Was die Zwar-Gruppe St. Hubert bietet Viel los zwischen Arbeit und Ruhestand

Kempen · Seit fünf Jahren gibt es im Kempener Stadtteil St. Hubert eine Zwar-Gruppe. Sie richtet sich an Menschen im Alter „zwischen Arbeit und Ruhestand“, die gemeinsam etwas unternehmen möchten. Längst haben sich Freundschaften entwickelt.

Beim Basistreffen im Dr.-Karl-Rudolf-Haus werden Termine abgestimmt. Das geht in lockerer Runde, es wird viel gelacht.

Foto: Norbert Prümen

Heute ist das sogenannte Basistreffen im großen Saal des Dr.-Karl-Rudolf-Hauses in St. Hubert. Alle zwei Wochen trifft sich hier die Zwar-Gruppe St. Hubert. Zwar ist die Abkürzung für „Zwischen Alter und Ruhestand“. Kürzlich konnte die Gruppe ihr fünfjähriges Bestehen feiern. Das Zwar-Netzwerk wurde 2018 von Nadja Doht von der Senioren- und Pflegeberatung der Stadt Kempen gegründet und beim Aufbau im ersten Jahr begleitet.

Zum Start der Gruppe wurden alle Bürger aus dem Stadtteil St. Hubert angeschrieben, die zu dem Zeitpunkt zwischen 55 und 65 Jahren alt waren. Und dieses zunächst kleine Pflänzchen hat sich prächtig entwickelt.

Rund 30 Leute sind an diesem Abend beim Basistreffen dabei. Es sind Männer und Frauen, im Durchschnitt zwischen 60 und 70 Jahre alt. Sie sitzen an den langen, herbstlich dekorierten Tischen in dem Saal, der mit seinem dunklen Holzboden und den weißen modernen Möbeln eher wie ein großes Wohnzimmer anmutet.

Die Stimmung ist aufgelockert, man plaudert vertraut per Du. Die Basistreffen dienen dem Austausch und der Organisation. Heute moderiert Barbara Klewin das Treffen. Sie hält – wie fast alle hier – das Handy in der Hand und geht die kommenden Termine durch.

Auf der Website der Gruppe sind alle Aktivitäten verzeichnet, dort befinden sich auch Listen, in die sich die Teilnehmer online eintragen können. „Zum Politiktreffen haben sich bislang nur sechs Leute angemeldet“, sagt sie. Einige tippen in ihre Handys, und prompt erweitert sich der Teilnehmerkreis. Zahlreich und vielfältig sind die Angebote in den kommenden Wochen. Etwa „Basteln für Weihnachten bei Renate“ oder Kino, Vorträge und Konzertbesuche.

Jutta Weichert hat Karten für eine Vorführung im Planetarium Bochum organisiert. Die Liste ist „geschlossen“, sprich: alle Karten sind vergeben. Treffpunkt ist hinter der Kirche St. Hubertus. Dort werden dann Fahrgemeinschaften gebildet. „Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt“, fügt Jutta noch hinzu.

Aus der Gruppe kommen Ideen für weitere Ausflüge. „Ich schlage vor, dass wir im nächsten Jahr eine Fahrradexkursion zum Tag der offenen Gartenpforte machen“, sagt ein Herr. Der Vorschlag kommt gut an und wird in die Ideenliste aufgenommen. Ein anderer Teilnehmer schlägt vor, die Salzbergwerke in Born bei Wesel zu besuchen.

Großes Angebot deckt viele Interessen der Teilnehmer ab

Neben den Terminen für Einzelveranstaltungen gibt es auch zahlreiche feste Gruppen, die sich regelmäßig treffen. Sehr beliebt sind die Kochgruppen. Da ist gerade eine vierte Gruppe in Gründung. Gekocht wird in der großen modernen Wohnküche im Dr.-Karl-Rudolph-Haus. Nordic Walking, Wandern, Fahrradfahren, Skat und Gesellschaftsspiele, Tango und Yoga sind im Programm. Auch Städtereisen werden organisiert. Das große Angebot deckt viele Interessen ab.

Offene Struktur der Gruppe
als Erfolgsrezept

Durch unterschiedliche berufliche Erfahrungen bringen die Teilnehmer vielfältige Stärken ein. John Bolton etwa ist Maschinenbauingenieur. Der Brite hat die Gruppe „Gerätereparaturen“ ins Leben gerufen. Zusammen mit einem ehemaligen Banker und einem Elektronikingenieur reparieren sie in seiner Garage kostenlos Küchengeräte, Fahrräder und Rasenmäher. „Als Bezahlung nehmen wir gerne Kuchenspenden entgegen“, sagt er grinsend. Besonderheit und wahrscheinlich auch Erfolgsrezept ist die offene Struktur der Gruppe, die sich als Netzwerk versteht. Alles kann – nichts muss, lautet das Motto. Es gibt keine Vereinsstrukturen, keinen Vorstand. Jeder bringt sich nach Bedarf ein, es gibt keinerlei Zwänge oder Verpflichtungen. Die Veranstaltungen stehen allen offen. Heinrich Goetzens aus St. Hubert etwa organisiert die Wanderungen. Der heute 65-Jährige hat gleich nach Gründung der Gruppe vor fünf Jahren gemeinsam mit seiner Frau mal „reingeschnuppert“ und ist dabeigeblieben. Damals arbeitete er noch als Jurist bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Zwar-Gruppe sei in den vergangenen fünf Jahren zusammengewachsen, findet er. Viele Bekanntschaften und Freundschaften hätten sich gebildet. „Und da jeder mal was macht, entwickelt man sich auch persönlich weiter“, findet er.