Trockener Sommer Schwieriges Jahr für Landwirte

Kempen/Kreis Viersen. „Den Landwirten im Kreis wird das Jahr wohl als schwierig in Erinnerung bleiben“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Viersen. Zwei Themen schlagen ihm und seinen Kollegen aktuell besonders aufs Gemüt: Die Folgen der Trockenheit im Juni und Juli sowie das russische Importembargo für Lebensmittel aus dem Westen.

Zurzeit werden Kartoffeln geerntet. Der Ertrag fällt wegen der Trockenheit nicht gut aus.

Foto: Kurt Lübke

Wenn Küskens über das Wetter spricht, klingt er fast ein wenig verzweifelt: „Über das Jahr gesehen haben wir ja genug Niederschläge.“ Diese seien aber schlecht über die Monate verteilt. Das Ausbleiben des Regens im Juni habe bei den Landwirten im Kreis die Befürchtungen vor einer katastrophalen Erntesaison genährt, so Küskens.

Der Mais steht noch. Wie die Ernte wird, kann noch nicht gesagt werden.

So schlimm sei es zum Glück nicht gekommen: „Die Gerstenernte ist wider Erwarten gut gelaufen. Hier war die Sommertrockenheit nicht das Problem.“ Beim Weizen sehe es schlechter aus. Hier liege die Bilanz leicht unter dem Durchschnitt.

Den Weiden fehlte in den Sommermonaten der Regen.

Foto: Kurt Lübke

Bei den Kartoffeln sei die Trockenheit besonders ins Gewicht gefallen. Intensive Bewässerung ist laut Küskens notwendig gewesen, um die Ernte zu retten. Ähnlich sehe es beim Gemüse aus: „Natürlich verursacht die Beregnung hohe Kosten.“ Zudem gehe das ständige Umstellen der Beregungsanlagen an die Substanz der Landwirte. Teilweise müssten sie mehrfach in der Nacht aufstehen, um die Geräte auf den Äckern neu zu positionieren.

Weiteres Sorgenkind ist der Futteranbau. Auch auf den Weiden fehlte in den Sommermonaten der Regen. „Man sieht die Tiere auf einer Steppe stehen“, sagt Küskens. Die Ernte des Mais steht noch bevor. Daher kann hier noch kein abschließendes Fazit gezogen werden. Dennoch sagt Küskens: „Der Mais hat es sehr schwer.“

Er bezweifelt, dass die Bauern im Kreis den Verlust durch den weggebrochenen Teil der Ernte mit höheren Preisen beim Verkauf abfedern können. Dazu sei der Markt zu globalisiert. Entwicklungen in einzelnen Regionen fallen kaum ins Gewicht. Daher möchte Küskens keine Spekulationen über Preise, die letztendlich bei den Verbrauchern ankommen, tätigen.

Besorgt beobachtet der Verbandschef die Folgen des russischen Einfuhrverbots für westliche Lebensmittel: „Das betrifft uns auch hier im Kreis.“ Besonders Obst- und Milchbauern sowie der Absatz von Fleisch seien vom Embargo betroffen. Durch das Wegbrechen des russischen Marktes gebe es ein Überangebot in der EU. Beispielsweise würden polnische Obstbauern versuchen, ihre Äpfel in Deutschland zu verkaufen, da der Export nach Russland nicht mehr möglich ist. Die Abnehmer nutzen diese Situation, um den Kaufpreis zu drücken.

„Im Bereich der Milch ist diese Entwicklung existenzbedrohend. Im letzten Jahr lag der Preis um diese Zeit für einen Liter Milch bei rund 35 Cent. Jetzt sind es nur 26 bis 28“, so Küskens. Er kann sich vorstellen, dass die Quote der Höfe, die den Betrieb einstellen, steigt: „Der normale Schwund lag in den letzten 20 Jahren jeweils bei zwei bis drei Prozent.“