Ausschuss in Willich Grabenstraße wird zur „Lebenswerten Straße“ umgebaut

Willich · Die Willicher Grabenstraße soll demnächst umgestaltet werden. Die Bäume erhalten nun mehr Platz, die Verkehrsführung wird verändert. Was der Planungsausschuss beschlossen hat.

So könnte eine „lebenswerte Grabenstraße“ in Willich demnächst aussehen. Das Bild wurde bereits dem Planungsausschuss präsentiert.

Foto: MUST Städtebau GmbH BDA

(djm) Die Grabenstraße in Willich soll zur „Lebenswerten Straße“ umgestaltet und gestalterisch sowie funktional aufgewertet werden. Im Planungsausschuss stellte Stadtplaner Robert Broesi (Geschäftsführer MUST Städtebau GmbH; Köln) die Ergebnisse des Projektes für den Straßenabschnitt von Brauerei-Straße bis Friedrichstraße vor.

Der Hintergrund: Im August 2023 hatte der Planungsausschuss zugestimmt, mit Überlegungen zur Grabenstraße an einem „kostenlosen Kommunalcoaching“ teilzunehmen.

Neben MUST sind in diesem Projekt als „Konsortium“ das Wuppertal Institut und das UPLabs beteiligt. Das Projekt „Lebenswerte Straßen“ verfolgt bundesweit die Ziele Klimaanpassung, Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Verkehrswende.

Für die Grabenstraße in Willich stellte Broesi vier Ziele vor: Stärkung der Vitalität der Platanen, mehr Raum für Fußgänger, Gewährleistung der Barrierefreiheit sowie Reduzierung des „motorisierten Individualverkehrs“. Letzteres soll dadurch erreicht werden, dass die Grabenstraße in diesem Abschnitt zur Einbahnstraße (mit Fahrtrichtung Neusser Straße und Fahrradverkehr in beide Richtungen) wird. Das ist aus Expertensicht verkehrstechnisch unbedenklich.

Die große Herausforderung sei der Erhalt der großen Platanen, so Broesi. Aktuell haben diese kaum Platz für die Wurzeln und sind deswegen in ihrer Vitalität eingeschränkt. Es gibt aber eine technische Lösung über sog. „Wurzelbrücken“, die unter der Straßenpflasterung eingearbeitet werden und Luft für die Wurzeln schaffen. In Willich muss dafür der Mittelteil der Grabenstraße (Fahrbahnbereich) um 10 Zentimeter höher gelagert werden. Der Fußgängerbereich an beiden Seiten bleibt aber auf dem heutigen Niveau. Diese Veränderung lasse sich auf beiden Seiten auch mit den Hauseingängen vereinbaren, so Broesi. Zusätzlich sollen Bänke zwischen den Bäumen montiert werden. Klare Aussage des Planers: „In diesem Straßenabschnitt gibt es keine Stellplätze für Autos.“ Um die Straße in das Gesamtbild des Bereichs einzubinden, soll sie mit Betonpflaster wie auf der Friedrichstraße belegt werden.

Er zeigte eine Visualisierung, die die Politiker überzeugte. Christoph Tepper (CDU) wollte wissen, welche Lebensdauer Platanen haben und wie teuer die Wurzelbrücken sind. Platanen könnten – wenn genug Wasser und Luft für die Wurzeln da ist – sehr alt werden, so Broesi. (Botaniker geben – bei einem geeigneten Umfeld - eine Lebensdauer von 150 bis 1000 Jahre an. Platanen sind frosthart und hitzeresistent.) Die Wurzelbrücken kosten 800 Euro je Quadratmeter (für das Gesamtprojekt rund 850 000 Euro), aber da es sich um eine Maßnahme zur Klimaanpassung handele, gebe es Fördermittel des Landes. Für Tepper sei klar, dass die Platanen eingehen werden, wenn nichts getan werde. Karl-Heinz Koch (FDP) verwies darauf, dass die Grabenstraße eine „eingetragene Allee“ ist. Durch die Umgestaltung werde die Innenstadt interessanter. Er regte aber an, auch den Abschnitt Brauerei- bis Neusser Straße in die Überlegungen – womöglich modifiziert – einzubeziehen.

Ausschussvorsitzender Sascha Faßbender fasste zusammen: „Ich finde es toll. Das ist, was wir wollen.“ Die Verwaltung soll jetzt eine Vorplanung unter Einbeziehung der Strecke bis zur Neusser Straße erstellen. Außerdem soll sie prüfen, welche Fördermittel dafür möglich sind.

(djm)