Kaum ist das netzähnliche Band in der Turnhalle an der Sassenfelder Straße in Lobberich quer durch die Halle gespannt, schon fliegt der Ball das erste Mal in einem hohen Bogen über das Netzband. „Da wir heute nur zu fünft sind schlage ich vor, dass wir das blaue Feld, also die kleinere Variante, nehmen“, sagt Amseln Oßenkamp. Ein Vorschlag, der von den anderen vier Männern, die mit ihm auf der Sportfläche stehen, mit einem zustimmenden „Ja“ angenommen wird.
In Anbetracht der ungeraden Zahl geht es mit einer Dreier- und einer Zweier-Mannschaft auf den beiden Spielfeldseiten an den Start. Die erste Faustballrunde beginnt. Die Männer flitzen im Rahmen der blauen Linien umher und lassen den Ball, geschlagen mit der Faust oder den Armen, durch die Luft sausen. Der Ball darf vor jeder Berührung durch einen Spieler einmal innerhalb es Spielfelds auf dem Boden aufspringen. Anschließend muss der rund 340 Gramm leichte Ball, der etwas kleiner ist als ein Fußball, erneut über das gespannte netzartige Band zur gegnerischen Mannschaft gespielt werden. Das Spiel erinnert ein wenig an Volleyball.
„Ich würde ebenfalls gerne mitspielen, aber bei mir lässt es die Gesundheit leider nicht mehr zu“, bemerkt Edmund Suthor, der an diesem Abend einfach zum Zugucken und Erzählen vorbeigekommen ist. Der Lobbericher hat nicht nur selber über Jahre begeistert Faustball gespielt, sondern er ist sogar familiär mit dem Faustball verbunden. Den Faustball im TV Lobberich hat nämlich Onkel Helmut vorangetrieben. „Helmut Schmitz Senior war der Onkel meiner Frau. Er hat schon in jungen Jahren Faustball im TV Lobberich gespielt und sich über die Jahrzehnte für diesen Sport eingesetzt. Er war die Seele vom Faustball. Dieser Sport war sein Lebenswerk“, erzählt Suthor. Erst mit 83 Jahren habe Onkel Helmut aus Gesundheitsgründen mit dem Sport aufgehört.
Weil besagter Onkel, geboren 1926, schon so früh Faustball spielte, geht Suthor davon aus, dass der Sport schon seit über 70 Jahren zum Sportangebot vom TV Lobberich gehört. „Genau kann man es gar nicht mehr sagen“, sagt Herbert Tüffers, der selber seit 20 Jahren diesem Mannschaftssport frönt. Als sich die Sportgruppe, in der er aktiv war, auflöste, weil sie zu klein geworden war, suchte sich Tüffers etwas Neues und entdeckte den Faustball für sich. „Es macht einfach Spaß und hält fit“, bemerkt Hans Willi Lersbacher, der ebenfalls schon seit 20 Jahren Faustball spielt und das mit zwei künstlichen Hüftgelenken.
Bei der Gymnastik sei er angesprochen worden, ob er nicht Lust hätte beim Faustball mitzuspielen, erinnert sich Wolfgang Heidland. Das war vor anderthalb Jahren. Er hatte Lust und ist seitdem ein begeisterter Faustballspieler. „Die Gemeinschaft ist sehr schön. Wir sind schon eine tolle Gruppe“, fügt Wolfgang Werner an, der vor rund einem Jahr zu der Sportgruppe stieß.
Aktuell sind es zehn Männer im Alter zwischen 35 und 79 Jahren, die sich einmal in der Woche zum gemeinsamen Faustball spielen treffen. Trainiert wird jeden Dienstag von 19 bis 20.30 Uhr. Es könne aber auch schon mal 21 Uhr werden, fügt Tüffers lächelnd hinzu.
Faustball ist eine Randsportart. Es gibt zwar eine Bundesliga sowie Europa- und Weltmeisterschaften, aber olympisch ist der Sport nicht. „Wir würden uns freuen, wenn wir weitere sportbegeisterte Männer für den Faustball gewinnen könnten. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht“, sagt Tüffers. Wer Lust hat kann einfach an einem Dienstagabend um 19 Uhr zur Halle kommen und mitspielen. „Man kann zwei- bis dreimal kostenfrei zur Probe mitspielen“, sagt Lersbacher. Wer Spaß am Faustball hat und regelmäßig kommen möchte muss dafür dann allerdings in den TV Lobberich eintreten.
Aktuell liegt der Jahresbeitrag bei 102 Euro pro Jahr. Mit dem Eintritt können gleichzeitig die weiteren sportlichen Angebote des Vereins genutzt werden. Dabei gibt es teilweise Sportangebote, bei denen ein zusätzlicher finanzieller Zuschlag fällig wird. Dazu gehören beispielsweise Tennis und die Wassergymnastik.