Anrath: Herr Schmitz geht in Rente
Stadtverwaltung: Streetworkerin Marion Tank hat seit elf Jahren einen Diensthund. Der arbeitet Nachfolger Lehmann ein.
Anrath. Mit seinen elf Jahren ist er zweifelsohne der jüngste Mitarbeiter der Stadt Willich. Und dennoch darf sich Herr Schmitz auf seine Rente freuen. Denn seit etwa einem dreiviertel Jahr arbeitet er seinen Nachfolger ein.
Herr Schmitz ist ein Hund mit Beruf. Er ist offizieller Diensthund von Marion Tank, der Streetworkerin für die Stadtteile Anrath und Schiefbahn. Sein Nachfolger ist Herr Lehmann. Der ist zwar gerade mal 14 Monate alt, aber schließlich hat auch Herr Schmitz seinen Job früh angetreten: Seit elf Jahren ist er Diensthund bei der Stadt.
"Mit Schmitz an der Seite kommt man schneller mit Jugendlichen ins Gespräch. Da war er mir am Anfang eine sehr große Hilfe", erklärt Marion Tank. Die Erzieherin hat ihn als Diensthund anerkennen lassen, um mit ihm auf Spielplätze und in öffentliche Gebäude zu dürfen. Inzwischen ist er auch zu einem Schutz geworden: "Wenn ich nachts im Stadtgebiet unterwegs bin, bin ich schon froh, ihn an der Seite zu haben."
Aggressiv musste das 54 Kilo schwere Tier noch nicht werden, aber in Schutz genommen hat es sein "Frauchen" schon. "Ein alkoholisierter Mann ist mir zu nah’ gekommen. Da hat sich Schmitz zwischen ihn und mich gestellt", erinnert sich Tank. Durch die tägliche Zusammenarbeit erkenne der Hund Gefahrensituationen: "Er merkt, wenn ich nervös werde. Wir sind ja oft 24 Stunden zusammen."
Die Jugendlichen kommen bestens mit ihm aus, denn Schmitz war immer mittendrin: "Er wollte immer dabei sein und mitspielen, auch beim Basketball oder Fußball. Wenn die Jugendlichen Fingerboard spielen, hebt er regelmäßig das Board auf, wenn es den Jugendlichen herunterfällt."
Dass elf Jahre bei einem Hund seiner Größe alles andere als jung sind, merkt Tank fast täglich: Mit einer Arthrose hat Herr Schmitz zu kämpfen, er schläft viel - und wenn bei den Jugendlichen richtig Remmidemmi angesagt ist, sucht er sich ein ruhigeres Plätzchen. "Er hat sich seinen Ruhestand verdient", findet Marion Tank.
Damit jedoch sein unvergleichlicher und für den Job wichtiger Charakter nicht verloren geht, ist Schmitz seit einem dreiviertel Jahr nicht mehr allein unterwegs. Herr Lehmann kam als Welpe dazu und schaut sich einiges ab.
"Zunächst hatten wir Sorge, dass das alles nicht funktioniert, weil Schmitz den Lehmann nur angeknurrt hat. Inzwischen ist aber die Rollenverteilung klar und die zwei lieben sich heiß und fettig", erzählt Marion Tank.
Schmitz legt viel Wert auf die Ausbildung seines Nachfolgers. "Da, wo wir uns den Mund fusselig reden, braucht er nur einmal zu knurren", lacht Tank. Bei der Ausbildung scheint sich Herr Lehmann auch den Umgang mit den Jugendlichen abgeschaut zu haben.
"Am ersten Tag ist er noch hinter die Bauwagen verschwunden, als er das erste Skateboard sah. Jetzt rennt er ganz jeck den Skateboards hinterher", erzählt Tank. Wie lange Herr Schmitz noch mit zur Arbeit kommt, kann sie nicht absehen. "Wenn ich merke, dass es für ihn nicht mehr schön ist, wird nur noch Lehmann mitkommen."