Nettetal: Hilfe für junge Schwangere

In Nettetal gibt es zwei Dutzend Mütter unter 21Jahre, die alleine leben. Um sie kümmern sich verstärkt Hebammen, Streetworkerin und andere Expertinnen.

Nettetal. Statistisch kann man den Baby-Boom schlecht nachweisen. "Trotzdem ist er zu beobachten", sagt Marie-Luise Hellekamps, Streetworkerin in Nettetal. Sie meint den Boom bei jungen Müttern, die unter 21 Jahre alt sind, und die sie in ihrem Büro an der Breyeller Straßebetreut. "Letztes Jahr hatten wir ihn in Viersen, in diesem Jahr in Nettetal", ergänzt Karen Langenheinrich von Donum Vitae, der Viersener Schwangerschaftsberatungsstelle.

Die beiden Frauen haben zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Monika Ioannidis ein Netzwerk für junge Schwangere gebildet und einen Flyer herausgebracht. Auf einem dreifach gefalteten Din-A-4-Blatt stellen sich die Ansprechpartner mit einem Foto vor und ermuntern mit klaren Worten zur Kontaktaufnahme.

Potenzielle Kundschaft ist zur Genüge vorhanden: In Nettetal leben 24 allein erziehende und allein lebende Mütter, die jünger als 21 Jahre alt sind - und nicht mehr bei ihren Eltern leben.

Beim Netzwerk mit dabei sind unter anderem auch die Hebammen Daniela Schroers und Irma Reyer. "Jetzt wünschen wir uns, dass die Gynäkologen diese Flyer in ihren Praxen auslegen", sagt Hellekamps. Sie seien immerhin diejenigen, die die jungen Frauen mit der Tatsache einer bestehenden Schwangerschaft konfrontieren. "Über diesen Flyer finden sie alle Hilfsangebote, die es gibt", sagt Hellekamps.

Beispielsweise, dass es bei Daniela Schroers spezielle Geburtsvorbereitungskurse für Frauen unter 21 Jahren gibt. "Da geht es nicht darum, wo man dieses oder jenes schicke Ausstattungsstück zu kaufen bekommt."

Vielmehr wüssten die meisten nicht, woher sie Geld für die Wickelkommode bekommen könnten. Sie ist inzwischen dazu übergegangen, bei den älteren, gut situierten Frauen nicht mehr benötigte Ausstattung zu sammeln und an die jungen Mütter zu vermitteln.

Schroers ist auch berechtigt, die Nachsorge nach der Geburt im Krankenhaus zu übernehmen. "Die kann bis zu einem halben Jahr lang gewährt werden." So kann die Hebamme helfen, sich in dem neuen Leben mit einem Säugling zurecht zu finden.

Karen Langenheinrich freut sich, jetzt auch vor Ort beraten zu können: "In Sachen Empfängnisverhütung gibt es immer noch großen Informationsbedarf." Manche Mädchen denken, sie könnten nach einer Geburt nicht so schnell wieder schwanger werden, "und schon ist das zweite Kind unterwegs".

Mit ihren Programmen gastiert sie auch in Schulen und Mädchengruppen. Doch sie bekommt nicht einmal mehr die Kondome für den "Kondom-Führerschein" bezahlt. "Empfängnisverhütung ist auch immer noch eine Frage des Geldes", sagt sie. Nur bis 18 Jahre gibt es die Pille über die Krankenkasse.

Donum Vitae kann auch Beratungsscheine ausstellen, die für einen Abbruch vorgelegt werden müssen.