St. Joseph: Auf dem Weg zur Grabeskirche

Die Entscheidung steht bevor: Das Gotteshaus könnte in Zukunft als „Kolumbarium“ dienen.

Viersen. Eine schon seit geraumer Zeit diskutierte Zukunftsmöglichkeit für einen bedeutenden Viersener Kirchenbau nimmt konkretere Formen an. Der Projektausschuss des Kirchenvorstands von St. Joseph hat in Absprache mit dem Generalvikariat in Aachen die nächsten Schritte dafür vereinbart und den "Projektfahrplan aktualisiert", wie es heißt (siehe Kasten).

Und die Auswertung der vor gut vier Wochen durchgeführten Kurzbefragung zum Thema Umwandlung von St.Joseph in eine Grabeskirche liegt ebenfalls vor. Der vier Fragen umfassende Bogen wurde von 904 Bürgern ausgefüllt. Fast die Hälfte der Befragten kann sich die Kirche als Begräbnisort für sich oder Angehörige vorstellen.

Aber: Die grundsätzliche Überlegung, aus St. Joseph ein "Kolumbarium" zu machen, trifft eben auf ein geteiltes Echo. Viele Gemeindemitglieder befürchten, ihren "Ort des Gebetes, des Lebens und der Begegnung" zu verlieren, ist zu hören.

So antwortet eine Seniorin, die den Familiengottesdienst besucht, spontan auf die Frage nach ihrer Meinung, sie sei das Thema Leid: "Wenn ich was zu sagen hätte... ich bin ja hier geboren!" Ihre Begleiterinnen nicken zustimmend und bekunden ihren Ärger und ihre Befürchtungen, dass es zum Verlust der Kirche kommt.

Waltraud Thissen spricht sich für eine Mischnutzung aus: "Die Kirche sollte beides sein: Grabeskirche, in der auch Gottesdienste abgehalten werden." Das ist auch die Meinung eines Mitgliedes des Projektausschusses, das nicht genannt werden möchte. Der Mann nennt das Vorbild Erfurt, in der die Seitenschiffe einer Kirche für die Urnen vorgehalten werden, das Mittelschiff aber weiterhin für Gottesdienste zur Verfügung steht.

Aber es sei noch zu früh, man wolle nicht so viel Unruhe in der Gemeinde schaffen. Jedoch solle man bedenken, dass St. Joseph der "Mittelpunkt der Südstadt" sei und man nicht umsonst so viele Altenstätten, Kindergarten oder Schule um diesen Mittelpunkt gruppiert habe.

Ein anderer Kirchgänger, Markus Schmid, der, obwohl er nicht mehr zur Gemeinde gehört, immer noch die Gottesdienste vor Ort besucht, sagt: "Die fetten Jahre sind vorbei." Er würde auch einer Mischnutzung zustimmen, damit die Kirche den Bürgern erhalten bleibe. Eine Grabeskirche sei für viele "ein schwerer Brocken".

Der Organist, Thorsten Konigorski, mahnt im Gespräch mit der WZ, man stecke in Überlegungen und es sei noch zu früh für konkrete Meinungsbilder. Man müsse die Wirtschaftlichkeitsberechnung abwarten und den tatsächlichen Sanierungsbedarf von St. Joseph.

Doch mit Blick auf die Kirchgänger stimmt auch er zu: "Sicher, wenn man persönlich und emotional mit der Kirche verbunden ist, sieht man das anders." Er selber sei erst seit kurzem dort tätig.

Der anschließende Gottesdienst hat zum Thema: "Sich nicht alles gefallen lassen"...