Winterdienst im Kreis: Der Eisspion ist unterwegs
Bernd Wiemann fährt um 2.30 Uhr durchs Kreisgebiet und kontrolliert, ob die Straßen glatt sind.
Viersen. Bernd Wiemanns Wecker ist ein Thermometer. Wenn es in der Nacht schrillt, weiß er, dass er die Straßen im Kreis Viersen in Augenschein nehmen muss. Bernd Wiemann ist nämlich sieben Tage bzw. Nächte in der Woche als Eisspion im Einsatz, danach klingelt das Thermometer in sieben Nächten bei einem Kollegen. Dann ist Wiemann wieder an der Reihe. In dieser Woche hat der 40-Jährige Dienst.
Am Abend stellt er sein Thermometer so ein, dass es sich meldet, wenn die Außentemperatur nachts bei drei Grad oder darunter liegt.
Dann setzt sich der stellvertretende Leiter des Kreis-Betriebshofs in seinen Jeep und fährt markante Stellen ab, wie er sagt. Eine ist zum Beispiel eine Waldschneise am Kloster Mariendonk, auch an der Kreisstraße 35 bei Elmpt lohnt es sich genauer hinzuschauen.
Entweder sieht er im Licht seiner Autoscheinwerfer, ob’s glatt ist, oder er steigt aus und leuchtet mit der Taschenlampe. Für den eigentlichen Eis-Test braucht er keine Hilfsmittel. "Das funktioniert visuell. Ich gucke, ob sich Eisblumen oder Reifröschen gebildet haben", erklärt Wiemann seine "Spionage-Tätigkeit".
Nur selten macht er einen Bremstest. Wenn sein Befund positiv ausfällt, kommt ein so genannter Aufsatzstreuer an seinem Jeep zum Einsatz. 750Kilogramm Streusalz hat er im Gepäck. Sieht er, dass sein Streuen nicht ausreicht, alarmiert er die Kollegen, die mit drei großen Streu-Lkw ausrücken.
In der Nacht zu Dienstag hat er selbst sein Auto gegen einen großen Streuwagen eingetauscht. Um 6.30 Uhr war er wieder am Betriebshof - und ist gleich da geblieben, bis 15.45Uhr. Ist die Straßenlage entspannter, fährt er nach seiner zweistündigen Runde wieder nach Hause.
Die komplette "Spion-Tour" zeichnet er auf einem Diktiergerät mit, alles muss festgehalten werden: "Die Temperatur, die Strecke, ob ich gestreut habe oder nicht, ob’s bewölkt ist oder nicht, ob Niederschlag fällt", zählt Wiemann auf.
Überrascht ist er in der Nacht vom Surren seines Thermometers nicht. "Ich verfolge den Wetterbericht. Außerdem kann man anhand der Luftfeuchtigkeit vorher einiges erahnen."
Seit 1990 ist der 40-Jährige als Eisspion im Einsatz. In diesem Jahr hat er seit dem 10. November Saison, die im März oder April endet. Auf die Frage, ob ihm das frühe Aufstehen und der Gang in die Kälte nichts ausmacht, reagiert er mit Unverständnis. "Wieso? Bäcker zum Beispiel müssen doch auch so früh raus."
Zudem ist er ein Winter-Mensch, mag Schnee, der der Landschaft ein ganz anderes Bild gebe. "Leider schneit es am Niederrhein selten." Immerhin einen Winter-Vorteil erlebt Wiemann bei seinen Eisspion-Touren: "Die klare Luft ist toll", sagt er.