Betreutes Wohnen wird zehn Jahre alt
Vorst. Der 38-jährige Marco aus Grefrath lässt seine Klappmaul-Puppe „Filly“ munter drauflos plappern, Pascal bringt wenig später seine Gitarre mit und singt dazu seine selbst geschriebenen Texte.
Kurz davor hat eine siebenköpfige Trommlergruppe für Unterhaltung gesorgt, Frank intoniert dabei „So ein Tag, der dürfte nie vergehen“.
Viele Männer und Frauen waren gut drauf, als jetzt im Begegnungszentrum an der Vorster Lindenallee 12 der erste runde Geburtstag gefeiert wurde. Denn das betreute Wohnen (BeWo), das der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für die Gehandicapten aus Kempen, Grefrath, Tönisvorst und Krefeld anbietet, gibt es seit nunmehr zehn Jahren.
„Das sind unsere Kunden“, sagte Margit Schmidt, die für Kempen und Tönisvorst die Teamleiterin ist. Derzeit sind es in der gesamten Region insgesamt 64 Bewohner, die teilweise erst in stationären Einrichtungen gelebt und dann den Sprung in die Fast-Selbstständigkeit geschafft haben. Denn nach wie vor werden sie in ihren Wohnungen in verschiedener Intensität von den LVR-Mitarbeitern betreut, so unter anderem bei der Haushaltsführung, beim Umgang mit dem Geld, bei der Freizeitplanung oder beim Aufbau sozialer Kontakte.
Einer der BeWo-Kunden ist der St. Töniser André, der seit Geburt eine starke Sehschwäche hat. Der 47-Jährige arbeitet werktags im HPZ Hochbend, lebt mit einem Mitbewohner in einem Appartement in der Apfelstadt. „Das klappt wunderbar“, erzählt André. Viele der Gäste in der Vorster Zentrale, in der ferner seit 1981 in den oberen Etagen zwei Achter-Wohngruppen stationär betreut werden, hatten sich in Schale geworfen, auch mit den Mitarbeiterinnen ein leckeres Buffet aufgebaut.
Einer der ersten, die das BeWo vor zehn Jahren in Anspruch nahmen, ist der heute 62-jährige Sigmar. „Noch ein Jahr, dann gehe ich in Rente“, sagt der Grefrather, der im HPZ in Breyell arbeitet. Er gehört gemeinsam mit Uschi, Moni, Anneliese, Frank, Michael und Peter zum Trommler-Ensemble. Einige Gratulanten kommen vorbei, so der Grefrather Bürgermeister-Kandidat Volkmar Josten, der in Vorst wohnt. Und die Regionalleiterin vom HPH (Heilpädagogische Hilfen) der Region West, Stefanie Minnaert, spricht bei der kurzen Begrüßung davon, dass sich das BeWo aus kleinsten Anfängen heraus sehr gut entwickelt habe und zu einem Aushängeschild geworden sei.
Bester Stimmung ist ebenfalls die 26-jährige Nicole, die in einer Oedter Wohnung lebt. Sie ist auch auf dem offiziellen BeWo-Flyer abgebildet. Nicole arbeitet im HPZ Vinkrath in der Telefonzentrale und in der Montage. „Wir setzen gerade Kästen zusammen, in die Schwimmbadbesucher ihre Wertsachen tun können“, erzählt sie.