Jubiläum des Vereins für Kabinenroller 121 Messerschmitt-Kabinenroller kommen am Niederrhein zusammen

Willich · Die Kabinenroller von Messerschmitt wurden von 1953 bis 1961 gebaut. Die Flitzer wurden bald von größeren Autos abgelöst. 121 Enthusiasten trafen sich in Willich.

Die Messerschmitt-Kabinenrollern machten einen Ausflug zur Kempener Propsteikirche.

Foto: Messerschmitt-Club

(svs) Heute gilt bei Autos das Prinzip „immer größer“. Geländelimousinen (SUV) und ähnliche Gefährte bringen Hightech, Komfort, sind teuer, groß und verbrauchen viel. In den 1950er-Jahren war der Trend anders. Vor allem Kabinenroller standen hoch im Kurs. Goggomobil und Isetta sind legendär – ebenso wie der Messerschmitt Kabinenroller, der von 1953 bis 1961 gebaut wurde. „Es war damals der Düsenjäger des kleinen Mannes“, erzählt Achim Lüdecke. Der Grefrather ist Gründungsmitglied des Messerschmittvereins Deutschland, der vor 50 Jahren in Willich gegründet wurde. Als einer von vier Gründern ist er bis heute dabei.

Jedes Jahr um Himmelfahrt treffen sich die Vereinsmitglieder aus der ganzen Republik. In diesem Jahr fand das jährliche Treffen anlässlich des Jubiläums am Gründungsort in Willich statt. „Das ist eine ganz besondere Gemeinschaft. Ich habe meinen ersten Kabinenroller 1972 geschenkt bekommen. Damals konnte man sie für 50 oder 100 Mark kaufen. Heute sind es Sammlerstücke, in ganz Deutschland gibt es noch rund 400 angemeldete Fahrzeuge“, erzählt Lüdecke.

Rund 200 Kilogramm schwer
und zehn PS stark

Die kleinen, schlanken und leichten Flitzer, nur gut 200 Kilogramm bringen sie – ohne Fahrer – auf die Waage, mit den drei Rädern hatten eine Leistung von, je nach Modell, um die zehn PS. „Aber damit lässt sich hervorragend fahren. Ich plane sogar jetzt eine Tour hoch zum Nordkap“, erzählt Lüdecke.

Er selbst will sich aber explizit nicht in den Vordergrund drängen. Wichtig ist ihm der Verein. „Wir treffen uns jedes Jahr. Tatsächlich war es ein relativ normales Treffen, trotz des runden Jubiläums“, erzählt er. Dazu zählten auch gemeinsame Ausfahrten nach Brüggen oder zum Freilichtmuseum Grefrath. Auch eine rheinische Spezialität gab es für die Teilnehmer. „Wir sind mit ein paar Leuten zur Frau eines Mitglieds gefahren, die mehrere Grillagetorten gebacken hat“, erzählt er und lacht.

Die Transportkapazität der Flitzer sei auch nicht zu unterschätzen. „Man glaubt es nicht, aber als meine Frau, eine Musikerin, schwanger war, habe ich mal gleich zwei schwangere Frauen mit Geige darin transportiert“, erzählt er und lacht. Heute sind die Kinder längst erwachsen. Der Rentner hat ihnen eigene Messerschmitts besorgt und besitzt damit vier dieser Gefährte.

Es sei ein ganz eigenes, ein schönes Fahrgefühl und ein Teil der Jugend, schwärmt der Kabinenroller-Fan. Und auch die Gemeinschaft unter den Enthusiasten sei groß. „Wenn wir zusammenkommen und man mit jemandem mal nichts sonst zu reden hat: Über die Messerschmitts, sei es die Technik oder Anekdoten, gibt es immer etwas“, sagt er.

Geschraubt wird natürlich selbst, Ersatzteile gibt es über den Verein. Lüdecke kann sich ein Leben ohne seine Messerschmitts nicht vorstellen. Auch nicht nach mehr als 50 Jahren.

(svs)