Kempen: Fußball - Liebe wichtiger als EM

Sie ist Spanierin, er Deutscher – wie geht das beim Endspiel gut? Die WZ hörte sich um.

Kempen/Breyell. Wenn es am Sonntag in Wien im EM-Showdown zwischen Deutschland und Spanien um Europas Fußballkrone geht, könnte das Spiel nebenbei zu einem echten Prüfstein für manch internationale Ehe werden - sollte man meinen.

Doch davon ist im deutsch-spanischen Haushalt von Theo und Mercedes Klein in Kempen nichts zu spüren. "Bei uns besteht keine akute Konfliktgefahr auf dem Sofa. Schließlich geht es nur um Fußball", so die gebürtige Ibererin Mercedes Klein.

Dennoch setzt die Tochter eines fußballverrückten Elternhauses von Real Madrid-Fans auf einen Sieg ihrer Landsleute. "Mein Tipp lautet 2:1 für Spanien."

Und für den langersehnten Finaleinzug ihrer kickenden Landsleute nach 24 Jahren legt sich Mercedes Klein ins Zeug: Im spanischen Fernsehen verfolgt sie hautnah die Genesungs-Fortschritte von Stürmerstar David Villa; Ehemann Theo, gerade als Hausmeister der Realschule verabschiedet, bekocht sie im Vorfeld des Spiels ausgiebig mit Paella; und Schwiegersohn Claus wurde gar im Spanien-Trikot zur Arbeit auf dem Düsseldorfer Flughafen geschickt. Soviel Einsatz muss eigentlich belohnt werden...

Auch bei Anton und Estrella Geyer steht, je nach Ausgang des Spiels, keine Ehekrise ins Haus. "Wir sind seit 1968 verheiratet, da bringt uns kein Ball auseinander. Außerdem bin ich der Meinung: Der Bessere soll gewinnen", erklärt Anton Geyer, der in der Ellenstraße34 in Kempen einen Antik- und Trödel-Laden betreibt.

Darüber wehte in den vergangenen Wochen abwechselnd eine deutsche und eine spanische Flagge. Sonntag steht der 65-Jährige daher vor einem echten Dilemma: Welche Farbe bekennen? Schwarz-rot-gold oder rot-gelb-rot?

Doch letztlich siegt bei Anton Geyer dann doch die Liebe zu Jogis Truppe: "Morgen wird die deutsche Flagge hängen, denn selbst meine Frau tippt insgeheim auf einen erneuten Dusel-Sieg der Deutschen."

Den wünschen sich Ulrich Schmitter und Ehefrau Carmen überhaupt nicht. Der Leiter der Nettetaler Stadtbibliothek in Breyell vertritt einen klaren Standpunkt: "Ich finde, Spanien hat bisher den konstant schönsten Fußball gespielt. Sollte Deutschland wieder so rumpeln wie gegen die Türken, gönne ich es den Spaniern."

Den Finalabend verbringt der 52-Jährige mit seiner Frau bei den spanischen Schwiegereltern. Dort kann Schmitter mit seinem gewagten Tipp, "3:1 für Spanien", sicher Pluspunkte sammeln. Für den Fall einer Niederlage der DFB-Kicker hat der Bibliothekar aber einen Wunsch: "Ein Tor des Halbspaniers Mario Gomez wäre klasse. Da würden sich sicher auch alle Spanier in meiner Familie freuen."