Kempen/Grefrath Wie wichtig ist der Wochenmarkt noch?

Vielerorts sind Wochenmärkte in der Krise — nicht so in Kempen. Auch in Grefrath kommen die Kunden. In Oedt fehlt es an Angeboten.

Kempen/Grefrath: Wie wichtig ist der Wochenmarkt noch?
Foto: Lübke

Grefrath/Kempen. Am Gemüsestand auf dem Platz am Gänsebrunnen in Oedt stehen drei Kundinnen und greifen beim frischen Angebot zu. Am Stand nebenan, bei Moni Ochs und Ulli Schaath, ist es an diesem Morgen noch ruhig, so dass sie — umgeben von Blusen, Hosen und Co — erst mal einen Kaffee genießen können. Am Freitagmorgen ist Wochenmarkt in Oedt und seit dem Jahr 2000 ist der Stand „Monis und Ullis Pullis“ regelmäßig dabei.

Kempen/Grefrath: Wie wichtig ist der Wochenmarkt noch?
Foto: Kurt Lübke

„Es wäre schon schöner, wenn wir noch ein paar Händler dazu kriegen würden“, sagen die beiden Standbetreiber. Ein Käse-Stand wäre nicht schlecht. Dass das Geschäft für die Wochenmarktbeschicker nicht einfacher wird, spüren sie selbst bei ihrer Arbeit. Wenn die alten Leute nicht wären, wäre der Markt schon lange nicht mehr - da ist Moni Ochs sicher. Aber das Geschäft macht ihnen Spaß. In ganz Deutschland sind sie auf Märkten vertreten, nach Oedt kommen sie aber immer gerne wieder. Sie haben eine große Stammkundschaft, besonders aus dem nahe gelegenen Altenzentrum. „Es macht Spaß. Man kennt die Leute und man freut sich, sie wiederzusehen. Es ist sehr familiär“, sagt Moni Ochs.

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Foto: Lübke

Vielerorts in Deutschland haben die Wochenmärkte zu kämpfen. Aber in Grefrath läuft es noch gut, weiß Petra Janicki, die bei der Gemeinde für die Märkte verantwortlich ist. „Für Grefrath haben wir immer wieder auch Anfragen, die wir ablehnen müssen“, sagt sie. Der Platz ist mit den neun Ständen, die unter anderem Obst, Gemüse, Pflanzen, Fisch, Käse, Wild und Geflügel anbieten, gut gefüllt. Das Angebot sei gut und auch aus der Bevölkerung gebe es oft ein gutes Feedback, so Janicki.

In Oedt könnte man noch gut den einen oder anderen Stand mehr gebrauchen. „Früher gab es mal Geflügel. Das würde bestimmt auch sehr gut laufen.“ Die Standgebühren seien moderat und interessierte Standbeschicker könnten gerne auch erst einmal ausprobieren, wie es läuft.

In Kempen laufen die Wochenmärkte in der Innenstadt besonders gut, auch wenn der Dienstag etwas schwächer ist als der Freitag. „Die Markthändler sind aber auch am Dienstag zufrieden, so dass sie auf den Markttag nicht verzichten wollen“, heißt es aus dem Rathaus. Auf den Märkten in der Innenstadt stehen im Schnitt 15 Markthändler. Durch Krankheit seien einige Stände in der letzten Zeit leer geblieben, die Händler kämen aber in den nächsten Wochen alle wieder. An einem Platz wechselt der Händler. Im Hagelkreuz stehen im Schnitt drei Händler, in St. Hubert fünf und in Tönisberg vier. Dort sollen in Zukunft die Märkte noch ausgebaut werden.

Eine Kampagne im Frühjahr, in der für die Wochenmärkte in Kempen geworben wurde, habe einen positiven Effekt gehabt. Einige Bürger hätten den Wochenmarkt wiederentdeckt und zählten jetzt zu den regelmäßigen Kunden. Die Verantwortlichen wollen da nun am Ball bleiben und die Wochenmärkte den Bürgern gelegentlich in Erinnerung rufen.

Auf dem Markt in der Kempener Altstadt ist Heinz-Günter Kaisers mit seinem Stand vertreten. Die Familie ist seit mehr als 100 Jahren in diesem Geschäft. Das Kaufverhalten habe sich sehr verändert, stellt er fest. Berufstätige haben oft nicht die Zeit, auf den Markt zu gehen. Aber er sei zufrieden. Die Leute würden die Frische schätzen und dass es auf dem Markt noch Sachen gibt, die es in großen Läden nicht gibt.

„Kempen hat den Vorteil, dass es noch ein grüner Markt ist“, sagt er. Auf anderen Märkten zwischen Kleidung und Handyzubehör zu verkaufen, gefalle ihm weniger gut.

„Zum Anfang der Woche ist es meistens schwieriger. Zum Wochenende geht es besser“, sagt Irmgard Trienes vom gleichnamigen Gemüsebaubetrieb, der ebenfalls auf dem Kempener Markt seine Waren anbietet. Auf Märkten am Samstag würden dann auch mehr jüngere Kunden kommen. Mit den Jahren sei das Geschäft schon schlechter geworden. Aber die Kunden, die kommen, wüssten zu schätzen, dass man an einem Marktstand auch alles einzeln kaufen kann. „Und das ganze Plastik haben wir ja nicht.“

Vielleicht sei nicht mehr so viel los, wie es mal war, sagt auch Peter Schlee vom Stand „Käsefuchs“ auf dem Kempener Markt, aber man sei immer noch zufrieden. Er freue sich, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen.