Vynhoven-Jahr in Neersen Besonderer Vortrag über Gerhard Vynhoven

Neersen · Marcus Optendrenk referierte anlässlich des 350. Todestags von Gerhard Vynhoven in der Neersener Pfarrkirche. Der NRW-Finanzminister und Historiker rückte den Dreißigjährigen Krieg in den Mittelpunkt.

 Markus Optendrenk, NRW-Finanzminister und Historiker, präsentierte viele Informationen zum historischen Kontext der Kapelle Klein-Jerusalem.

Markus Optendrenk, NRW-Finanzminister und Historiker, präsentierte viele Informationen zum historischen Kontext der Kapelle Klein-Jerusalem.

Foto: Norbert Prümen

Die Kapelle Klein-Jerusalem „steht auf Schiefbahner Grund, aber sie gehört zur Gemeinde St. Maria Neersen.“ Mit diesen Worten löst Uwe Schummer in der Pfarrkirche St. Maria Neersen bei den Besuchern ein Schmunzeln aus. Diese Tatsache, die auf die Kurkölnische Zeit zurückzuführen ist und die immer wieder für ein wenig Diskussion sorgt, ist vielen in dem gut besuchten Kirchenraum bekannt. Schummer, der der Interessengemeinschaft Kapelle Klein-Jerusalem angehört, betont, dass es sich bei dieser um einen Diamanten in der Gemeinde handle, denn ein zweites Klein-Jerusalem, in dem der Anfang und das Ende Jesu in dieser Weise nachempfunden seien, gebe es weltweit nicht.

Wobei das aktuelle Jahr ein Jubiläumsjahr ist. Der Todestag Gerhard Vynhovens, des Erbauers der Wallfahrtskapelle Klein-Jerusalem, jährt sich zum 350. Mal. Dieses Jubiläum ist der Anlass für die Interessensgemeinschaft und die Pfarrgemeinde, nicht ein Fest, sondern ein Jahr mit gleich 24 Veranstaltungen zu präsentieren. „Wir freuen uns, dass wir den Historiker und NRW-Finanzminister Markus Optendrenk in unserem Jubiläumsjahr für einen historischen Vortrag gewinnen konnten“, leitet Schummer über.

Optendrenk lässt die Zeit, in der Vynhoven lebte, lebendig werden. Er nimmt die Zuhörer mit in die brisante Ausgangslage, in der sich die Menschen am Mittleren Niederrhein zu dieser Epoche befanden. „Neersen war damals über Jahrhunderte hinweg ein Grenzort im Nordwesten des Kürfürstentums Köln“, berichtet der 54-Jährige.

Eine Zeit, in der der 1596 geborene Vynhoven als katholischer Geistlicher lebte. Dazu kam der Dreißigjährige Krieg, der 1618 in Böhmen durch den berühmten Prager Fenstersturz ausgelöst wurde. Optendrenk referiert zur Glaubensfrage, die nicht nur Kriege auslöste, sondern Menschen auch zu Pilgerreisen bewegte. Welche Motive es waren, die bei Vynhoven letztendlich zu einem dreijährigen Aufenthalt im Heiligen Land führten, sei heute nicht klar. Optendrenk spricht von dem „vielleicht einschneidendsten Ereignis im Leben des Gerhard Vynhoven, dem wir vermutlich den Wallfahrtsort Klein-Jerusalem verdanken.“

Bevor es an den Bau der Kapelle ging, habe sich Vynhoven 1642 dem kaiserlichen General Jan van Werth als Hofkaplan und Feldprediger angeschlossen. Bis zum Kriegsende 1648 habe er zum engsten Umfeld des Generals gehört und sei geistlicher Betreuer der Soldaten gewesen. 1656 habe Vynhoven die Kapelle in seinem Auftrag bauen lassen. In der Oberkirche sei ein Nachbau des Heiligen Grabes von Jerusalem und in der Unterkirche die Geburtsgrotte von Bethlehem entstanden.

„Als Gerhard Vynhoven 1674 verstarb, da hatte er einen kleinen Wallfahrtsort geschaffen, in dem er seine eigenen Lebenserfahrungen in beeindruckender Weise umgesetzt hat. Klein-Jerusalem ist ein Ort, der nicht nur seinen Zeitgenossen einen Eindruck vom historischen Jerusalem gebe sollte“, sagt Optendrenk. Es sei ein Ort des Friedens, der Freude und der Einheit mit Gott entstanden, fügt er an. Optendrenk bezeichnet die Wallfahrtskapelle als Ort des Glaubens, der zeige, dass Kriege, Streit und Not nicht das letzte Wort sind.