Manfred Lommetz: „Die Gemeinde braucht Kontinuität“
Manfred Lommetz will Bürgermeister von Grefrath bleiben. Darüber sprach er mit der WZ.
Grefrath. Er ist der Amtsinhaber und will sich bei der Bürgermeisterwahl am 13. September gegen seine beiden Gegenkandidaten Kirsten Peters (CDU) und Volkmar Josten (parteilos) durchsetzen: Manfred Lommetz, ebenfalls parteilos. Vor sechs Jahren setzte er sich gegen Herbert Kättner (CDU) durch. Im Gespräch mit der WZ zog Lommetz eine Bilanz der vergangenen Amtsjahre und äußerte sich über künftige Vorhaben, sollte er als Sieger aus der Wahl hervorgehen.
Westdeutsche Zeitung: Herr Lommetz, wer hilft Ihnen beim Verteilen Ihrer Flyer?
Manfred Lommetz: Meine Tochter und deren Freundin. Und wir haben eine riesige Verwandtschaft, die mich unterstützt.
WZ: Warum treten Sie noch einmal an?
Lommertz: Ich meine, dass ich in den letzten sechs Jahren ein guter Bürgermeister war. Ich konnte eine Reihe von Erfahrungen sammeln und habe mir ein Netzwerk aufgebaut. Außerdem befindet sich die Verwaltung in einem Umbruch. Schlüsselstellen müssen neu besetzt werden. Wir befinden uns in der Haushaltssicherung. Die Gemeinde braucht Kontinuität durch einen erfahrenen Bürgermeister mit einer gewissen Distanz. Ich bin kein Politiker und kein Verwaltungsmann. Ich bin ein Bürger mit guten Verwaltungskenntnissen. Hier will ich mich nicht aus der Verantwortung stehlen.
WZ: Ist es ein Vorteil, parteilos zu sein?
Lommetz: Ja, weil man neutral und objektiv ist, ist das Vertrauen auf allen Seiten gleichermaßen da. Ich bemühe mich, alle Parteien gleich zu halten. Ich habe immer wechselnde Mehrheiten bei Entscheidungen gehabt.
WZ: Was würden Sie bei einer Wiederwahl anders machen?
Lommetz: Ich würde mehr delegieren. Ich habe zu viel selbst gemacht. Ich habe das Gefühl, mich um alles kümmern zu müssen.
WZ: Gibt es Unterschiede zu Ihren Mitbewerbern?
Lommetz: Mein Vorteil ist die juristische Ausbildung, die kann sich sehen lassen, und meine Erfahrung in der Verwaltung. Frau Peters ist eine engagierte Parteipolitikerin mit langer Erfahrung in der Ratspolitik, aber zu parteiverbissen. Herr Josten ist ein guter Sozialamtsleiter . . .
WZ: Was sagen Sie zu der Aussage von Volkmar Josten: Wo Lommetz drauf steht, ist Josten drin?
Lommetz: Das ist eine fehlerhafte Interpretation des Dienstrechtes. Ich definiere mich durch meine Mitarbeiter.
WZ: . . . und dass Sie aus der Zeitung von der Kandidatur Ihres Sozialamtsleiters gehört haben?
Lommetz: Darüber habe ich mich geärgert. Ich hätte es gerne vorher von ihm selbst gehört. Aber mit einem gemeinsamen Wahlkampf habe ich kein Problem.
WZ: Welche Prognose haben Sie für den Wahlausgang?
Lommetz: Wenn alle Leute, die für mich sind, zur Wahl gehen, könnte es im ersten Wahlgang klappen. Ich glaube auch, dass der Wahlkampf meine Unterstützer motiviert, zur Wahl zu gehen.
WZ: Welche Erfolge verbuchen Sie nach Ihrer Meinung in Ihrer ersten Amtszeit?
Lommetz: Ein großer Erfolg war die Vermarktung des Gewerbeparks am Wasserwerk — mit der Mitarbeit aller Beteiligten und unserer Ämter. Wichtig war die Entwicklung der Haupt- zur Verbundschule und deren Weiterentwicklung zur Sekundarschule. Die Hauptschule hatte 200 Schüler, die Verbundschule hat jetzt 400. So ist der Schulstandort für zehn Jahre gesichert. Die Zusammenfassung zunächst der beiden Grefrather Grundschulen und dann die Zusammenlegung mit der in Oedt war ein weiterer wichtiger Punkt. So konnten wir auch eine Rektorin einsetzten. Denn das hängt ja von der Größe einer Schule ab. Netto auf dem Girmes-Gelände in Oedt — ein ganz wichtiger Schritt. Und zuletzt noch der Personalabbau im Rathaus. Wir hatten 27 Abgänge und nur elf Neueinstellungen. Wir haben acht Vollzeitstellen eingespart. Damit sind wir aber auch fast am Ende.
