Prima Wasser aus dem Hahn

Untersuchung: Arzneimittel-Rückstände im Trinkwasser hat das Umweltbundesamt festgestellt. Die WZ fragte nach, ob das auch auf Kempen, Grefrath und Nettetal zutrifft.

Kempen/Grefrath/Nettetal. Blutfettsenker, Röntgenkontrastmittel, Antischmerzmittel im Trinkwasser? Die Untersuchungs-Ergebnisse des renommierten Toxikologen Hermann Dieter vom Umweltbundesamt scheinen beunruhigend. Besteht auch am Niederrhein die Gefahr einer Wasser-Verunreinigung durch Arzneimittel-Rückstände? Die WZ hat nachgeforscht.

Herwig Eichelberger, Geschäftsführer der Stadtwerke in Kempen, hat zu der vermeintlichen Wasser-Problematik eine klare Meinung: "Diese Verunreinigungen treten vorwiegend bei Oberflächen-Wasser und Uferfiltraten, z. B. an Rhein und Ruhr, auf. Die dortigen Klär-Brunnen ziehen das Wasser aus den Flüssen und können eventuell die feinsten Rückstände nicht ganz filtern."

In der Thomasstadt, so der 63-Jährige weiter, werde das Grundwasser in einem Schutzgebiet gewonnen, in dem bei der Förderung keinerlei Klärschlamm aufgebracht werde. Zudem würde ein Institut in Mühlheim laufend Untersuchungen durchführen, bei denen noch nie Medikamentenrückstände nachgewiesen worden seien. "In Kempen kommt hervorragende Qualität aus dem Wasserhahn", so Eichelberger.

Ins selbe Horn stößt auch Wassermeister Andreas Vogel von den Grefrather Gemeindewerken: "Wir beziehen unser Wasser aus 100 Meter tiefen Brunnen in Hinsbeck-Hombergen. Die Vorkommen befinden sich im sogenannten ’3. Horizont’ und sind von dichten Lehm- und Tonschichten überlagert."

Diese natürlichen Schutzhüllen verhindere, dass Medikamenten-Rückstände und andere unerwünschte Stoffe ins Grundwasser gelangen. "Die Gefahr einer Verschmutzung ist eher bei Wasserflächen an der Oberfläche wie zum Beispiel bei Talsperren gegeben. Ist hier die Konzentration der Stoffe für die Filter zu gering, könnten sie durchkommen", erklärt Vogel.

Auch wenn das Trinkwasser aus einem "tiefen Stockwerk" kommt, überprüfen es Vogel und sein Team jede Woche auf Bakterien. Jedes halbe Jahr wird zudem die von der Trinkwasser-Verordnung vorgeschriebene chemische Analyse durchgeführt. "Das Leitungswasser in ganz Deutschland ist top, denn es wird ständig überprüft. Es kann überall unbedenklich getrunken werden", fasst Vogel zusammen.

Christian Plaßmann, Leiter der Trinkwasser-Produktion bei den Stadtwerken Nettetal, schließt sich den Standpunkten seiner Kollegen an. "Unsere vier Brunnen im Lobbericher Süden sind 60 bis 120 Meter tief. Die Wasser-Vorkommen darin werden von dichten, nahezu undurchdringlichen Tonschichten bedeckt", so Plaßmann. Da habe verunreinigtes Wasser von der Oberfläche keine Chance durchzudringen.