Tausende Fans fiebern mit
Viele Fußball-Begeisterte sehen in Kempen und Grefrath das erste WM-Spiel und den 4:0-Sieg der Deutschen Mannschaft.
Kempen/Grefrath. Als die Spieler in Brasilien die Nationalhymne singen, füllt sich in den Kempener Lichtspielen am Buttermarkt allmählich der Kinosaal 1. Knapp 20 Fußballbegeisterte haben sich zum ersten WM-Spiel mit Deutschlandbeteiligung fürs Public Viewing im Kinosaal entschieden. „Hier sind wir wetterunabhängig und die Leinwand ist groß“, sagt Stefanie Matzat (39). Zusammen mit Arbeitskollegin Janine Esdar (31) sind die Krefelder nach der Arbeit schnell zum Buttermarkt geeilt. Fünf Euro Mindestverzehr zahlen die Kinobesucher für das WM-Spiel.
Draußen am Buttermarkt werden die ersten Vuvuzelas ausgepackt, denn gerade ist das erste Tor gefallen. „Wir haben noch ein paar Tische von der Eisdiele herübergeholt, um mehr Gästen einen Sitzplatz zu bieten“, sagt Dino Tonel, Inhaber des „Falko“.
Er „drückt sich heute vor der Arbeit“ hinterm Tresen und sitzt mit den Gästen am Biertisch in der ersten Reihe vor einem der zahlreichen Flachbildschirmen. „Ich habe zum Glück ein ganz tolles Team, das mir heute frei gegeben haben“, sagt er. „Aber wenn sie mich brauchen, bin ich natürlich da.“ Zum Beispiel, falls es doch noch regnet. „Wir haben noch Pavillons in Reserve“, sagt der Gastronom. Damit die Gäste schnell an Getränke kommen, hat der Wirt auch draußen eine Theke aufgebaut.
Vom Stromausfall, der am Nachmittag einige Teile der Innenstadt lahmlegte (siehe auch „Kempener Süden ohne Strom“), merkten die Gäste in den Altstadt-Kneipen und -Bistros nichts mehr. Anderen Betrieben versaute die fehlende Energiezufuhr den Abend. „Wir wollten eigentlich im ,Kuba’ gucken“, sagt Lisa Kleinen (21), die sich mit vier Freunden in der Kneipe am Bahnhof verabredet hatte. „Doch da ging wegen des Stromausfalls gar nichts. Deswegen sind wir hier zum Buttermarkt gekommen.“
„Oh, wie ist das schön . . .“, singen die Gäste von Christoph Wefers im „Mauli’s“ an der Peterstraße. Gerade hat Mats Hummels das 2:0 geschossen. Die Stimmung ist ausgelassen, die Getränke fließen, die „Stadionwurst“ vom Grill schmeckt den Gästen — überwiegend junge Familien. Dabei musste Wefers eine Stunde vor Spielbeginn noch bangen, denn auch in der Kneipe herrschte Stromausfall. Doch jetzt zählt nur noch das Spiel, dass im „Mauli’s“ auf einem großen Fernseher draußen und mehreren kleineren drinnen geschaut wird.
Ortswechsel. Im Außenzelt des Grefrather Eissportzentrums verfolgen 2800 Fußball-Fans das Spiel auf einer vier mal sieben Meter großen Leinwand. Fast ausschließlich in Schwarz-Rot-Gold gekleideten Anhänger zeigen bei diesem spannenden Spiel so ziemlich jede denkbare Emotion. Bei freiem Eintritt gibt’s dort Hot Dogs, Würstchen, Bier und Softdrinks zu zivilen Preisen. Das gilt für alle Spiele mit deutscher Beteiligung.
Vor acht Jahren gab es in Grefrath zum ersten Mal Public Viewing, damals als „Fußball-Familientage“. Mittlerweile zieht es zumeist junge Menschen an, die das Fußball-Fest gemeinsam erleben wollen. „Die Stimmung hier ist einfach super, die reißt einen mit“, sagt Katharina, die mit ihrer Freundin Carina aus Viersen nach Grefrath zum „Rudelgucken“ gekommen ist. Die angeklebte Haarsträhne in Deutschland-Farben sitzt, ebenso die schwarz-rot-goldene Schminke auf ihren Wangen.
Mehr als „Elf Freunde“ aus Grefrath, Oedt und Umgebung freuen sich ebenfalls aufs Spiel - aus gutem Grund: „Wir waren schon öfter hier. Die Stimmung ist einfach grandios, die beflügelt einen regelrecht“, sagt Manuel. Zustimmend nickt Daniel, der einen Panama-Hut mit Nationalfarben-Borde trägt. Sein Tipp vorab: „3:1 für Deutschland. Jogis Jungs packen das schon!“ Portugiesische Fans sind nicht auszumachen — lediglich Daniel will „einen Portugiesen“ gesehen haben. „Der trug aber auch ein Trikot mit Bundesadler und war lediglich portugiesischer Abstammung“, sagt er.
Moderator Rolf Frangen, ehemaliger Stadionsprecher des KEV, bringt die Fans schnell in Stimmung und ruft zu Kinder-Gewinnspiel und Fußball-Quiz für Erwachsene auf. Für den Fall der Fälle gibt es zwei Übertragungswege: Satellit und DVBT. „So entgeht uns nichts“, sagt Mitarbeiter Jan Lankes. 80 Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf, darunter Ordner, Sicherheitskräfte und Polizei.