WZ: Gibt es unerledigte Sachen aus Ihrer Amtszeit?
Lommetz: Dass das mit dem Ankauf von Johnson Controls für ein neues Rathaus nicht geklappt hat. Mit einer Untersuchung zum Thema Stadtmarketing und einer internen Schulung hätte ich gerne weiter gemacht. Aber die Politik wollte dies nicht weiterführen und die 40 000 Euro einsparen. Man kann nicht alles haben. Das ist bedauerlich, aber ich habe die Entscheidung mitgetragen.
WZ: Sollten Sie Bürgermeister bleiben, wie bekommen Sie die Haushaltssicherung in den Griff?
Lommetz: Das ist das drängendste Problem. Der Haushalt 2014 wurde vom Kreis Viersen genehmigt. Der Rat hat die Steuern angehoben. Und nach unseren Berechnungen sind wir im Jahr 2023 aus der Haushaltssicherung heraus. Der Kreis möchte, dass es schneller geht und spricht von 2020. Da sind wir auf einem guten Weg, da die Einnahmensseite gut ist. Die Gewerbesteuer geht rauf, ebenso die Schlüsselzuweisungen und die Lohnsteuereinnahmen. Das ist der größte Brocken.
WZ: Die IHK hält die Erhöhung der Gewerbesteuer für falsch, sie würde das Wachstum behindern. Zumal Grefrath die höchste im Kreis Viersen haben soll.
Lommetz: Das ist nur ein minimaler Unterschied. Die Erhöhung der Gewerbesteuer war wegen des Haushaltsicherungskonzeptes im Übrigen zwingend notwendig und wurde deswegen vom Rat einstimmig beschlossen. Wegen der Geltungsdauer des HSK wird es in den nächsten neun Jahren keine Erhöhung mehr geben. Ich gehe davon aus, dass uns andere Kommunen des Kreises in diesem Zeitraum überholen.
WZ: Welche neuen Aufgaben sehen Sie?
Lommetz: Wir müssen das Gewerbegebiet am Wasserwerk erweitern. Und noch zwei Gebiete müssen weiter wachsen: Johnson Controls und Girmes. Die Stelle des Wirtschaftsförderers plane ich zu besetzen. Mit einer gut dotierten Person, die sich um die Bereiche Ortsmarketing, Wirtschaftsförderung und Tourismus kümmert. Das sich die Fraktionen erstmal auf eine Nichtbesetzung geeinigt hatten, war okay.
WZ: Wie klappt die Zusammenarbeit mit der Verwaltung?
Lommetz: Der Umgang ist okay.
WZ: Was macht den Charme von Grefrath aus?
Lommetz: Die Vielfalt: Sport, Kultursachen, gute Kita- und Schullandschaft, großer Park, Museum, Flugplatz, die Niers, das Eisstadion. Wir haben die beste Infrastruktur im Kreis Viersen. Die Menschen nehmen aktiv am Dorfleben teil. Wir sind Grundversorger und im Speckmantel von Kempen. Das spricht für Grefrath. Das ist wesentlich, um die demografische Struktur zu erhalten.
WZ: Demografie ist ein gutes Stichwort. Wie wollen Sie dem Wandel entgegenwirken?
Lommetz: Wir müssen etwas für den Wohnungsbau tun. Und im Gegensatz zu Herr Josten sehe ich einen Bedarf für Familien mit vielen Kindern. Die Baugebiete Boosch in Vinkrath und am Kloster in Mülhausen haben vor allem Auswärtige angezogen. Das zeigt doch die gute Infrastruktur von Grefrath. Sieben Häuser für Familien mit mehr als drei Kindern sind mit der GWG geplant. Denn wir können den demografischen Wandel nicht nur verwalten. Natürlich brauchen wir barrierefreies Wohnen — für Jung und Alt. Man muss offensiv an die Sache gehen. Man kann nicht alles von oben steuern. Es gibt durchaus Senioren, die alleine klar kommen oder Hilfe in der Familie finden.
WZ: Was sagen Sie zur Zukunft der Albert-Mooren-Halle?
Lommetz: Ich sehe die Halle noch viele Jahre stehen.
WZ: Welche Stärken haben Sie?
Lommetz: Mein Beruf als Jurist. Ich habe gelernt, andere Meinungen zuzulassen und auch umzusetzen.
WZ: Haben Sie auch Schwächen?
Lommetz: Ab und zu kann ich aufbrausend sein.