag bewirten sie im Lokal Zur Alten Wache an der Kerkener Straße 9 ihre Gäste. Zur Eröffnung brachte das Fanfarenkorps Blau-Weiß ein schmissiges Ständchen.
Einige Wirte-Kollegen mischten sich unter die Gratulanten: So sah man Conny und Paul Dostal vom Alli’s, Andreas Heisters und Partnerin Heidi vom Grünen Zweig in Voesch, Theo Kakargias und Kellnerin Elena von der Thomasschänke und Adi Putsch, Chefkoch im Bärlin’s.
Komplimente bekam die rustikale Küche des Hauses, die allerlei Salate, saftige Steaks und Deftiges wie "Bauernsülze" bietet. Die Schnitzel werden frisch vom Schweinelachs geschnitten. Am Sonntag wirft die Küche schon ab 14 Uhr den Herd an- wegen des Radrennens "Rund um die Burg".
Als Immobilienhändler liebt Norbert-Walter Rudolph die räumliche Veränderung. So ist der 47-Jährige mit seinem Büro vom Hessenring33 wieder in die von-Broich-Passage gezogen.
Dort, postalisch Ellenstraße11-13, hat Rudolph bereits 2008 Passagenluft geschnuppert- was wegen der Nachbarschaft zur Pizzeria l’Arco Azzurro ein angenehmes Unterfangen ist.
Dass Rudolph aber vom Rand wieder ins Herz der Altstadt gezogen ist, hat einen weiteren Grund: Schräg gegenüber, im früheren Bastelstudio von Kornelia Rehm (jetzt Buttermarkt), betreibt nun Tochter Jennifer den Noru-Schnäppchenmarkt.
Das ist eine wahre Fundgrube: vom Kritzel-Kuli über heiße Dessous bis hin zur kratzigen Kleiderbürste bietet die 20-Jährige alles wohlfeil, was das Schnäppchenherz begehrt.
Stolz wie Oskar marschierte Wolfgang Lochner am Sonntag kurz nach 20 Uhr ins Viersener Kreishaus. "Ich hab’ jetzt ein Handy", erzählte der Kreis-FDP-Chef am Rande der Bundestagswahl, die seiner Partei 18,5 Prozent bescherte.
Nun ist der Liberale 57 Jahre jung- genau das richtige Alter für das schnittige rote Samsung-Gerät. Lochners Befürchtung, nun ein Sklave der medialen Technik zu sein, ist nicht eingetreten. Zumindest im Kreishaus blieb das Telefon in der Hosentasche stumm vor Glück.
"Über 11.000Euro sind schon reingekommen- das ist mehr als ein Grundstock." Das verkündete Karl-Heinz Hermans im Stadtrat. Anlässlich 80.Geburtstag und Ehrenbürgerwürde hatte der scheidende Vize-Bürgermeister auf Geschenke verzichtet und um einen Obolus für ein Stadtmodell gebeten, das in der Nähe des Rathauses aufgestellt wird.
An die Mitglieder des neuen Rates, der sich am 27. Oktober konstituiert, appellierte Hermans: "Betrachten Sie dieses Projekt wohlwollend." Hermans selbst hat wohl schon einen Favoriten auserkoren.
Auch für Hermans Nachbar zur linken war es die letzte Ratssitzung in offizieller Mission. Bürgermeister Karl Hensel (64) ist nicht nur seit 36 Jahren in leitender Funktion im Rathaus tätig, sondern hat am Buttermarkt1 weit mehr als 200 Sitzungen mitgemacht. "Dafür möchte ich mich bedanken", schloss ein gerührter Hensel sein Rats-Finale.
Einer der Vorgänger von Karl Hensel war Bürgermeister Tenhaff. Der wirkte im 19. Jahrhundert und lebte bis 1887 im Eckhaus am Buttermarkt 7. Anders als Hensel war Tenhaff von zarter Statur, und mit zunehmendem Alter spürte der Stadtregent seine Knochen.
Vielleicht ist das der Grund, dass im Tenhaff’schen Haus nächste Woche die Knochen unter die Lupe genommen werden. Denn seit dem Tenhaff-Wegzug beherbergt das Haus eine Pharmazie: Löwen-Apotheke. Dessen Inhaber ist seit zehn Jahren Andreas Bruns.
Der 40-Jährige lädt von Montag bis Samstag zur Knochendichte-Aktion. "Bereits in jungen Jahren beginnt der Abbau der Knochenmasse", weiß der Apotheker. Deshalb der Service mit Beratung, Messung, Tipps. Hingehen- auch wenn’s auf die Knochen geht!
"Wow", staunten diese Woche viele Besucher beim Eintritt in die Kempener Lichtspiele am Buttermarkt. Nach zweimonatiger Renovierung ist das Kino-Entree geliftet. Die Foto-Tapete im Foyer vermittelt auf sechs Quadratmetern das Gefühl, als würde man mitten auf dem Buttermarkt sitzen.
Die breite Bar mit stylischer Nussbaum-Verkleidung lädt ein zu Nachos, Popcorn und Cola. Mussten die Kinogänger früher schon mal Schlange stehen, so sind auch diese Zeiten vorbei: An vier Theken sorgt das Kino-Personal für fixe Bedienung- und ab in den Film!
"Geht’s hier zum Zoo?", fragten vor ein paar Tagen einige Flanierer auf der Judenstraße. Weit gefehlt! "Wir haben die Strohballen als Deko für unser Late-Night-Shopping bekommen", begründet Stephan Bunse, Sprecher der Straßengemeinschaft, den ländlichen Charme für die Aktion.
Das Shopping unterm nächtlichen Sternenglanz in der kreisweit ältesten Fußgängerzone war ein solcher Erfolg, dass die Judenstraße daran anknüpft- und schon das Stroh für die Aktion 2010 bestellt hat...
Nicht vergessen: Am Samstag ist Kneipenfestival. In zehn Lokalen spielen ab 21 Uhr zehn Bands. Einmalig ist ein Festival-Ticket für elf Euro zu lösen. Tipp: Auftakt der bierselig-musikalischen Runde sollte das Falko am Buttermarkt bilden.
Dort ist gleich Party mit Granufunk- Funkklassiker von James Brown über Kool and the Gang bis hin zu Stevie Wonder lassen die Tanzsehnen zucken. Und wenn Ihnen das Granufunk-Gesicht bekannt vorkommt: Sie kennen’s bestimmt aus der Late-Night-Band der Johannes-B.-Kerner-Show im ZDF.
Der Kempener Gitarrist Clemens Bombien, zarte 16 Jahre alt, blickt schon auf eine gewaltige Musikkarriere zurück: Er hat mit vielen deutschen Bluesgrößen gespielt und stand sogar schon einmal mit Carlos Santana, dem Gitarrengott, auf der Bühne.
Anders als viele Gleichaltrige ist der 16-Jährige ein Rock- und Blues-Fan. "Ist alles mein Vater schuld, er hat früher immer Led Zeppelin und ZZ Top gelauscht. Als ich klein war, habe ich gar keine andere Musik gehört." Nun gibt Bombien am 16. Oktober im NT-News, Peterstraße 26, ein Konzert.
Auch da gibt’s Rockiges, aber nur noch wenig Karten, sagt Inhaber Theo Nikolaidis. "Ich find’ ihn klasse. Und der Vorverkauf lief in der ersten Woche besser als bei allen anderen Musikern." Ein paar Karten gibt es noch für fünf Euro im Vorverkauf, an der Abendkasse für sechs Euro.