Lobbericher Jugendheim: Auf einer Hand gedreht
Arche: Tanzgruppen sind Aushängeschilder des Lobbericher Jugendheims. Viele Mädchen prägen die Atmosphäre.
Lobberich. Der nächste bitte: Handstand auf einem Arm, den Körper im Kreis gedreht und die Beine in der Luft gewirbelt, als wären sie ein Propeller. Rasend schnell zum harten Rhythmus aus dem Ghettoblaster, bis Mehmet wieder auf die Füße springt. Dann ist Quang mit demselben Kunststück dran. "Wahnsinn, wie die das machen", lobt Stefan Pläp, "und Quang kann sogar die Wand hoch laufen!"
Pläp ist stolz auf seine Jungs aus der Breakdance-Gruppe. Genauso wie auf die Tanzgruppe der Mädchen: Beide sind Aushängeschilder des Lobbericher Jugendheims Arche.
"Das macht ja Jugendarbeit aus, dass junge Menschen sich sinnvoll die Zeit vertreiben wie in diesen Tanzgruppen", meint Pläp, Leiter des Jugendheims. Geduld, Geschick, Gemeinschaftsgefühl seien die Voraussetzungen. "Und wenn sich mal einer beim ersten Vortanzen ungeschickt anstellt, dann lacht ihn keiner aus", erzählt der Arche-Chef, "im Gegenteil, er wird angefeuert, man hilft sich gegenseitig."
Hört sich alles gut an, sieht auch alles gut aus: Viel Leben in und um Nettetals größtes Jugendheim. Eine große Gruppe sitzt auf den Stufen im Saal, schaut den Tänzern zu. Drei Jungen konzentriert an den PCs im Computerraum, auf der Couch in der Ecke ein Pärchen. Draußen spielen junge Leute Basketball, zwei junge Damen auf der Bank tuscheln, lachen.
Überhaupt auffällig viele Mädchen. Auch drinnen hinter der Tür: Michelle, Danielle, Lisa und Jacqueline sitzen da, Mario ist Hahn im Korb, alle zwischen 16 und 19. Sie sind Teamer, wie sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Arche nennen. "Wir machen schon ein paar Jahre mit", erzählt Michelle,"das macht einfach Spaß." Lisa ergänzt: "Wir besprechen uns regelmäßig im Team, verteilen die Aufgaben, jetzt sind wir mit Getränke ausgeben dran."
Die rund 20 Teamer, erklärt Pläp, seien wichtig für die Arche: "Wenn wir hinten im Werkraum Trommeln bauen und ich nicht sehe, was im Saal läuft, bin ich beruhigt, wenn die Teamer da sind." Viele der Ehrenamtler sind Mädchen. Pläp: "Mädchen im Jugendheim sind ein Zeichen für eine friedliche Atmosphäre."
Wenn es mal nicht so friedlich zugeht, wenn es draußen nach Veranstaltungen lauter wird, baut Pläp auf das Verständnis der Nachbarn: "Lobbericher sind tolerant!" Und viele wissen: Die Tänzer der Arche haben einen guten Ruf, sind schon bei Veranstaltungen aufgetreten, kennen sich aus mit der Geschichte ihrer Bewegung: "Breakdance, und zwar new school, gehört zur Hiphop-Szene", erläutert Quang. "Für so einen Move wie den Ninety", fügt Mehmet hinzu, "müssen wir täglich hart trainieren." Dann zeigen die beiden 19-Jährigen, was sie meinen - den einarmigen Handstand mit Drehung.