Oase in Breyell: „Das sind alles meine Freunde“
In Breyell finden junge Leute ein zweites Zuhause. Neben Freizeit und Spaß wird Am Kastell auch Hilfe angeboten.
Breyell. Und drehen und schießen und Tor: Antonia mischt munter mit am Kicker. Sie ist das einzige Mädchen unter lauter Jungs im Saal. Und doch keine Anmache, keine blöden Sprüche. "Das sind alles meine Freunde", sagt die hübsche junge Frau und lacht. "Fast 16" ist Antonia, kommt in jeder freien Minute ins Jugendheim Oase in Breyell. Um Spaß zu haben, klar. Und um mitzuhelfen bei Aktionen. Aber vor allem, "um zu reden, was mal werden soll und so".
Für Antonia und viele andere junge Leute ist die Oase wie ein zweites Zuhause, sie verbringen hier ihre Freizeit, hängen ab, diskutieren über Politik - und über ihre Zukunft.
Konzentration am Billardtisch, Trubel am Kicker, Diskussion in der Ecke, aus den Lautsprechern die neuesten Hits. Allerhand los nachmittags im gemütlichen Saal der Oase, viel Holz, ruhige Farben. Dazu scheint gar nicht der silberne Schlimmer an der Wand zu passen - hier glänzen und glitzern dutzende Pokale.
"Wir fahren jedes Jahr zu Fußballturnieren und wir veranstalten die Soccerturniere der Nettetaler Jugendheime mit", erklärt Dirk Engels die Trophäen. Sportliche Aktivitäten seien sehr beliebt, da könnten junge Leute alles geben, sich Herausforderungen stellen, Alltagsfrust mal links liegen lassen. "Und Frust haben ja viele", ergänzt Eva Cappel.
Die Sozialpädagogen Engels und Cappel sind die "Chefs" der Oase, tragen Verantwortung für über 60 Jungen und Mädchen, die täglich ins Jugendheim der katholischen Kirchengemeinde St. Lambertus kommen. "Viele suchen nicht nur Ablenkung, sondern auch Rat, ja Hilfe", sagt Cappel. Hauptschüler mit schlechten Ausbildungschancen seien dabei, junge Migranten mit Kontaktproblemen, Kinder aus Familien, die sich nicht alles leisten können.
Lukas zum Beispiel. Der 15-jährige sitzt im Computerraum, surft im Internet. "Mal so rumgucken, was abgeht im Netz oder interessante Berufe suchen", das locke ihn her, "zu Hause haben wir keinen Computer". So bietet die Oase manchen jungen Menschen das, was sie anderswo kaum finden - vor allem Gemeinschaft und Hilfe. Engels: "Wir beraten und vermitteln, bei Problemen oder Berufsfragen."
Was für die Besucher von Vorteil ist, wirkt sich für den Ruf des Hauses nachteilig aus: "Viele meinen, hier sind nur die Asis", ärgert sich Antonia. Messdiener blieben meist in ihrem eigenen Raum, Oberstufenschüler ließen sich kaum blicken. "Ich geh zur Realschule, bin Messdienerin, im Kirchenchor und ich geh sehr gerne in die Oase, keine Probleme, nette Leute", räumt Antonia mit Vorurteilen auf. Dann dreht sie wieder die Stangen am Kicker. Und schießt und Tor.