Eingewebte Büsche in Willich Gespinstmotte sorgt für Angst bei vielen Bürgern
Willich · Viele Büsche in der Region sind derzeit komplett von einer Art Spinnweben überzogen. Das verstört oder verängstigt viele Bürgerinnen und Bürger. Revierförster Cornelius Sels erklärt, was es damit auf sich hat.
(svs) Viele Anrufe erreichen derzeit die Verwaltung der Stadt Willich, aber auch den zuständigen Revierförster der Region, Cornelius Sels. Hintergrund: Büsche oder Bäume sind komplett von einer Art Spinnweben eingesponnen. Die Verunsicherung ist so groß, dass die Stadt sogar eine Pressemitteilung herausbrachte, um zu beruhigen. Doch was hat es mit dem Phänomen auf sich?
„Viele Bürgerinnen und Bürger sehen die komplett eingewobenen Pflanzen und denken gleich an den Eichenprozessionsspinner, der bekanntlich durchaus gefährlich ist. Aber der lebt, wie der Name sagt, erstens ausschließlich auf Eichen. Außerdem sind seine Nester vergleichsweise klein, es sind Gespinste, die irgendwo im Baum hängen, niemals aber den ganzen Baum einspannen. Hier sehen wir das Werk der harmlosen Gespinstmotte“, erläutert Sels.
Die Falter sind in der Region heimisch und hochspezialisiert. „Dass sie derzeit so gehäuft auftreten ist eine weitere Auswirkung der Klimakrise. Warme Frühjahre begünstigen ihr Vorkommen. Es handelt sich um haarlose, gelblich-grüne Raupen mit schwarzen Punkten. Es gibt davon viele unterschiedliche Unterarten, die auf spezifische Pflanzen spezialisiert sind. Zum Beispiel auf Pfaffenhütchen, Traubenkirsche, Weiden oder Pappel. Die werden dann komplett eingesponnen. Das passiert etwa bis Mitte Juni. Das Gespinst soll die Tiere vor Fressfeinden schützen. Im Juni wandern sie dann ins Wurzelwerk und verpuppen sich, im Juli schlüpfen die weißen Falter, die ebenfalls schwarze Punkte haben“, erläutert Sels.
Dabei könne es auch vorkommen, dass die Motten verhungern, wenn Pflanzen zu vereinzelt stehen. „Da sie so spezialisiert sind, sterben sie, wenn sie den Baum kahl gefressen haben und keinen anderen gleicher Art finden. Sie sind dann zu spezialisiert“, betont Sels. Für die Pflanzen sei das übrigens meist kein Problem. „Man könnte meinen, dass die Pflanze daran eingeht. Aber wenn sie abgefressen werden, bilden die Bäume und Büsche Ende Juni die sogenannten Johannestriebe. Ihnen ist dann nicht mehr anzusehen, dass sie noch Tage oder Wochen vorher komplett kahl gefressen waren“, erläutert Sels.
Sorgen müssten sich Bürger also nicht machen. Die Motte sei für Bäume fast, für den Menschen vollständig ungefährlich. „Eigentlich sind die Gespinste doch ganz schön. Ich empfehle, sich einfach an diesen silbrigen Konstrukten zu erfreuen“, sagt er. Sie stünden allerdings für Klima- und Biodiversitätskrise. „Das Klima begünstigt sie. Außerdem werden Fressfeinde wie Schlupfwespe, Raubwanze und manche Vögel seltener. Das ist natürlich ein Problem – die Motte selbst aber keineswegs“, sagt er.