Was ist Ihr
Lieblingsgetränk?
Serie Auf einen Latte Macchiato mit Rebecca Hermes Strahlende Augen sind der Lohn ihrer Arbeit
Tönisvorst · In unserer neuen Serie „Auf ein Getränk mit ...“ stellen wir Menschen aus der Region vor.
Rebecca Hermes ist Abteilungsleiterin beim Heilpädagogischen Zentrum (HPZ). Sie kümmert sich um die betriebsintegrierten Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in einem Unternehmen außerhalb der Werkstatt und das mit Herzblut.
Rebecca Hermes: Am liebsten trinke ich einen Latte Macchiato mit Milchschaum.
Die Karte in Ihrem Büro ist voll mit Fähnchen. Wofür stehen diese Fähnchen?
Hermes: Jedes Fähnchen in der Karte, die den Kreis Viersen und Krefeld samt der näheren Umgebung zeigt, repräsentiert einen Außenarbeitsplatz. Es sind fast 200 Fähnchen und ein jedes steht für einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz eines Menschen mit Behinderung. Es sind allesamt Menschen mit Handicap, die in einem Unternehmen außerhalb der Werkstatt beschäftigt sind. Und genau das ist mein Einsatzgebiet.
Was machen Sie genau?
Hermes: Ich gehöre zum Team von injob beim Heilpädagogischen Zentrum, kurz HPZ genannt. Ich bin Abteilungsleiterin für Einzelaußenarbeitsplätze und betreue die Menschen, die aus einer Werkstatt des HPZ in den ersten Arbeitsmarkt gehen. Zudem bin ich für die Akquise dieser Arbeitsplätze zuständig. Außerdem fällt auch die Bildungsarbeit innerhalb der Werkstatt in meinen Verantwortungsbereich.
Das hört sich nach einem breiten Aufgabenpaket an.
Hermes: Das ist es auch. Aber es macht sehr viel Spaß. Das Schönste ist, wenn man in strahlende Mitarbeiteraugen blickt, weil sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen und dort zu Hause sind. Wenn alles so aufgeht, wie ich es mir bei der Vermittlung vorgestellt habe, dann ist das einfach ein toller Lohn für die Arbeit.
Wie läuft eine
Eingliederung in einen
Außenarbeitsplatz ab?
Hermes: Zunächst einmal brauchen wir Arbeitgeber, die sich vorstellen können, einen Menschen mit Handicap einzustellen. Diese Jobangebote werden in unseren Werkstätten aufgehängt. Jeder Werkstattmitarbeiter hat so die Möglichkeit sich zu bewerben, egal welche Behinderung vorliegt. Wir schauen auf die Fähigkeiten, die ein Bewerber mitbringt und prüfen, ob das zum Arbeitsangebot passt. Ist das der Fall, gibt es ein persönliches Kennenlernen und wir zeigen die Rahmenbedingungen vor Ort. Stimmt die Chemie auf beiden Seiten, können eine Hospitation oder direkt ein Praktikum folgen. Ein Praktikum geht über vier Wochen. Es kann sich ein weiteres, ebenso langes Praktikum anschließen, bevor die Entscheidung fällt, ob der betriebsintegrierte Arbeitsplatz genommen wird. Der Mensch mit Handicap wird aber weiterhin als Mitarbeiter unserer Werkstatt geführt. Das heißt, er ist über das HPZ versichert und erhält auch sein Gehalt von dort, wobei sich der Arbeitgeber daran beteiligt. Wir betreuen diese Außenarbeitsplätze natürlich weiter. Ein Jobcoach begleitet die Arbeit und steht bei Fragen zur Verfügung. Es gibt auch ganze Arbeitsgruppen, die ein eigenes Team bilden und von einem Gruppenleiter betreut werden, der immer präsent ist. Im Niederrheinischen Freilichtmuseum arbeitet eine solche Gruppe zum Beispiel im Tante Emma Laden.
Was wünschen Sie
sich betreffend Ihre Arbeit?
Hermes: Dass die Arbeitgeber offener werden und für sich die Möglichkeit in Betracht ziehen, einen Menschen mit Handicap einzustellen. Es macht das Arbeitsleben bunter. Es gibt mehr Bereiche, in denen gearbeitet werden kann, als man denkt. Die Palette reicht vom Bauhof über die Landwirtschaft und Produktion bis hin zur Kita und zum Zahnarzt. Wir haben tolle Arbeitgeber, die mit uns zusammenarbeiten. Ich bin jedem Einzelnen dankbar, dass er dafür den Mut gefunden hat.
Fällt Ihnen spontan jemand für die nächste Folge ein?
Hermes: Ja, da muss ich überhaupt nicht lange überlegen. Ich denke an Beate Stumpe. Sie ist eine Gastmutter im Bereich LiGa, was für Leben in Gastfamilien steht. Sie gibt auf diesem Wege seit über 20 Jahren Menschen mit Behinderung ein Zuhause.